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Atheismus und Christentum

Ausgangstext der Diskussion 27.12.2017: http://blog.wolfgangfenske.de/2017/12/27/schwere-wege/

Schwere Wege - von Wolfgang Fenske
Veröffentlicht am 27. Dezember 2017

Gott geht mit manchen seiner Kinder einen sehr schweren, eiskalten Weg.
Wir können die Schwere nicht wegreden – wir wollen es auch gar nicht.
Wir können den Weg auch nicht schön sehen und fühlen – er bleibt sehr, sehr schwer,
mit seinen Schmerzen, mit seinen tiefen Fragen, mit seinen Enttäuschungen und Einsamkeiten.

Unsere Welt verspricht Wege, unbeschwert, locker, leicht, glücklich, hell.
Von solchen Werbe-Wegen träumen Menschen und wir lassen uns von ihnen anstecken.
Dabei vergessen wir ganz zu lernen, das wahre Leben in den Blick zu bekommen.
Wir lernen nicht vorzusorgen: Wie will ich dunkle, schwere Wege gehen?
Weil wir es nicht geübt haben, steinige Wege zu gehen, stolpern wir, verzagen, verbittern, lösen uns auf im seelischen Schmerz.

Auch der schwere Weg ist Teil unseres Lebensweges,
den Weg, den wir nicht allein gehen müssen, ihn mit Gott gehen können.
Nicht, weil wir so stark, tapfer, klarsichtig, großartig, euphorisch sind,
Dieser schwere Lebensweg spiegelt – verzerrt zwar – aber er spiegelt das Leiden Jesu: Sein Leid ist unser Leid, unser Leid ist sein Leid.

Gottes warme Hand berührt unser Eis.

 

Diskussionsfaden
6 Kommentare/ Antworten

 

Holger Gronwaldt
27. Dezember 2017 um 10:11 Uhr

Gott geht mit manchen seiner Kinder einen sehr schweren, eiskalten Weg.

Mit oder ohne Gott, die einen trifft es hart, andere haben ein leichtes Leben.

Ich empfinde es als ziemlich weit hergeholt, hierfür einen Gott ins Spiel zu bringen. Es kann allerdings sein, dass einige wenige Menschen, die im Leben nicht gut wegkommen, einen kleinen Trost darin finden, wenn sie sich einreden können, dass ihnen ihr Gott damit eine Prüfung auferlegt und sie in einem anderen „Leben“ dafür entschädigt werden. Aber auch eine tröstliche Illusion bleibt immer noch eine Illusion.

Es bleibt dagegen immer noch ein Zeichen menschlicher Größe, das Leben so zu nehmen, wie es sich einem gegenüber gestaltet und das beste daraus zu machen.

Zynisch dagegen wird es – was wohl auch des öfteren vorkommt – wenn einem Leidenden eingeredet wird, dass sein Leiden eine Strafe für begangende Sünden ist, entweder die eigenen oder die von Vorfahren, wie es die Bibel mehrfach suggeriert.

Wir lernen nicht vorzusorgen:

Wozu auch? Jesus hat es ja lt. Bergpredigt verboten: „Darum sorgt nicht für den andern Morgen; denn der morgende Tag wird für das Seine sorgen.“ Mt 6,34

Dieser schwere Lebensweg spiegelt – verzerrt zwar – aber er spiegelt das Leiden Jesu: Sein Leid ist unser Leid, unser Leid ist sein Leid.

Klingt ein bisschen nach „Mutter“ Teresa: auch sie hat Menschen bewusst leiden lassen, weil sie sie Jesu Leiden spüren lassen wollte.

Könnte aber auch heißen: nur wer wie Jesus leidet, kommt auch in den Himmel und wem es auf Erden gut geht, dem ist die Hölle sicher.

Leider ist das Leben viel komplexer als manche es sich in religiöser Naivität ausmalen können. (Womit ich nicht den Blogmaster meine!)

 

