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Atheismus und Christentum

Ausgangstext der Diskussion 23.03.2018: http://blog.wolfgangfenske.de/2018/03/25/theodizee-12/

Theodizee 12 - von Wolfgang Fenske
Veröffentlicht am 25. März 2018

Menschen leiden. Man kann das Leiden aus unterschiedlichen Perspektiven betrachten: Aus der rationalen Perspektive, aus der authentischen Perspektive.

Rational gibt es die: Alle Lebewesen, die leidensfähig sind müssen leiden – Leiden gehört zur Evolution dazu. Alles zufällig geworden – entsprechend muss der Mensch als leidensfähiges Wesen, das er zufällig geworden ist, eben leiden. Dann gibt es die verschiedenen Aussagen aus religiöser Perspektive. Ich hatte sie genannt.

Dann gibt es die Perspektive: Menschen die Leiden überwunden haben, interpretieren Leiden aus ihrer jeweiligen Perspektive rückblickend – aber als etwas, das überwunden wurde.

Dann gibt es die authentische Theodizee: Menschen, die im Leiden stecken, interpretieren ihr Leiden. Aber auch hier – und das ist meine Intention, mein Schwerpunkt – auch Menschen, die im Leiden stecken interpretieren ihr Leiden nicht starr. Die Interpretationen variieren mit dem Leidensdruck, dem jeweils empfundenen Grad des Leidensdruckes, den Erfahrungen, der sozialen Situation…. Darum kann es die ein und alles und für alle erklärende Antwort nicht geben.

Wie auch immer die Perspektiven sind: Man wird einem anderen Menschen nicht gerecht, wenn man dessen (zeitbedingte) Antwort beckmesserisch analysiert. Man hat ja auch schon mit seinen eigenen versuchen, Antworten zu finden, genug zu tun.

*

An dieser Stelle möchte ich – neben den bisherigen Erfahrungen im Kontext der Weißen Rose – auf die unterschiedlichen Reaktionen – willkürlich ausgewählt – hinweisen:

Samuel Koch: Zwei Leben

Nick Vujicic: Mein Leben ohne Limits

Jennifer Strickland: Bekenntnisse eines Topmodels

Joni Eareckson-Tada: http://www.joniandfriends.org/

Bethany Hamilton: DVD: Soul Surfer. Die wahre Geschichte der Bethany Hamilton

*

Sie blieben nicht in dem Warum, Gott! stecken,
resignierten nicht in dem: Du bist nicht, Gott!,
sondern mit Gott im Rücken handelten sie zum Wohl vieler Menschen.

 

Diskussionsfaden
5 Kommentare/ Antworten

 

Holger Gronwaldt
25. März 2018 um 18:51 Uhr

Rational gibt es die: Alle Lebewesen, die leidensfähig sind müssen leiden – Leiden gehört zur Evolution dazu. Alles zufällig geworden – entsprechend muss der Mensch als leidensfähiges Wesen, das er zufällig geworden ist, eben leiden.

So pauschal, wie Sie das hier ausdrücken, ist das natürlich wieder Unfug. Der Punkt ist einfach der, dass aus der Tatsache der Evolution heraus auch das Leiden erklärt werden kann: Lebewesen, die Empfindungen haben, kommen in der realen Welt besser zurecht, als solche ohne. Dabei geht es zunächst einmal um die 5 Sinne: sehen, hören, riechen, schmecken, fühlen, dann um das Gefühl der Befriedigung, etwa, wenn der Hunger gestillt ist, aber auch um Angst, weil das befähigt, Gefahren zu meiden.
Leiden ist als Folge dieser Fähigkeiten zu sehen, denn die Möglichkeit zur Befriedigung von Bedürfnissen schließt auch den Frust mit ein, wenn Bedürfnisse nicht erfüllt werden können, im einfachsten Fall schon Durst und Hunger, die beide zum Tod führen können.
Das Christentum hingegen und zuvor schon der Judaismus, befrachten diese natürlichen Gegebenheiten mit dem Konzept der Schuld: weil die beiden ersten Menschen „gesündigt“ haben, müssen alle Kreaturen leiden. Geht es denn noch absurder?

Dann gibt es die authentische Theodizee: Menschen, die im Leiden stecken, interpretieren ihr Leiden.

Dass Menschen, die leiden, auch versuchen, ihrem Leiden einen „Sinn“ abzugewinnen, ist ganz normal, denn die meisten Menschen sind es gewohnt, in ihrer Umwelt und ihrem Leben nach Mustern zu suchen, weil das die Lebensführung erleichtert.
Man sollte aber auch nicht übersehen, dass gerade religiöse Menschen dazu neigen können, die „Schuld“ für ihr Leiden bei sich selbst zu suchen, z. B. in Form einer „Verfehlung“, weil sie „zu sündig“ gelebt hätten oder „nicht fest genug im Glauben gewesen seien“ und was Pfaffen sich sonst so an absurden „Erklärungen“ ausgedacht haben. So mancher ist dann auch schon daran zerbrochen.

