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Atheismus und Christentum

Ausgangstext der Diskussion 31.01.2018: http://blog.wolfgangfenske.de/2018/01/31/theodizee-5-hans-scholl/

Theodizee 5: Hans Scholl - von Wolfgang Fenske
Veröffentlicht am 31. Januar 2018

Die verschiedenen Reaktionen auf die Theodizee-Frage der Familie Scholl
Vorherige Beiträge:

Hans Scholl, Medizinstudent/Sanitäter, geht wieder ganz anders mit Leiden um als die zuvor Genannten. Aufgrund seiner Erfahrungen mit verletzten Menschen scheint er zunächst leichter mit Leiden umzugehen. Dann lernt er, das Leiden nicht mit Härte zu überspielen. Er hatte eine Audition („eines Tages ist dann von irgendwoher die Lösung gefallen. Ich hörte den Namen des Herrn und vernahm ihn“ [22.12.1941]) – was er erlebt hat, ist nicht mehr deutlich – und danach hat er das Beten wieder gelernt – das heißt, es ist für ihn die „Quelle der Kraft“ (25.1.1942) geworden. Am 7.12.1941 schreibt er: „Ich will weit gehen, so weit als möglich, auf den Bahnen der Vernunft; jedoch ich erlebe, wie ich ein Geschöpf aus Natur und Gnade bin, einer Gnade allerdings, die die Natur voraussetzt“ (das heißt nach O. A., dass man handeln muss, um der Gnade Gottes teilhaftig zu werden). Er sieht vor allem auch aus den Erfahrungen des Russlandfeldzuges heraus: Gottlose (Nationalsozialisten und Bolschewisten) bringen das Leiden über die Welt und er hofft, dass die Gottlosigkeit beseitigt werde, damit eine religiöse Erneuerung stattfinden könne (31.7.1942). Leiden ist für Hans Scholl die Voraussetzung für die Wiedergeburt (Taufmetapher) (24.8.1942), schon Mai 1941: „Aus Trümmern steigt der junge Geist empor zum Licht“ – oder der Tod ist die Voraussetzung dafür, dass Leben wertvoll ist (2.9.1942). Und dann kommt das Engagement gegen das, was leiden lässt – die nationalsozialistische Ideologie: Es sind die Flugblätter zu nennen. So heißt es im 4. Flugblatt (Juli 1942) http://www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/weisse-rose/61022/flugblatt-iv ): Wohl ist der Mensch frei, aber er ist wehrlos wider das Böse ohne den wahren Gott, er ist wie ein Schiff ohne Ruder, dem Sturme preisgegeben, wie ein Säugling ohne Mutter, wie eine Wolke, die sich auflöst. Gibt es, so frage ich Dich, der Du ein Christ bist, gibt es in diesem Ringen um die Erhaltung Deiner höchsten Güter ein Zögern, ein Spiel mit Intrigen, ein Hinausschieben der Entscheidung in der Hoffnung, dass ein anderer die Waffen erhebt, um Dich zu verteidigen? Hat Dir nicht Gott selbst die Kraft und den Mut gegeben zu kämpfen? Wir müssen das Böse dort angreifen, wo es am mächtigsten ist, und es ist am mächtigsten in der Macht Hitlers.

Und als Zitat von Novalis: Nur die Religion kann Europa wieder aufwecken und das Völkerrecht sichern und die Christenheit mit neuer Herrlichkeit sichtbar auf Erden in ihr friedenstiftendes Amt installieren.

Hans Scholl war sehr intensiv im christlichen Glauben eingetaucht (B. 383): Das Leben ist ein großes Abenteuer zum Lichte hin (ein Wort von Claudel franz. zitierend [16.2.1943]). Vor seiner Hinrichtung am 22.2.1943 wählte sich Hans Scholl den Psalm 90: „Herr, du bist meine Zuflucht für und für…“ und er spricht zusammen mit Pfarrer Alt den Text des Paulus aus dem 1. Korintherbrief 13 mit den berühmten Schlussworten: Es bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe…

(Literatur s. Theodizee 1-3.)

 

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