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Atheismus und Christentum

Ausgangstext der Diskussion 20.12.2017: http://blog.wolfgangfenske.de/2017/12/20/erbitterte-feinde-jesu-fuehre-uns-nicht-in-versuchung/

Erbitterte Feinde Jesu + Führe uns nicht in Versuchung - von Wolfgang Fenske
Veröffentlicht am 20. Dezember 2017

(Wenn real existierende Personen das auf sich beziehen wollen, dann auf eigene Gefahr. Es handelt sich um einen kleinen kirchengeschichtlichen Exkurs über uns Menschen.)

Mit der Geschichte vom Kindermord in Bethlehem zeigt Matthäus, dass Jesus schon als Säugling Feinde hatte, erbitterte Feinde. Nicht erst als Erwachsener Feinde, die ihn ans Kreuz schlugen. Die Feindschaft gegen Jesus hörte nicht auf. Die Gegner sind erbittert durch die Jahrhunderte hinweg. Diese Feindschaft, so will uns Matthäus zeigen, gilt im Grunde Gott, der in Jesus Christus handelt. Der Mensch wird von einem herausgefordert, den er nicht greifen kann, den er sich nicht unterwerfen kann ohne selbst widergöttlich zu werden. Die Feinde schrecken – so ist die Erfahrung der Christen seit Beginn der Ausbreitung des Glaubens – vor nichts zurück, selbst nicht davor, Kinder, Wehrlose, Unschuldige zu ermorden.

Diese Feindschaft konnten Christen später (1. Petrusbrief usw.) nicht als eine rein innermenschliche Angelegenheit deuten. Sie übersteigt jegliches Maß an „Normalität“ und Sachlichkeit. Von daher wird sie mit dem Gegenspieler Gottes in Verbindung gebracht. Menschen lassen sich zu Werkzeugen des Widersachers Gottes degradieren – aus welchen Gründen auch immer: Angst vor Machtverlust, intellektuelle Überheblichkeit, Selbstüberschätzung, Angst davor, von der jeweiligen weltanschaulichen und religiösen Clique nicht anerkannt zu werden, um Vorteile zu bekommen – oder auch einfach nur Desinteresse, Ablenkung durch dies und das….

Das nicht nur außerkirchlich, sondern auch innerkirchlich. Was die Kirche an Judas sehen konnte. Von daher spielt Judas eine so große Rolle. Weil das Wirken gegen Gott in der Kirche selbst verbreitet ist, spalteten sich Gruppen ab, die meinten, sie wollen rein bleiben von dem Bösen. Das ist ein gutes Vorhaben und reines Streben. Die Gefahr besteht nur darin, dass man sich dann aufgrund seines Hochmuts und möglicher Lieblosigkeit wieder mit den Fesseln des Bösen bindet.

Unser Menschsein selbst ist eine Versuchung, sich als erbitterter Feind Gottes zu gebärden – auch gut gemeint. Somit sehe ich all die Brutalitäten, die in der Kirchengeschichte von Glaubenden verübt worden sind, nicht allein als Folge des Unglaubens an. Sicher sind manche Untaten entsprechend einzuordnen. Manche aber auch so, dass man aus seiner Zeit heraus meinte, besonders gläubig zu sein, und mit ihnen Gott einen besonderen Gefallen zu tun – dabei tätschelte man damit nur das eigene absurde Gottesbild. Das eigene Gottesbild wurde zum Feind Gottes, weil man meinte, mit seinem Gottesbild Gott greifen und beherrschen zu können – das heißt gleichzeitig auch, der Mensch wird zum Feind der Menschen.

Von daher ist die Bitte immens wichtig: Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Alles kann uns zur Versuchung verleiten: Selbst das tiefste Gottesbild und die besten Taten, weil mit ihnen Hochmut und Lieblosigkeit verbunden sein können. Der tiefste Glaube – der wie Paulus sagt – ohne Liebe ist, kann brutal werden. Darum ist die Bitte so notwendig: Führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse und von dem Bösen.

Das bedeutet, diese Bitte ist ein Akt der Befreiung. Wir können es nicht schaffen, nicht hochmütig und lieblos zu werden, wir können es nicht schaffen, unser Gottesbild mit Gott zu verwechseln und dadurch eben unerträglich zu werden. Gott selbst muss uns zu sich selbst befreien. Darum sind wir auch frei davon, ständig mit Angst durch die Gegend zu laufen, dass wir uns durch dieses oder jenes von Gott entfernen. In der engen Bindung an Gott geschieht Befreiung – und Vergebung.

Noch eine Anmerkung: Manche Gegner Jesu entpuppen sich als Glücksfall für die Kirche, weil sie ihr die Augen öffnen. Durch sie lernen sie, was sie an ihm Wunderbares haben: an Jesus Christus. Die Welt kann herrlich verrückt sein – wenn sie nicht ihre Verrücktheit in Brutalitäten äußert.