Natürlich gibt es auch Menschen, die die Zähne zusammenbeißen und trotz ihres Leidens oder Handicaps großartige Leistungen vollbringen. Es wäre aber von Ihrer Seite zu zeigen, dass diese unter Gläubigen überdurchschnittlich häufig vertreten sind, wenn Ihre oben aufgeführten Thesen argumentativ benutzt werden sollen. Ein paar anekdotische Namensnennungen, von denen sogar Sie zugeben, dass sie willkürlich gewählt sind, bringen da überhaupt nichts.

 

Wolfgang Fenske
31. März 2018 um 9:44 Uhr

Sie befrachten das Thema mit einem Aspekt, um den es gar nicht geht. Es geht nur darum zu sagen, und das habe ich immer wieder formuliert, dass Menschen auf die Theodizee-Frage unterschiedliche Antworten entwickeln. Das war auch der Ausgangspunkt unserer Diskussion: Sie erwarten die eine alles erklärende Antwort. Meine Antwort ist: Die gibt es für uns Menschen nicht. Sie können jetzt natürlich sagen: Das sei eine Binsenweisheit. Das wäre schön, denn dann sind wir in der Diskussion weiter vorangekommen.
Dass nicht religiöse Menschen andere Antworten entwickeln, das habe ich geschrieben: Theodizee-7 (Verstehensversuche)

 

Holger Gronwaldt
3. April 2018 um 12:39 Uhr

Es geht nur darum zu sagen, und das habe ich immer wieder formuliert, dass Menschen auf die Theodizee-Frage unterschiedliche Antworten entwickeln.

Und bei unterschiedlichen „Antworten“ ergibt sich immer wieder die Frage, welche „Antworten“ aus logischen und/oder faktischen Gründen ausgeschlossen werden können. Das trifft für alle die „Antworten“ zu, die trotz der gegebenen Realität ihre Vorstellung von einem allmächtigen und allgütigen Gott in die Antwort mit einbinden wollen. Sie müssen notwendigerweise scheitern. Das und nur das ist das letzte Wort zum für Gläubige unlösbare Problem der Theodizee. Die Theologen werden zwar voraussichtlich weitere Jahrhunderte lang verzweifelte Klimmzüge unternehmen und ihren Gläubigen viel Sand in die Augen zu streuen versuchen, um ihnen doch eine „Lösung“ zu präsentieren, nur gelingen wird es ihnen nicht.

 

Wolfgang Fenske
7. April 2018 um 9:00 Uhr

Sie gehen immer davon aus, dass Gläubige unter der Fuchtel irgendwelcher Priester stehen. Das mögen auch manche Fuchtelschwinger so sehen. Aber das entspricht nicht mehr der Realität. Gläubige sind Gläubige, weil sie Gläubige sind. Und sie sind vielfach selbständig und sie berechern sich gegenseitig – und lassen sich auch von Menschen bereichern, die beruflich in der Kirche tätig sind. Ich kenne zum Beispiel auch wunderbare Menschen, die tief im Glauben verankert sind, ohne einer der Kirchen anzugehören. Manche hängen eben an alten Bildern, sowohl Kirchenleute wie Antikirchler. Aber Gläubige sind äußerst differenziert zu sehende Wesen. Wenn es so leicht wäre, sie zu beherrschen, dann wäre diese vielfältige Bewegung in der Gegenwart ja nicht da. Zudem hängen Gläubige an einem anderen: Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben – sagt Jesus. An diesem hängen Glaubende.

 

Holger Gronwaldt
3. April 2018 um 12:39 Uhr

Sie gehen immer davon aus, dass Gläubige unter der Fuchtel irgendwelcher Priester stehen.

Habe ich nie so pauschal behauptet. Allerdings versuchen viele Priester, Gläubigen ihre Sicht der Dinge aufzuzwingen, bzw. Gläubige für ihre oder die Zwecke der Kirchen zu instrumentalisieren, obwohl sie genau wissen, dass sie mit falschen Bandagen kämpfen, d. h., sie pflegen z. B. einen Vulgärglauben, der den Gläubigen „Wahrheiten“ verkündet, die nachgewiesenermaßen keine sind, wie die erfundenen und widersprüchlichen Weihnachtsgeschichten, die dreiste Story von der „Jungfrauen“-Geburt und vieles mehr.

Aber Gläubige sind äußerst differenziert zu sehende Wesen. Wenn es so leicht wäre, sie zu beherrschen, dann wäre diese vielfältige Bewegung in der Gegenwart ja nicht da.

Auch viele Priester kochen ihr eigenes Süppchen, je nachdem, welcher Sekte sie angehören und viele Gläubige übernehmen halt die Sicht, die ihnen diese Priester oktroyieren.

Zudem hängen Gläubige an einem anderen: Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben – sagt Jesus. An diesem hängen Glaubende.

Ja, Zigtausende Rebsorten an einem Weinstock! 🙂
Jede Sekte hat ihre eigene Sicht auf Jesus und pickt sich willkürlich das über Jesus aus dem NT(wobei natürlich niemand so genau weiß, was wirklich von Jesus stammt) heraus, was ins eigene Konzept passt.

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