Wolfgang Fenske
27. Dezember 2017 um 17:45 Uhr

Dass man leidet, weil man eine Sünde begangen hat – diese Interpretation kann dem einen oder anderen sicher helfen. Das ist aber nicht jesuanisch. Sicher wieder atl. Dass man leiden soll, damit man Leiden bewusst spürt – diese Interpretation kann sicher auch anderen helfen. Und diese führte vermutlich bei Mutter Teresa aber dazu, sehr vielen Menschen zu helfen und ihnen Nähe zu geben. Ich finde Mutter Teresa komplexer als es immer wieder suggeriert wird. Meine Intention ist die: Wie Jesus das Leiden bekämpfen – aber gleichzeitig leiden lernen. Das kann dann hilfreich sein, wenn man sein Leiden oder das der anderen nicht bekämpfen kann. Das menschliche Leben ist auch komplexer: Leiden ist manchmal unabänderlich. Doch wie geht man dann damit um? Wo finde ich Hilfe, damit umzugehen? Da bietet der christliche Glaube eine große Hilfe. Wenn aber Leiden nicht unabänderlich ist, dann muss man dagegen angehen. Und das ist ja vielfach in Diakonie und Caritas der Fall. Ich möchte nur an Wichern erinnern, an die Bodelschwinghs… – es sind so viele, die gegen das Leiden der unterschiedlichsten Art in der Nachfolge Jesu angegangen sind. Behinderte, Kranke, Gefangene, Waise, … – diese Bekämpfer des Leidens mögen ihre Schattenseiten gehabt haben. Aber sie sind aus ihrer Zeit heraus gegen das Leiden vieler Menschen angegangen. In der Kirchengeschichte wimmelt es nur von solchen Menschen. Natürlich wimmeln auch andere. Aber sie sind nicht der Maßstab für das, was relevant ist. Glaubende darf man nicht unbedingt Naivität unterstellen. Es gibt natürlich auch – aus der Sicht derer, die den Durchblick haben – naive Glaubende. Aber: Naive Glaubende verstehen manchmal mehr von allem als diejenigen, die ihnen unterstellen, naiv zu sein. Das ist kein Dampfgeplauder. Das hängt mit der in einem anderen Blog genannten transzendenten Ebene zusammen. Diese Glaubende, wie auch immer sie ihre Welt interpretieren, stehen tapfer ihr Leiden durch, weil sie sich an Gottes Hand festhalten, sie versuchen sich und anderen zu helfen aus lauter Mitleid, sie sind fröhlich – trotz aller Schicksalsschläge, weil sie wissen, dass sie trotz dieser in Gottes Hand liegen und auch in ihr vollendet werden. Ich habe Menschen kennen gelernt, die nicht so intensiv gefragt haben und alles durchdrungen haben, wie ich es versuche. Aber sie haben ihr Leben in bewundernswerter Weise gelebt. Auch dann, wenn sie geweint haben und sich die Warum-Frage gestellt haben. Dann aber die Tränen weggewischt haben mit dem Ärmel und lächelten, weil sie Gottes Welt ahnten. Das habe ich natürlich nicht häufig erlebt. Aber habe es erlebt. Und für diese Erfahrungen bin ich sehr dankbar, denn auch sie haben meinen Glauben geprägt.

 

Holger Gronwaldt
27. Dezember 2017 um 20:26 Uhr

Wie jemand mit den Widrigkeiten des Lebens umgeht, macht den Menschen aus und da gibt es großartige Menschen sowohl unter den Christen als auch unter Nichtchristen.
Wobei die Frage ist, wer mehr Größe und Würde zeigt: derjenige, der seine Situation deshalb mit Langmut trägt, weil er auf einen Ausgleich im Jenseits hofft oder derjeninge, der es einfach trägt, weil er die „Schuld“ weder bei sich noch bein anderen sucht?

 

Wolfgang Fenske
28. Dezember 2017 um 14:52 Uhr

Warum vergleichen? Es ist bewundernswert, wenn Menschen mit Schicksalsschlägen umgehen können. Ob mit Glauben oder ohne Glauben. Nur eben: Der Glaube hilft dabei.
Es ist gut, wenn Menschen gesund werden, ob mit oder ohne Medikamente. Aber sie helfen manchmal dabei.

 

Holger Gronwaldt
29. Dezember 2017 um 13:36 Uhr

Warum vergleichen? Es ist bewundernswert, wenn Menschen mit Schicksalsschlägen umgehen können. Ob mit Glauben oder ohne Glauben. Nur eben: Der Glaube hilft dabei.

Es macht m. E. schon einen Unbterschied, ob ein Mensch das Leben nimmt, wie es ist und sich auch den Widrigkeiten stellt oder ob jemand sich der Illusion hingibt, für hier erduldetes Leiden an einem anderen Ort vielfach entschädigt zu werden. Da ist ein Vergleich schon sinnnvoll, zumal sich Konsequenzen daraus ergeben.

Es ist gut, wenn Menschen gesund werden, ob mit oder ohne Medikamente. Aber sie helfen manchmal dabei.

Es gibt z. B. Menschen, die Krankheiten für eine Fügung ihres Gottes halten und es somit eine Sünde wäre, mit medizinischen Mitteln die Krankheit zu bekämpfen. Das kann natürlich jeder für sich entscheiden, aber wenn diese Menschen solches für ihre Kinder bestimmen und sie damit dem Tode widmen, hört der Spaß auf! Kommt in den USA (nur dort?) leider öfter vor und nicht immer werden die Eltern jurisitsch zur Rechenschaft gezogen, aus „Respekt“ vor ihrem Glauben!

 

Wolfgang Fenske
30. Dezember 2017 um 10:57 Uhr

Dass Sie Gott nicht für real halten – ist mir inzwischen klar geworden. Aber darin unterscheiden wir uns eben – sonst hätten wir ja nicht so viel miteinander zu diskutieren.
Sie sprechen häufig Extreme an. Dass es Extremisten auch unter Christen gibt – dem widerspreche ich nicht.
Aber ich habe das in einen anderen Kontext gestellt: Es ging nicht um Medikamente. Die waren nur metaphorisch. Für mich ist der Glaube eine Größe, die das Leben erleichtert und eben manche diese wunderbare Möglichkeit nicht annehmen (können), weil sie lieber allein alles durchstehen wollen – warum auch immer.

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