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Atheismus und Christentum

Ausgangstext der Diskussion 07.01.2018: http://blog.wolfgangfenske.de/2018/01/07/gott-macht-sich-laecherlich/

Gott macht sich lächerlich - von Wolfgang Fenske
Veröffentlicht am 7. Januar 2018

Gott macht sich für viele lächerlich:

Stirbt am Kreuz,

zeigt nicht seine Macht,

ordnet sich der Gewalt von Menschen unter,

lässt sich missverstehen,

Weil es Gott ist, der diesen Weg geht, sollte das den Menschen zum Nachdenken bringen.

Paulus bringt das zum Nachdenken. Und er formuliert das im 1 Korintherbrief Kapitel 1,18ff.-2,16.

Nicht nur dem modernen Menschen, sondern dem stolzen Menschen insgesamt ist das eine arge Herausforderung – eine Kränkung.

Größer als die sogenannten drei  Kränkungen Galileis, Darwins, Freuds.

 

Diskussionsfaden
3 Kommentare/ Antworten

 

Holger Gronwaldt
7. Januar 2018 um 13:30 Uhr

Sintemal die Juden Zeichen fordern und die Griechen nach Weisheit fragen

Also sind jetzt plötzlich „Zeichen“ wie Jesaja 7,14 obsolet? Offensichtlich legt auch Paulus sich die Sachen zurecht, wie es ihm gerade in den Kram passt, quasi als Urmodell aller Theologen.

denen aber, die berufen sind, Juden und Griechen, predigen wir Christum

Hier ist Paulus der Meinung, dass das Christentum auf diese beiden Völker beschränkt bleiben sollte.

Der Rest ist psychologisch nicht ganz ungeschickt, denn man wendet sich an alle, die im Leben zu kurz gekommen sind – auch bei den Geistesgaben – und verspricht ihnen Kompensation.

Weiterhin geschickt ist, dass Paulus behauptet, nur wer vom „Geist Gottes“ (was imer das sein mag) erfüllt ist, kann den Menschen den Weg weisen, mit Vernunft ließe sich da nichts bewerkstelligen. Also im Klartext: Alleinvertretungsanspruch der Kirche und je absurder die Lehre, desto ehe sollte sie geglaubt werden, weil sie ja „unvernünftig“ ist.

1500 Jahre später hat ja auch Luther sich vehement gegen die Vernunft gewandt:
„Die Vernunft ist die höchste Hur, die der Teufel hat.“
„Wer … ein Christ sein will, der … steche seiner Vernunft die Augen aus.“

Also auch hier wieder: Gottes Wege sind unergründlich, deshalb kannst du sie nicht verstehen, also hör auf zu denken, da ich aber den Geist Gottes habe, weiß ich genau, was er will und deshalb brauchst du nur meine Befehle zu befolgen, dann wird alles gut.
Wäre noch zu ergänzen: Und wehe, du tust es nicht, dann ist dir die Hölle sicher.

Das war 2000 Jahre lang das Vorgehen der Kirchen. Zu ihrem Bedauern kommen sie heute damit nicht mehr in dem Maße durch, wie sie es wünschen und deshalb veranstalten sie alle möglichen Klimmzüge, um ihre Schäfchen bei der Stange zu halten, zum Glück mit immer weniger Erfolg.

Nicht nur dem modernen Menschen, sondern dem stolzen Menschen insgesamt ist das eine arge Herausforderung – eine Kränkung.

Warum sollte sich ein Mensch gekränkt fühlen, nur weil jemand anderes etwas behauptet, für das er keine Belege hat?

Galilei, Darwin und Freud hatten dagegen handfeste Beweise, so dass es dem verständigen Menschen gar nicht anders möglich war, als deren Erkenntnisse zu akzeptieren, auch wenn es wehtat, weil es lieb gewonnene Illusionen von der eigenen Größe zerstörte.

 

Wolfgang Fenske
8. Januar 2018 um 9:28 Uhr

„Griechen“ heißt bei Paulus: Völker, Heiden. Griechen waren in dem Augenblick sein Missionsziel und er hat da so manchen Widerstand erfahren. Sie spotteten über ihn, als er von Auferstehung sprach, so die Apg – kennen wir.
Vernunft: Eine Diskussion der Philosophie: ist die Vernunft autark oder nicht, dominiert sie den Menschen, oder wird sie von Emotionen dominiert. Das ist keine Diskussion der Christen allein. Für Christen ist allerdings die Vernunft Teil des Menschen. Sie ist auch seinen Emotionen unterworfen.
Wenn Glaube nicht Menschen „kränken“ würde, wäre die mancherorts in vielfacher Form geäußerte Aggression nicht verständlich. Sie haben aber Recht – es liegt ein Unterschied in der Kränkung vor.

 

Holger Gronwaldt
8. Januar 2018 um 10:33 Uhr

Wenn Glaube nicht Menschen „kränken“ würde, wäre die mancherorts in vielfacher Form geäußerte Aggression nicht verständlich.

Ich bin mir gar nicht sicher, ob „Aggression“ hier der richtige Ausdruck ist. M. E. ist es meistens nur eine Reaktion auf die Versuche von Christen, sich in das Leben von Menschen einzumischen, die mit dem christlichen Glauben nichts zu tun haben, nach dem Motto: „Mir gefällt das nicht und deshalb darfst du das auch nicht tun.“, bzw. „Ich will das so und das hast du gefälligst zu respektieren, basta!“

Ich fürchte, hier ist nicht der Platz, den Stellenwert der Vernunft zu diskutieren, denn das würde ganze Bände füllen. Deshalb nur drei (von vielen möglichen) Buchempfehlungen:
Vollmer, G. „Evolutionäre Erkenntnistheorie“
Vollmer, G. „Was können wir wissen?“
Popper, K. „Objective Knowledge“

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