Blog-Diskussionen

Atheismus und Christentum

Ausgangstext der Diskussion 21.01.2018: http://blog.wolfgangfenske.de/2018/01/21/gott-ist-allmaechtig/

Gott ist allmächtig - von Wolfgang Fenske
Veröffentlicht am 21. Januar 2018

Das Thema wurde schon verschiedentlich hier im Blog angesprochen. Aus meiner Sicht bestimmt nicht unsere Vorstellung von Allmacht das, was allmächtig bedeutet, sondern Gott bestimmt unsere Definition von allmächtig.

Das Wort allmächtig ist ein Teil unserer unvollkommenen Sprache. Es wird menschliche Macht potenziert: ein mächtiger Mensch ist mächtig, ein noch mächtigerer Mensch ist mächtiger – die Götter sind allmächtig.

Christen sind frei. Sie müssen diesen Begriff nicht gedankenlos aus anderen Religionen, Vorstellungen usw. übernehmen, sondern lassen ihn von Gott her bestimmt sein. Der christliche Glaube ist immens bestimmt auch von dem Kreuzestod Jesu, in dem der allgemeine Gedanke, der vordergründige Gedanke der Allmacht Gottes zerstört wird.

Glaube ist ein Ausdruck dafür, dass ein Mensch in einer Gottesbeziehung steht. Beziehungen sind lebendig, sie reagieren auf Situationen, auf Befindlichkeiten… So ist auch der Glaube lebendig, seine Wahrheit lebt aus der Beziehung zu Gott.

Entsprechend ist auch das Bekenntnis: Gott ist allmächtig, ein Bekenntnis, das aus persönlicher Beziehung zu Gott heraus gesprochen wird, eingebettet in das Bekenntnis der Glaubenden seit jeher.

Eingebettet in das Bekenntnis der Glaubenden seit jeher können Menschen aus dieser persönlichen Beziehung zu Gott solche Erfahrungen der Hilfe, der Gebetserhörung machen.

Aber weil es ein Ausdruck der Beziehung ist, hat auch die Erfahrung, dass Gott Hilfe verweigert keine größere Aussagekraft über die Existenz Gottes als die Erfahrung der Hilfe. Wie auch an Tod und Auferstehung Jesu zu sehen ist. Christen leben ihre Glaubens-Beziehung, weil Gott das Zentrum ist – nicht das von ihnen situativ gewünschte Handeln Gottes bestimmt die Beziehung. Gottes Geist bestimmt sie.

 

Diskussionsfaden
13 Kommentare/ Antworten

 

Holger Gronwaldt
21. Januar 2018 um 11:32 Uhr

Sorry, aber da ist wieder mächtgiv viel Wortgeklingel drin. Deshalb greife ich nur einen Absatz heraus:

Glaube ist ein Ausdruck dafür, dass ein Mensch in einer Gottesbeziehung steht. Beziehungen sind lebendig, sie reagieren auf Situationen, auf Befindlichkeiten… So ist auch der Glaube lebendig, seine Wahrheit lebt aus der Beziehung zu Gott.

Wenn dem so wäre, dann gäbe es viele, viele Wahrheiten, denn es gibt ja auch viele Gläubige, die an viele verschiedene Götter glauben.

Das würde aber dem Wahrheitsbegriff zutiefst widersprechen, denn auf ein Objekt bezogen kann es nur eine Wahrheit geben: Entweder gibt es den einen allmächtigen Gott als Urheber des Universums, dann kann es aber den christlichen Gott nicht geben, denn Allmacht und Allgüte sind angesichts der Realität dieser Welt logisch unvereinbar.

Zudem kann eine „Gottesbeziehung“ immer nur einseitig sein: der Mensch glaubt, er habe eine Beziehung, aber er erhält keine Rückmeldung außerhalb von Illusion, der jeweilige Gott bleibt stumm. Nur der Mensch meint, dass er Antwort von seinem spezifischen Gott erhielte und typischerweise kommt diese Antwort von ebenso vielen Göttern, wie es Götter gibt, die in der Fantasie der Menschen existieren. Und in allen zeigt sich der Gott ohnmächtig.
Wenn Sie solche Sätze formulieren:
„Aber weil es ein Ausdruck der Beziehung ist, hat auch die Erfahrung, dass Gott Hilfe verweigert, keine größere Aussagekraft über die Existenz Gottes als die Erfahrung der Hilfe.“
dann ist das nichts weiter als ein Immunisierungsversuch. Der christliche Gott hilft ja nicht, wie im NT versprochen, also muss man einen Weg finden, ihn zu rechtfertigen. Ein weiteres Problem für den Gläubigen, das sofort verschwindet, wenn man diesen Gott als nichtexistent betrachtet.

