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Atheismus und Christentum

Ausgangstext der Diskussion 03.01.2018: http://blog.wolfgangfenske.de/2018/01/03/jesu-herrlichkeit/

Jesu Herrlichkeit - von Wolfgang Fenske
Veröffentlicht am 3. Januar 2018

Wir sahen Jesu Herrlichkeit, heißt es im Johannesevangelium. Die Jünger sahen in Jesus Gottes Herrlichkeit. In diesem Menschen.

Das ist das Spannende an unserem christlichen Glauben: Es ist uns ermöglicht, Gott da zu finden, wo ihn andere Religionen nicht erkennen können.

Gott der Schöpfer aller Welt ist im Menschen anwesend.

Gott der Herrscher ist im leidenden Menschen anwesend, in dem, der verfolgt wird, gefangen ist, Hunger und Durst hat, er ist erkennbar im vernachlässigten Kind, in dem grauenvollen Tod – und sogar im grausamen Kreuzestod Jesu. Er ist erkennbar in den Trauernden, denen, die unterdrückt sind und sich nach Gerechtigkeit und Frieden sehnen.

Gott ist da, wo wir ihn nicht vermuten. Wir suchen ihn im Hellen, Schönen, Fröhlichen, Machtvollen.

Jesus lehrt uns in seiner Gnade und Weisheit Gottes: Gott lässt sich finden, wo wir ihn nicht suchen. Indem er sich in den tiefsten Tiefen menschlichen Erlebens finden lässt, erkennen wir seine strahlende Herrlichkeit – oft durch Tränen hindurch.

Wir fliehen all das Dunkle – aber er sucht es auf, um uns dort zu finden, wo wir sind,

 

Diskussionsfaden
5 Kommentare/ Antworten

 

Holger Gronwaldt
3. Januar 2018 um 17:01 Uhr

Gott lässt sich finden, wo wir ihn nicht suchen

Komisch, argumentieren Theologen sonst nicht mit Mt 7,7 und Lk 11,9 „suchet, so werdet ihr finden?“ womit sie meinen, dass man den Christengott suchen muss, damit er sich zeigt/“erkennbar“ wird?
(Irgendwie habe ich im Hinterkopf, dass sogar Sie das in einem Thread so benutzt haben, leider finde ich ihn im Moment nicht.)

Wir sahen Jesu Herrlichkeit, heißt es im Johannesevangelium. Die Jünger sahen in Jesus Gottes Herrlichkeit.

Diese Zusammenstellung der Sätze scheint nahe zu legen, dass der „Johannes“, der das Johannesevangelium geschrieben hat, ein Jünger Jesu war. Das kann aber nnicht sein, da dieses Evangelium erst verfasst wurde, als alle Jünger Jesu bereits tot waren.

Das ist das Spannende an unserem christlichen Glauben: Es ist uns ermöglicht, Gott da zu finden, wo ihn andere Religionen nicht erkennen können.

Das dürfte jede andere Religion für ihren Gott entsprechend formulieren. Aber stimmt das überhaupt? Heißt es nicht sinngemäß im AT und NT, dass man Jahwe/den Christengott an seinen Werken erkennen kann (z. B. Römer 1,20)?

Sorry, aber da ist wieder viel Wortgeklingel.

 

Wolfgang Fenske
4. Januar 2018 um 8:25 Uhr

Ich verstehe die Frage zum Thema „finden“ nicht – werde das Thema jedoch im Rahmen der Bergpredigt vertiefen.
Was das Johannesevangelium betrifft: Ich meine, dass ein Kern des Evangeliums auf den Jünger Jesu zurückgeht – das dann jedoch von seinen Schülern überarbeitet wurde – auch im Versuch, die Perspektive des Lehrers beizubehalten (dazu s. das Büchlein: WF: Der Lieblingsjünger…)
Warum sollte das nicht jede Religion von sich sagen?

 

Holger Gronwaldt
4. Januar 2018 um 10:04 Uhr

Ich bezog mich auf diesen Satz von Ihnen: „Gott ist da, wo wir ihn nicht vermuten. Wir suchen ihn im Hellen, Schönen, Fröhlichen, Machtvollen.“
Das soll doch wohl ausdrücken, dass Menschen ihren/Ihren Gott am falschen Ort suchen, also die Chance, ihn dort zu finden, gegen Null geht. Mt 7,7 und Lk 11,9 behaupten aber genau das Gegenteil.

