Ausgangstext der Diskussion 21.12.2017: http://blog.wolfgangfenske.de/2017/12/21/verteidiger-totengraeber/
Das meinte ich gestern: Die größten Verteidiger können die Totengräber sein. https://www.focus.de/politik/deutschland/streit-um-ruecksichtnahme-keine-weihnachtsfeier-wegen-muslima-lueneburger-schule-versinkt-in-flut-von-hassmails-und-drohungen_id_8019103.html
Wie kann man das Evangelium verteidigen, indem man so reagiert? Soziopsychologisch kann ich mir das gut vorstellen: Man klammert sich an etwas – und das wird angegriffen, nun denkt man, man müsse es mit allen verbalen Mitteln verteidigen. Es herrscht bei vielen ein großer Zorn im Land, dass einem das, was man an Gutem seit Jahrhunderten errungen hat, genommen werden soll: Die Errungenschaften der Kultur werden zugunsten irgendwelcher Leute und Ideologien aufgegeben. Dieser Zorn entlädt sich dann an diesem oder jenem Thema, vor allem, wenn man sich diesen Vorgängen hilflos ausgeliefert weiß.
Aber das entspricht ganz und gar nicht der Grundlage neutestamentlichen Glaubens. Von daher sind auch in der Vergangenheit Verteidiger oft auch diejenigen gewesen, die den Glauben in Verruf gebracht haben. Ich finde das Beispiel der Freunde Hiobs so interessant: Sie verteidigten Gott – aber Gott gab Hiob Recht. Warum? Weil sie Gott unangemessen verteidigten (wobei deren Worte noch recht moderat waren). Man muss Gott nicht verteidigen. Man kann über Gott reden, diskutieren, fragen und antworten, so gut man eben kann. Aber man muss Gott nicht verteidigen. Das tut er schon selbst.
Auch wenn diese heftigen Verteidiger keine Christen sein sollten und sich ihre Gründe aus anderen Quellen speisen sollten: Wir verteidigen auch die Errungenschaften unserer Kultur nicht, indem wir uns mit denen auf einer Stufe stellen, die sich so gebärden, als gäbe es diese Errungenschaften nicht.
Was christliche Schulen betrifft: Sie sollten überlegen, ob sie nicht von vorneherein Interessenten darauf hinweisen, dass sie eben christlich sind und entsprechend unterschreiben lassen, dass den Menschen, die sie wählen, das bewusst ist. Irgendwie muss man sich absichern, damit man nicht unter der Hand von irgendwelchen Interessengruppen umgepolt wird. Dass es manche machen, habe ich gehört. Weiß aber nicht, ob es schon allgemein Usus ist.
Aber was den konkreten Fall betrifft: s. die Mitteilung der Schule: http://www.johanneum.eu/
Aber diese Mitteilung wirft Fragen auf: https://www.focus.de/politik/deutschland/rektor-dementiert-berichte-verwirrung-in-lueneburg-weihnachtsfeier-nach-beschwerde-von-muslima-verschoben_id_8030493.html
Dazu siehe auch den nächsten Beitrag: Thema 43: Gott wurde Mensch
Holger Gronwaldt
21. Dezember 2017 um 10:58 Uhr
Dieses „Problem“ wird sich in Zukunft imer öfter ergeben, aber es ist einfach, eine Lösung dafür zu finden.
Nicht hinzunehmen ist es z. B., wenn in einer Schule nur noch eine Minderheit der Schüler einer der christlichen Sekten agehört und die Schulleitung trotzdem eine Weihnachtsfeier für alle verbindlich erklären würde. Problematisch ist es allerdings auch schon, wenn für vorgesehene Weihnachtsfeiern Unterricht ausfällt, denn auch die nicht-christlichen Schüler haben ein Anrecht auf Beschulung.
Ich kenne eine Schule, bei der zwar Weihnahctsfeiern stattfinden und sogar am Vormittag, wobei aber die Teilnahme für alle Schüler frewillig ist. Für die nicht teilnehmenden Schüler wird dann Ersatzunterricht organisiert, der auch von den Lehrern sehr gerne angenommen wird, da inzwischen ja auch ein immer größerer Teil der Lehrerschaft eine distanzierte Haltung zur religiösen Indoktrination hat und hier eine Möglichkeit sieht, im Unterricht ein Gegengewicht dazu zu schaffen.
Bezeichnend finde ich es außerdem, dass die Entscheidung der Schulleitung von „Hassmails und Drohungen“ begleitet wird. Da wird doch wieder so richtig klar, wie „friedlich“ sich Christen gebärden, wenn beim „Fest des Friedens“ demokratischen Rechten Genüge getan wird und die diktatorischen Gelüste der Christen eingeschränkt werden.