Ach so, ja, ich vergaß: Als Jesus mit seinen Jüngern das letzte Abendmahl zu sich nahm, sagte er, einer wird mich verraten. Und alle fragten im ersten Schock: Bin ich es?

Führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse und von dem Bösen.

 

Diskussionsfaden
1 Kommentar

 

Holger Gronwaldt
20. Dezember 2017 um 10:15 Uhr

Mit der Geschichte vom Kindermord in Bethlehem zeigt Matthäus, dass Jesus schon als Säugling Feinde hatte, erbitterte Feinde.

Und dabei gelingt es ihm mühelos, seinen Gott als Monster zu klassifizieren, denn der selbe Gott hätte natürlich auch den Kindermord (der übrigens ein reines Fantasieprodukt ist) ohne weiteres verhindern können.
Ihr Satz ist von einem starken Zynimsus geprägt!

… so will uns Matthäus zeigen …

Über die Motivation von Matthäus kann man bestenfalls wild spekulieren, jede konkrete Behauptung darüber verbietet sich aufgrund der äußerst dürftigen Quellenlage von selbst, denn über den Autoren des gleichnamigen Evangeliums wissen wir überhaupt nichts.

Die Feinde schrecken – so ist die Erfahrung der Christen seit Beginn der Ausbreitung des Glaubens – vor nichts zurück, selbst nicht davor, Kinder, Wehrlose, Unschuldige zu ermorden.

Ebenso richtig ist der Satz:
Die Christen schrecken – so ist die Erfahrung der Nicht-Christen seit Beginn der Ausbreitung des Glaubens – vor nichts zurück, selbst nicht davor, Kinder, Wehrlose, Unschuldige zu ermorden.

Von daher wird sie mit dem Gegenspieler Gottes in Verbindung gebracht.

Offensichtlich eine „moderne“ Umschreibung bei „aufgeklärten“ Christen für in Verruf geratene Ausdrücke wie „Teufel“ oder „Satan“. Trotzdem eine Kapitulationserklärung, denn damit muss man zugeben, dass der „Allmächtige“ doch nicht so allmächtig ist, wenn es ihm nicht einmal gelingt, einen „gefallenen Engel“ zur Raison zu bringen. Oder eine Bankrotterklärung des Bildes vom „lieben“ Gott, der es ohne mit der Wimper zu zucken hinnimmt, dass Menschen und leidensfähige Tiere auf grausamste Weise durch einen seiner renitenten Untergebenen gequält werden.

Unser Menschsein selbst ist eine Versuchung, sich als erbitterter Feind Gottes zu gebärden

Ist ja auch nicht weiter verwunderlich, denn schließlich sind wir dem christlichen Glauben zufolge „nach dem Bilde Gottes erschaffen“, somit also genau so grausam, rachsüchtig, usw. wie der alte Herr. Auch Jesus verlangt ja entsprechendes:“Wenn einer zu mir kommt und hasst nicht seinen Vater, Mutter, Weib, Kinder, Brüder, Schwestern, ja sein eigenes Leben, so kann er nicht mein Jünger sein.“ Lk 14,26
Nur wer das hasst, was ihm am liebsten ist, ist würdig, Nachfolger Jesu zu sein.

dabei tätschelte man damit nur das eigene absurde Gottesbild. Das eigene Gottesbild wurde zum Feind Gottes, weil man meinte, mit seinem Gottesbild Gott greifen und beherrschen zu können

Das kann man auch kürzer ausdrücken: Wie immer man sich seinen Gott vorstellt: die Vorstellung ist falsch!
Das betrachte ich als finale Bankrotterklärung jeder Theologie, denn damit geben Sie selber zu, dass man über Ihren Gott absolut nichts wissen kann und erst recht nicht, ob er überhaupt exisitert.

das heißt gleichzeitig auch, der Mensch wird zum Feind der Menschen.

Sehe ich auch so, dass Religion in erster Linie zu Hass und Gewalt verleitet.

Gott selbst muss uns zu sich selbst befreien.

Hier offenbaren Sie wieder, dass Sie sich unauflöslich in die Fallstricke verfangen haben, die Sie selber ausgelegt haben. Denn Sie machen schon wieder eine Aussage über einen Gott, über den Sie nach eigenem Bekunden nichts aussagen können und wollen daraus eine Handlungsanweisung ableiten, von der Sie dann auch wieder nicht wissen, ob sie die richtige sein kann, weil ja auch Sie einer völlig falschen Gottesvorstellung – und die schließt im Sinne der Trinität auch Jesus mit ein – unterliegen können.

Dazu siehe: "Weihnachtsgeschichten"

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