Diese Welt macht viel mehr Sinn, wenn man sie ohne jeglichen Gott posutliert, denn jede Gottesvorstellung stößt früher oder später in ihren Konsequenzen auf Unverträglichkeiten mit der Realität.

 

Wolfgang Fenske
24. Januar 2018 um 7:16 Uhr

Für Sie macht eine Welt ohne Gott vielleicht Sinn – für mich nicht. Weil er für mich Realität ist. Dass Gott Hilfe verweigert – nein, das entspricht nicht meiner Erfahrung. Sie werden sagen: Die Hilfe wäre auch so gekommen, hat mit Gott nichts zu tun. Aber Ihre Antwort entspricht eben nicht meiner Erfahrung.
Dass es unterschiedliche Götter gibt – ich wiederhole mich: Der Geist Gottes als Schöpfer ist im Menschen als Ahnung vorhanden. Er versucht ihn zu greifen – und das eben in unterschiedlicher Art und Weise. Jede Religion meint, ihn richtig ergriffen zu haben. Auch der christliche Glaube. Darum ist die Diskussion zwischen den Religionen so wichtig, damit Menschen dann die Möglichkeit haben, den wahren Gott zu erkennen. Dass Gott keine Antwort gibt – die Erfahrung machen viele Religionen eben nicht. Gott ist nicht eng, er kann sich allen zuwenden. Er ist schließlich der Erhalter – und Vollender. Im christlichen Glauben hat er sich vor allem in Jesus Christus den Menschen zugewendet – samt seinem wirksamen Geist.

 

Holger Gronwaldt
24. Januar 2018 um 11:21 Uhr

Für Sie macht eine Welt ohne Gott vielleicht Sinn – für mich nicht. Weil er für mich Realität ist.

Und woran machen Sie das fest?

Dass Gott Hilfe verweigert – nein, das entspricht nicht meiner Erfahrung.

Das ist aber die Erfahrung vieler verzweifelter Eltern, deren Kinder an unheilbaren Krankheiten leiden und sterben und vieler, vieler anderer Menschen in Notsituationen. Was zeichnet Sie gegenüber diesen Menschen aus, dass Sie meinen, Ihr Gott hilft Ihnen und den anderen nicht?

Jede Religion meint, ihn richtig ergriffen zu haben. Auch der christliche Glaube. Darum ist die Diskussion zwischen den Religionen so wichtig, damit Menschen dann die Möglichkeit haben, den wahren Gott zu erkennen.

Können Sie irgendwelche Kriterien nennen, anhand derer man entscheiden könnte, wer die „Wahrheit“ hat und wer nicht?

Gott ist nicht eng, er kann sich allen zuwenden.

Und warum tut er es dann nicht? Glaube ist ausschließlich an Tradition gebunden. Menschen haben ein bestimmtes Gottesbild, weil sie es in ihrem kulturellen Umfeld eingetrichtert bekommen haben. Gotteserkenntnis aus sich heraus gibt es nicht.

Im christlichen Glauben hat er sich vor allem in Jesus Christus den Menschen zugewendet – samt seinem wirksamen Geist.

Komisch nur, dass die „Wirksamkeit“ seines Geistes mit dem Fortschritt der Wissenschaften immer mehr nachgelassen hat.

 

Wolfgang Fenske
27. Januar 2018 um 8:37 Uhr

Sie können also beurteilen, wo der Geist Gottes wirkt, wenn Sie sagen, dass der Geist Gottes mit dem Fortschritt der Wissenschaft immer mehr nachgelassen hat? Der Geist Gottes ist Gottes Schöpferkraft. E hat dem menschen den verstand gegeben, Gottes Schöpfung nachzuspüren – so sahen und sehen es wohl die glaubenden Wissenschaftler. Wir hatten das Thema schon.
Anderes wird im Rahmen der Theodizee vielleicht angesprochen werden.

