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Atheismus und Christentum

Ausgangstext 11.01.2018 -Text 10/10-: http://blog.wolfgangfenske.de/2018/01/11/bergpredigt-gedanken/

Bergpredigt – Gedanken - von Wolfgang Fenske
Veröffentlicht am 11. Januar 2018

Wir lesen die Bergpredigt, wir lesen davon, dass man nicht beschimpfen darf, weil man einen anderen verletzt, so verstehen wir, dass man eine Frau nicht erniedrigen darf mit Blicken und Taten, dass wir zuverlässig sein sollen…

Und was machen wir? Wir sehen ein dass es falsch ist, was wir tun, aber wie trotzige Kinder sagen wir: Ich musste es tun!, Das ist normal!, Was ist schon dabei!, Andere sind viel übler!…

Statt also in uns zu gehen und all die Menschen Revue passieren zu lassen, denen wir Übles angetan haben, um uns zu entschuldigen, sind wir verbockt, stellen uns stur und die Gemeinschaft leidet, die Menschlichkeit, das Zusammensein.

Das haben Menschen an der Botschaft Jesu begriffen:

Ich brauche mich nicht zu verbocken, ich kann vergeben, mir wird vergeben, ich kann neu anfangen. Ja, Jesus Christus, ich kann neu anfangen. Ich sehe durch dich Menschen und Welt mit anderen Augen. Den Augen derer, die ich verletzt habe und auch in Zukunft verletzen könnte, weil ich einfach zu unachtsam bin…

Ich  nehme  nicht nur wahr, dass ich verletzt habe oder verletzen könnte, ich kann mich ändern, ich muss mich ändern, weil ich es erkannt habe. Das ist Freiheit. Frei zu seinen asozialen Versagen stehen zu können, neu durchatmen zu können und mit Gott in die mitmenschlichere Zukunft gehen.

 

Diskussionsfaden
4 Kommentare/ Antworten

 

Holger Gronwaldt
11. Januar 2018 um 11:31 Uhr

neu durchatmen zu können und mit Gott in die mitmenschlichere Zukunft gehen.

Die Bergpredigt gibt es seit fast 2000 Jahren, die Ansätze zu einer mitmenschlicheren Zukunft aber erst mit Beginn der Aufklärung und ernst gemacht wurde damit erst im ausgehenden 20. Jdht.

Es muss also eine andere und vor allem weitergehende Erklärung dafür geben, was mehr Mitenschlichkeit ermöglicht. Die christliche Religion kann es eigentlich nicht sein, denn die hat nachweislich die entsprechenden Bestrebungen nach Demokratie und Menschenrechten in vielfacher Hinsicht bekämpft! Ich denke hierbei auch und nicht zuletzt an den berüchtigten „Modernisteneid“ der katholischen Kirche, also der christlichsten aller christlichen Sekten – zumindest nach deren eigenem Bekunden.

Oder man denke an die vielen Missbrauchsskandale in kirchlichen Erziehungseinrichtungen, die nur mit Wissen und Duldung der Kirchenführer so lange unter der Decke gehalten werden konnten.

Ja, ich weiß, auch Christen sind nur Menschen, aber sollten Christen mit der Bergpredigt im Rücken nicht ein bisschen bessere Menschen sein als der Rest. Leider scheint es eher umgekehrt. 🙁

 

Wolfgang Fenske
12. Januar 2018 um 8:51 Uhr

Es ist zu loben, dass sich die jeweilige Zeit immer als die Beste aller Zeiten ansehen mag. Zumindest tun das manche. Wie werden kommende Generationen unsere Zeit beurteilen? Nie gab es so viele Sklaven und Ausbeutung, nie gab es so viel ethisches Versagen wie in dem Zeitalter des Internet… wie im 20./21. Jahrhundert. Es bahnten sich Aggressionen an, die zu einer massiven und brutalen gesellschaftlichen Auseinandersetzung führten… Wie in den 30ger Jahren des 20. Jahrhunderts so in den 30ger Jahren des 21. Jahrhunderts… Hoffen wir, dass kommende Generationen entsprechend ethische Vorstellungen haben wie wir sie uns erträumen, und nicht Zeiten bevorstehen, in denen das Übel gut genannt wird, Kriege als normal, Unterdrückung als Recht des Stärkeren, die Gruppe auf Kosten des Individuums lebt…

 

Holger Gronwaldt
12. Januar 2018 um 10:05 Uhr

Es ist zu loben, dass sich die jeweilige Zeit immer als die Beste aller Zeiten ansehen mag.

Für weite Teile der Welt trifft das ja auch zu. Der Durchschnittsbürger in einem beliebigen westlichen Land lebt heute besser, als es sich der mächtigste absolutistische Herrscher jemals hätte träumen lassen können.

