Blog-Diskussionen

Atheismus und Christentum

Ausgangstext der Diskussion 28.03.2018: https://blog.wolfgangfenske.de/2018/03/28/sklaverei-und-finsternis-der-aufklaerung/

Sklaverei und Finstere Begleiterscheinung der Aufklärung - von Wolfgang Fenske
Veröffentlicht am 28. März 2018

Was ich zum Thema Sklaverei gesagt habe, wird im Buch von Lütz (Der Skandal) durch weitere eindrucksvolle Beispiele vertieft. Von daher habe ich nichts zu korrigieren. Eine Ergänzung – was allerdings nicht mein Thema war: Die Aufklärer hatten, so Lütz, im Grunde überhaupt keinen relevanten Anteil an der Frage.

Interessant fand ich, dass vielfach gegen die Sklaverei als Argument angeführt wurde: Jesus hat uns mit seinem Blut von Menschen freigekauft (in Aufnahme von Paulus).

*

Was die Zeit der Aufklärung betrifft: Wir finden in dem Buch folgende Hinweise:

Während der Schreckensherrschaft der Revolutionäre in Frankreich vom Juni 1793-Juli 1794 wurden in Paris 50.000 Menschen hingerichtet (0,2% der Bevölkerung) und im weiteren Verlauf verlor Frankreich an manchen Orten bis zu 15% der Bevölkerung. In 400 Jahren Hexenverfolgung – als Folge juristischen Versagens – in ganz Europa waren es in etwa genau so viele (ca. 50.000) und es waren zehnmal so viele Opfer wie in 350 Jahren spanische Inquisition.

Das soll keine Opfer aufrechnen. Es soll aber zeigen, wie unsere Maßstäbe verzerrt sind.

Interessant fand ich auch, dass in der Zeit der Aufklärung, in der die Konfessionen immer weniger Bedeutung bekommen haben, der Staat dominanter wurde – die Religion ersetzte. Er verlangte nun Gehorsam, bestrafte Ungehorsam, so habe Friedrich der Große einen Kaplan erhängen lassen, weil dieser einem Deserteur Sünden vergeben hatte. Der Staat bestimmte zudem die Religion.

Das passt zu meiner Beobachtung: In der Vergangenheit waren es die Priester/Theologen usw., die über Gott Bescheid wussten. In der Neuzeit waren es dann die Philosophen, die meinten, sagen zu können, wer oder was Gott ist bzw. nicht ist – in deren Gefolge dann die ideologischen Bewegungen/Staaten (Nationalsozialismus/Kommunismus) -, in unserer Zeit meinen manche Naturwissenschaftler sagen zu können, was es mit Gott auf sich hat – nämlich nichts.

Der Mensch in seiner Emanzipation von Gott ist schon ein eigenartiges Wesen. Heute sagt kein Herrscher mehr (öffentlich): Der Staat bin ich – viele kleine Individuen sagen aber von sich: Ich bin der Mittelpunkt der Welt. Bis sie dann von anderen Mittelpunkten oder dem Schicksal gedeckelt werden. Und dann stellt sich die Frage: a) Wie kann Gott das zulassen, dass es mir dreckig geht – und dann apologetisch b) weil ein Gott das nicht zulassen kann, sonst wäre er nicht gut, allmächtig usw., gibt es ihn nicht.

Ich gebe zu – das ist verkürzt. Aber grundsätzlich falsch? Aber ja – es gibt auch andere Perspektiven, die das für grundsätzlich falsch halten. Das ist auch gut so. Sonst hätten wir einen zur Erstarrung führenden Einheitsbrei.

 

Diskussionsfaden
14 Kommentare/ Antworten

 

caelo
28. März 2018 um 19:37 Uhr

Während der Schreckensherrschaft der Revolutionäre in Frankreich vom Juni 1793-Juli 1794 wurden in Paris 50.000 Menschen hingerichtet […]

Interessante Zahlen, die letztlich zeigen, was ein sogenannter „aufgeklärter Humanismus“ zur Folge hat, wenn die christlichen Wurzeln als eigentliche Wertequelle abgeschlagen werden.