Ich meine, dass ein Kern des Evangeliums auf den Jünger Jesu zurückgeht

Das können Sie natürlich gerne meinen, belastbare Tatsache bleibt jedoch, dass das Johannesevangelium erst gegen Ende des 1. Jhdts., bzw. Anfang des 2. Jhdts. geschrieben wurde, also zu einem Zeitpunkt, als der Jünger Jesu höchstwahrscheinlich schon gestorben war. Was etwaige Schüler dann „überarbeitet“ haben, kann in der Folge dann auch nicht mehr ein Original sein, das macht die Lage noch unübersichtlicher.
Zudem dürfte der Fischersohn Johannes kaum des Lesens und Schreibens kundig gewesen sein und auch wohl kaum des Griechischen mächtig gewesen sein, in dem „sein“ Evangelium verfasst wurde.

Warum sollte das nicht jede Religion von sich sagen?

Tun sie ja auch: jede Religion „findet“ ihren Gott/ihre Götter und behautet dann, den anderen Religionen überlegen zu sein, weil nur sie den „richtigen“ Gott gefunden hätte.
Also, mit welchem Argument können Sie belegen, dass ausgerechnet der Gott, an den Sie glauben, der „wahre Gott“ ist?
Wären Sie seinerzeit in Bagdad oder in Mubai geboren, würden Sie doch höchstwahrscheinblich Allah, bzw. Krishna, Shiwa oder sonst wen für den „einzig wahren“ Gott halten. Religion ist für über 90% aller Gläubigen ein Geburtszufall bzw. -unfall und hat nichts mit Wahrheit zu tun.

 

Wolfgang Fenske
5. Januar 2018 um 8:09 Uhr

Nur kurz:
Zum Suchen und Finden – wie geschrieben – werde ich mich noch äußern im Rahmen der Bergpredigt.
Was das Johannesevangelium betrifft: Sprach ich vom Original? Für uns ist das vorliegende Johannesevangelium das „Original“. Aber: Historisch-kritische-Exegese versucht auch Stufen der Bearbeitung herauszuarbeiten. Und dann kann man schon entdecken, dass es Vorstufen gibt. Und dann ist die jeweilige Vorstufe aus unserer Perspektive das Original. Das Wort „Original“ so wie wir es verstehen, ist nicht einfach so 1:1 übertragbar. Ob manche dadurch verunsichert werden oder nicht – das dürfte doch kein Argument gegen Diskussion in der Forschung sein. Was Johannes betrifft: Keine Ahnung, ob er schreiben konnte. Man kann auch noch als junger Erwachsener schreiben lernen. Aber man konnte damals auch diktieren, wie es vermutlich Paulus tat. Und wie alt er war – darüber wird auch diskutiert.
Wenn sie meinen, dass ich, wenn ich wo auch immer geboren wäre, diese Religion angenommen und auch beibehalten hätte – schön, freut mich. Und dass ich mit jeder Religion belegen könnte, dass Gott der wahre Gott ist – auch gut. Darum tue ich es eben von meiner Lebens-Perspektive aus. Das alles ist ja nicht neu. Neu dürfte auch nicht sein, dass es in sehr vielen Völkern und Stämmen weltweit Christen gibt. Prozente haben an dieser Stelle keine Argumentationskraft. Nicht Mathe ist hier relevant, sondern soziologische und religiöse Fragestellungen.

 

Holger Gronwaldt
5. Januar 2018 um 13:37 Uhr

Und dass ich mit jeder Religion belegen könnte, dass Gott der wahre Gott ist – auch gut.

Habe ich so nicht gesagt. Jede Religion behauptet lediglich, dass ihr spezieller Gott der einzig wahre sei.
Dabei ergibt sich rein logisch, dass entweder nur eine davon richtig liegt oder alle falsch.

Neu dürfte auch nicht sein, dass es in sehr vielen Völkern und Stämmen weltweit Christen gibt. Prozente haben an dieser Stelle keine Argumentationskraft.

Auch die Tatsache, dass auch „Heiden“ Christen werden, dass Christen zum Islam überlaufen, dass Moslem zu Hindus werden, usw. ist argumentativ völlig unbedeutend.
Lediglich die Tatsache, dass immer mehr Menschen sich vn den Religionen abwenden und zu Atheisten oder zumindest zu Agnostikern werden und zwar umso öfter, je höer ihr Bildungsgrad ist, belegt, dass Religion und Wissen über die reale Welt schwer miteinander in Einklang zu bringen sind.

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