Nie gab es so viele Sklaven und Ausbeutung, nie gab es so viel ethisches Versagen wie in dem Zeitalter des Internet

In absoluten Zahlen vielleicht, prozentual gesehen bestimmt nicht. Wir dürfen auch nicht vergessen, dass dank Internet heute Dinge an die Öffentlichkeit kommen, die sich früher rein im Verborgenen abgespielt haben.

Ich sehe es allerdings auch so, dass durch die weiter wachsende Weltbevölkerung Spannungen entstehen, die wir nur noch mit Mühe in den Griff bekommen können. Ich sehe allerdings nicht, dass die Kirchen irgendeinen veritablen Beitrag dazu leisten, solche Probleme zu lösen. Solange sich Kirchen und andere Religionen vehement gegen Familienplanung aussprechen, sind sie ein Teil des Problems, denn das Wettrennen Wiege gegen Pflug können wir auf Dauer nicht gewinnen.

Hoffen wir, dass kommende Generationen entsprechend ethische Vorstellungen haben wie wir sie uns erträumen, und nicht Zeiten bevorstehen, in denen das Übel gut genannt wird, Kriege als normal, Unterdrückung als Recht des Stärkeren, die Gruppe auf Kosten des Individuums lebt…

Diese Zeiten haben wir durch die Philosophie der Aufklärung hinter uns gelassen (ob sie wiederkommen könnten, weiß ich natürlich nicht). Aber Krieg, Unterdrückung und allgemeinen Mangel als normal anzusehen, war ja über Jahrhunderte das Credo der christlichen Religion, die unsere Erde als Jammertal betrachtete, das man zugunsten einer „besseren Welt“ verlassen würde. Je mehr Menschen erkennen, dass wir nur dieses eine Leben haben, desto größer sind die Chancen, ein menschenwürdiges Leben für alle zu erreichen.

 

Wolfgang Fenske
13. Januar 2018 um 8:45 Uhr

Das meine ich eben in den vorangegangenen Reaktionen: Kirche auf Inquisition und Hexenverbrennung reduzieren, ist platt. Es werden nicht die Kreuzzüge genannt, Mission als Goldraub und Sklavenhandel. Das gehört alles zur 2000 jährigen Geschichte der Kirchen. Und das gehört zum Schmerz dazu. Aber die Kirche durch 2000 Jahre darauf zu reduzieren, ist oberflächlich. Vor allem, wenn man nicht differenziert auf diese geschichtlichen Situationen eingeht, sondern immer wieder nur diese Stichwörter anführt, um dann die glorreiche Zeit der Aufklärung dem entgegenzustellen. Das wird der Vielfalt der Geschichte – auch der Kirchengeschichte – nicht gerecht. Das wird den Menschen, die in bestimmten geschichtlichen Situationen gelebt haben, die sich bewundernswert (aus heutiger Menschenrechts betonter Sicht) verhalten haben, nicht gerecht, weil es die Schurken betont – damit die Opfer der Schurken – eben die auch aus Glauben bewundernswerten Menschen, klein schreibt. Den Christen vorzuwerfen, sie haben nicht genügend gegen Sklaverei gemacht und dann zu schreiben, dass es heute proportional zur Weltbevölkerung nicht mehr Sklaverei gibt, ist doch kurios – oder nicht? Es kommt auf die Individuen auch an. Nicht nur auf die Proportionen. Das Schlimme ist, dass wir heute alle davon wissen könnten – eben wegen der Medien – aber davor die Augen verschließen. Viele Menschen der Kolonialzeit wussten in Europa nichts davon, weil sie mit ihrem eigenen kleinen Leben genug zu tun hatten. Aber wir wissen heute davon bzw. könnten es wissen.
Ich schrieb über die aus heutiger Sicht menschenrechtsbetonte Sicht. Aber ist dem wirklich so? Ich habe einmal jemanden gehört, der Jesus ablehnte, weil er nicht kämpfte, weil er seine Jünger nicht zu Kämpfern ausgebildet habe. Der übrigens Gott ablehnte, weil er meinte, er sei eine Erfindung der Mächtigen, um Menschen ruhig zu stellen. Somit ist Jesus auch nur einer, der den Mächtigen nach dem Mund redet. Auch diese Sichtweisen gibt es heute. Jesus, der Schluffi, der mal hätte auf den Tisch hauen sollen, der die Römer aus dem Land und die kapitalistischen Sklavenhalter aus Israel hätte hinausprügeln sollen. Feindesliebe – pazifistischer Blödsinn, die Goldene Regel nichts als Menschenduselei. Unsere Ziele einer menschlichen Welt, die wir hier immer wieder gemeinsam geäußert haben (darum können wir uns gegenseitig kräftig anerkennend auf die Schulter klopfen), dürfen wir auch nicht verallgemeinern. Unsere Zeit ist nicht besser als Zeiten, die vorhergehen. Uns geht es nur besser. Darum kommen die anderen Seiten von uns Menschen in unserem Land nicht so zum Vorschein.

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