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Atheismus und Christentum

Ausgangstext der Diskussion 29.12.2017: http://blog.wolfgangfenske.de/2017/12/29/bibel-raum/

Bibel-Raum - von Wolfgang Fenske
Veröffentlicht am 29. Dezember 2017

Wenn wir ein Haus betreten, betreten wir erst das Foyer. Wir können uns einstimmen. Kinos haben ihren besonderen Vorraum, Theater, Verwaltungsgebäude.

Wenn wir mit Gott in Beziehung treten, dann betreten wir zuerst das Foyer – die Kirche. Sie ist der Vorraum zur Gottesbegegnung. Wenn wir Zeitschriften anschauen oder Bücher – es gibt einen „Vorbereitungsraum“. Das Deckblatt, die Startseite, die einleitenden Worte der Herausgeber, das Inhaltsverzeichnis… Wenn wir in der Bibel lesen, aus Glauben lesen, dann müssen wir uns selbst das Foyer bilden: Den Raum, in dem wir die Bibel lesen wollen, besonders gestalten, vielleicht, eine Kerze anzünden, eine Blume hinstellen… – aber vor allem: das Gebet. Das Gebet ist der Raum, in dem wir uns auf die Begegnung vorbereiten.

 

Diskussionsfaden
4 Kommentare/ Antworten

 

Holger Gronwaldt
29. Dezember 2017 um 11:35 Uhr

Wenn wir in der Bibel lesen …

… dann sollten vor allem unseren Verstand nicht abschalten und und von jeglicher Indiktrination lösen, die uns zu den Bibelgeschichten widerfahren ist.

Erbsünde? Jahwe verflucht und bestraft die gesamt Menschheit, nur weil Eva ihren natürlichen (d. h. von ihrem Gott eingegebenen) Drang folgte und ihre Neugier befriedigen wollte?

Unbedingter Gehorsam? Abraham ist bereit, seinen Sohn umzubringen, nur weil er glaubte, dass Jahwe dieses Opfer von ihm verlangte und ist nun „Vorbild“ dafür, dass man diesem Gott mehr gehorchen soll als der Liebe zu seinem eigenen Kind?
„Gott will es!“ dient also als Rechtfertigung für das schlimmste aller Verbrechen?

Menschenopfer? Jephta (Ri 11,28-40) geht einen Kuhhandel mit seinem Gott ein und der lässt sich darauf ein, wohl wissend, dass er ein Menschenopfer zu erwarten hat.

Jesus verflucht einen Feigenbaum, weil er außerhalb der Saison keine Früchte trägt.

Die Aufzählung lässt sich noch lange fortsetzen. Wer also in der Bibel liest, sollte sorgfältig darauf achten, nicht irgendwelchen unsinnigen aufzusitzen und wohlmöglich falsche Schlüsse daraus zu ziehen.

Ich fürchte, Gebete wären da eher kontraproduktiv, Verstand einschalten umso nötiger.

 

Wolfgang Fenske
29. Dezember 2017 um 13:34 Uhr

Gebet und Verstand. Keine Alternative.
Die angesprochen Themen sind wieder äußerst komplex – ich konzentriere mich im Augenblick auf andere. Morgen kommt die Hölle dran.
Abraham: Ablösung des Kindermords durch Tieropfer – also ein spannender Moment in der Religionsgeschichte. Jesus und Feigenbaum: Naturwunder als Gleichnis – spannend zu lesen, in welche Kontexte der Text eingebunden worden ist. (ich gehe jetzt nicht darauf ein.) Jephtah wie die Salzsäulen u.v.a. sollen eine Tradition erklären bzw. eine sonderbare Naturerscheinung… Usw. Wenn man also mit dem verstand liest, dann erkennt man eine Menge hinter dem Text.

 

Holger Gronwaldt
29. Dezember 2017 um 14:18 Uhr

Abraham: Ablösung des Kindermords durch Tieropfer – also ein spannender Moment in der Religionsgeschichte.

Es geht nicht in erster Linie darum, was damals angeblich passiert ist (ob es einen Abraham je gegeben hat, ist ungewiss), sondern darum, wie die Geschichte auch heute noch rezipiert wird.
Wenn man Abraham als „Vorbild“ für bedingungslosen Gehorsam – zu Recht auch als Kadavergehorsam bezeichnet – hinstellt, hat man mit Sicherheit eine ethisch verwerfliche Einstellung, allerdings auch eine, die von der „Botschaft“ der Bibel gedeckt wird, bis ins NT hinein: Du sollst Gott mehr gehorchen als den Menschen (Apg. 5,29).

Jesus und Feigenbaum: Naturwunder als Gleichnis – spannend zu lesen

Wo soll denn da ein Naturwunder sein? Ein solches läge vor, wenn der Feigenbaum auch außerhalb der Erntezeit essbare Früchte getragen hätte, damit Jesus sich daran hätte laben können.
So aber ist es Beleg für seine Charakterschwäche, dass er einen völlig unschuldigen Baum dafür bestraft, dass er ihm nicht zu Willen ist, obwohl das für den Baum wegen der falschen Jahreszeit auch nicht möglich gewesen wäre.
Ganz abgesehen davon, dass die Geschichte auch kein Gleichnis ist, sondern literarisch so behandelt wird, als hätte es sich um eine wahre Begebenheit im Leben Jesu gehandelt.

Wenn man also mit dem verstand liest, dann erkennt man eine Menge hinter dem Text.

In der Tat kann man viele dieser Texte durchschauen, wenn man sie mit dem Verstand liest und nicht einem die theologischen Winkelzüge bei der Interpretation schon das Gehirn vernebelt haben.

 

Wolfgang Fenske
30. Dezember 2017 um 10:51 Uhr

Habe im Augenblick keine Zeit, das mit Hilfe des Textes argumentativ zu vertiefen.

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