 

Holger Gronwaldt
27. Januar 2018 um 10:02 Uhr

Sie können also beurteilen, wo der Geist Gottes wirkt, wenn Sie sagen, dass der Geist Gottes mit dem Fortschritt der Wissenschaft immer mehr nachgelassen hat?

Soll das eine Unterstellung sein? Sie wissen doch genau, dass ich „Gottes Geist“ für eine Fiktion halte, ihn also auch nirgendwo wirksam sehe.

E[r] hat dem menschen den verstand gegeben, Gottes Schöpfung nachzuspüren – so sahen und sehen es wohl die glaubenden Wissenschaftler.

Der überwiegende Teil der WIssenschaftler glaubt nicht an einen Gott und von denen, die das tun, dürfte nur eine verschwindend kleine Minderheit an einen Gott glauben, der etwa „Herr der Geschichte“ ist oder in das Leben einzelner Menschen direkt eingreift.

Ein Wissenschaftler muss nämlich in der Lage sein, rational zu denken und die Vorstellung eines Gottes, der sich angesichts unseres gewaltig großen Universums persönlich um die kleinen Belange von kleinen Lebewesen auf einem kleinen Himmelskörper am Rande einer von Humderten von Milliarden Galaxien kümmert, ist der Gipfel der Irrationalität.

Da wäre es doch schon beinahe vernünftig zu glauben, dass er/sie/es Millionen von Engeln ausschickt, die das für ihn erledigen. Indes, auch dafür fehlt jeder überzeugende Hinweis.

 

Wolfgang Fenske
28. Januar 2018 um 8:47 Uhr

Gott und Geschichte steht noch aus. Ich weiß. Aber anderes haben wir schon angesprochen.

 

Holger Gronwaldt
28. Januar 2018 um 13:34 Uhr

Aber anderes[?] haben wir schon angesprochen.

Angesprochen heißt aber noch lange nicht ausdiskutiert und wenn wir z. B. das Stichwort „Theodizee“ betrachten, dann hat die Theologie die Debatte verloren, wie Sie selbst zugestanden haben.

 

Wolfgang Fenske
29. Januar 2018 um 18:06 Uhr

Leider kann man blogmäßig kaum etwas ausdiskutieren. Die Grenzen des Blogs. Theologie hat in der Debatte um die Theodizee verloren? „Die“ Theologie – oder nur Antworten „einzelner“ Theologen?

 

Holger Gronwaldt
30. Januar 2018 um 14:35 Uhr

Leider kann man blogmäßig kaum etwas ausdiskutieren.

Das ginge aber sehr viel besser, wenn Sie nicht ständig neue Threads aufmachen würden, aber langsam hege ich doch den Verdacht, dass Sie das genau deshalb tun, um eine vertiefende Diskussion zu erschweren oder gar unmöglich zu machen.

Es sind mitnichten die Grenzen eines Blogs, denn diese Grenzen ziehen Sie selber, bzw. werfen Sie ständig Nebelkerzen.

Es gibt halt doch zu viele Aspekte, die einem Theologen unangenehm sind, weil er entweder gar nicht oder nur mit dogmatischen Affirmationen darauf antworten kann.

Theologie hat in der Debatte um die Theodizee verloren? „Die“ Theologie – oder nur Antworten „einzelner“ Theologen?

Sowohl als auch. Seit fast 300 Jahren, genauer, seit dem 01. 11. 1755 ist nämlich die Theologie in Gestalt ihrer Vertreter nicht in der Lage, dem realen Geschehen in Lissabon damals und allen ähnlichen Ereignissen, bei denen viele Menschen durch „Gottes Natur“ zu Schaden kamen, einen Sinn zu geben, bzw. eine nahcvollziehbare Erklärung zu finden. Das weiß ich, das wissen Sie und alle anderen Theologen und trotzdem wird fast immer so getan, als existiere dieses Problem nicht, obwohl die Lösung ganze einfach – allerdings nicht im Sinne der Theologie – ist: den allgütigen, allmächtigen Gott der christlichen Vorstellung KANN es nicht geben!

 

Wolfgang Fenske
30. Januar 2018 um 17:48 Uhr

Ich habe den Blog seit Jahren. Ich gestalte den Blog seit eben Jahren vielfältig und hege nicht den Wunsch, das nur wegen unserer Diskussion einzuschränken.
Mit dem Thema Theodizee sind wir noch nicht fertig. Morgen kommt erst einmal Hans Scholl an die Reihe.

 

Holger Gronwaldt
23. Januar 2018 um 9:30 Uhr

Gott bestimmt unsere Definition von allmächtig.

Das dürfte schwerlich möglich sein, denn es gibt mehrere Religionen, deren Götter Menschen sich als allmächtig denken, sodass der Begriff „Gott“ ohne weiteres Attribut wie „christlich“ oder „der Muslime“, usw. nicht eindeutig genug ist.

Zudem ist das Wort „allmächtig“, auch „omnipotent“ in seinem semantischen Gehalt so klar, dass es daran gar nichts zu deuteln gibt: ein „allmächtiger“ Gott kann alles, seinem Handeln sind keine Grenzen gesetzt. Diese Bedeutung ergibt sich notwenidgerweise aus der Erkenntnis des einzelnen Menschen, dass für ihn diese Grenzen sehr wohl bestehen, dass er selbst sogar Dinge nicht tun kann, die anderen Menschen mühelos gelingen. Deshalb dürften Allmachtsfantasien die Menschheit von Anfang an begleitet haben. Und einen solchen Allmachtsgedanken dann auf ein imaginäres Wesen zu projezieren, ist nur konsequent.

Sie räumen das ja auch in Ihrem zweiten Absatz ein, wobei der in klarem Widerspruch zum ersten steht, indem Sie zutreffend steigern: mächtig -> mächtiger -> allmächtig und damit den Begriff sehr wohl in unserer Sprache als integrativen Bestandteil verorten. Das ginge auch gar nicht anders, denn alle unsere abstrakten Vorstellungen sind daran gebunden, dass wir Worte haben, mit denen wir sie artikulieren können und sei es im stummen Selbstgespräch.

Christen sind frei. Sie müssen diesen Begriff nicht gedankenlos aus anderen Religionen, Vorstellungen usw. übernehmen, sondern lassen ihn von Gott her bestimmt sein

Auch wieder unzutreffend, denn „frei sein“ bedeutet nichts anderes, als das wir in unseren Entscheidungen keinerlei äußeren Zwängen unterworfen sind. Das hat zunächst mit Religion nichts zu tun. Und Christen sind überhaupt nicht frei, denn sie sind in allen ihren Entscheidungen den Einschränkungen ihres Glaubens unterworfen. Jesus gesteht ihnen in der Bergpredigt nicht einmal die Freiheit der Gedanken zu, weil er schon den bloßen, aber in seinen Augen falschen, Gedanken zur Sünde erklärt.

 

Wolfgang Fenske
23. Januar 2018 um 19:41 Uhr

Ein Wort wird aus dem Kontext heraus bestimmt. Ich muss zu meinem Gesagten noch ergänzen: Gottes Allmacht wird nicht allein vom Kreuz bestimmt, sondern auch davon, dass er Jesus Christus auferweckt hat.
Oh, ein neues Thema, das wir unterschiedlich interpretieren: Freiheit.

Ich werde das aber jetzt nicht kommentieren. Andere Themen sind noch offen. Ich werde die Kommentare auch kommentarlos einstellen – ich denke, dass ich morgen dazu komme, meine Sichtweisen dazu anzumerken.

 

Holger Gronwaldt
23. Januar 2018 um 20:03 Uhr

Gottes Allmacht wird nicht allein vom Kreuz bestimmt, sondern auch davon, dass er Jesus Christus auferweckt hat.

Wofür es außer ein paar sich widersprechenden Texten, die Jahrzehnte nach dem behaupteten Ereignis verfasst wurden, nicht die Spur eines Beleges gibt. Und da ein solches Ereignis sämtlichen Kenntnissen, die wir über komplexes Leben haben, zuwider läuft, ist es überaus vernünftig, davon auszugehen, dass es nie stattgefunden hat.

Original-Blog: http://blog.wolfgangfenske.de

Diskussionstexte: http://blog-diskussionen.wolfgangfenske.de

Impressum: https://www.wolfgangfenske.de/impressum-datenschutz.html

Wolfgang Fenske © 2018