Wer keine 200 Jahre in die Vergangenheit schauen will, kann gerne auch in unserer Zeit beobachten, wie es um die humanistischen Werte steht, die angeblich im Menschen selber ruhen: Wer „Du bist von Gott gewollt!“ nicht mehr sagen kann, sagt nun eben „Mein Bauch gehört mir!“. Folge: Jährlich über 100.000 Abtreibungen (Beseitigung ungewollten Lebens) allein in Deutschland. Und man nimmt es hin… diskutiert sogar über die Zulassung von diesbezüglicher Werbung. Was ist das für ein Humanismus? Was ist das für eine Aufklärung? Was ist das für ein „wissenschaftliches Zeitalter“?

Ich gebe zu – das ist verkürzt. Aber grundsätzlich falsch?
 

Holger Gronwaldt
29. März 2018 um 16:23 Uhr

@caelo,

Interessante Zahlen, die letztlich zeigen, was ein sogenannter „aufgeklärter Humanismus“ zur Folge hat, wenn die christlichen Wurzeln als eigentliche Wertequelle abgeschlagen werden.

die Vorgänge um die franz. Revolution sind sicherlich zu komplex, um sie in ein paar Kommentaren abzuhandeln, aber man sollte bei der Beurteilung der Geschichte nicht „übersehen“, dass das neue Regime seinerzeit gewaltigem Druck der Gegenrevolution und feindlicher Übergriffe von außen ausgesetzt war. Natürlich war das eine Schreckensherrschaft, das ist nicht zu leugnen, dennoch machen Sie sich die Sache in gewohnter Manier ein wenig zu einfach.

Sie sollten nicht vergessen, wie die Christen während des 30-jährigen Krieges gewütet haben und es viele Millionen Tote gab, die ohne Religion nicht entstanden wären. Und noch im 20. Jahrhundert sind Millionen deutscher Soldaten mit „Gott mit uns“ auf dem Koppelschloss in den Krieg gezogen haben in ganz „unchristlicher“ Weise gemordet und geplündert, angefeuert von Militär-„Seelsorgern“ beider Konfessionen, die etwas von „Treue zum gottgewollten Führer“ gefaselt haben.

Ihre „christlichen Wurzeln“ sind als „Wertequelle“ eher ein Schandfleck für die Menschheit, weil zu diesen „Werten“ unbedingter Gehorsam gegenüber der Obrigkeit gehört (Römer 13):

1 Jedermann sei untertan der Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat. Denn es ist keine Obrigkeit ohne von Gott; wo aber Obrigkeit ist, die ist von Gott verordnet. (Sprüche 8.15) (Johannes 19.11) (Titus 3.1) 2 Wer sich nun der Obrigkeit widersetzt, der widerstrebt Gottes Ordnung; die aber widerstreben, werden über sich ein Urteil empfangen.

Wäre interessant, einmal zu ermitteln, wie viel Millionen Tote aufgrund dieser christlichen Wurzel zu beklagen sind.

Es muss ferner gefragt werden, inwieweit das Christentum sich überhaupt mit unserer freiheitlichen Verfassung ernsthaft vereinbaren lässt, wenn es sich nicht offiziell von solch dummen Lehren des Paulus, der ja bekanntermaßen auch die Sklaverei befürwortete, distanziert.

Würde man einen Artikel schreiben mit der Überschrift „Sklaverei und die Finsternis der christlichen Gewaltherrschaft“, käme man der historischen Wahrheit sicherlich viel näher, als das, was Herr Fenske hier unter dem die historischen Tatsachen verzerrenden Einfluss des katholischen Apologeten Lütz zum besten gibt.

Wer „Du bist von Gott gewollt!“ nicht mehr sagen kann, sagt nun eben „Mein Bauch gehört mir!“

Beschämend für diese so genannten „Lebensschützer“ ist, dass sie sich vehement für das ungeborene Leben einsetzen, aber sobald es auf der Welt ist, ist ihnen das geborene Leben ziemlich egal und sie arbeiten fleißig daran mit, es wieder verschwinden zu lassen. Jeder Slum in einem „christlichen“ Land, seien es die Philippine, Brasilien und Dutzende andere, in dem Kinder verhungern, straft die „Lebensschützer“ lügen!

Jeder Papst, der mithilfe seiner Autorität gegen Empfängnisverhütung wettert, ist ein Verbrecher an der Menschlichkeit und Menschheit! Jeder Priester, der es ihm gleichtut, begeht Beihilfe zum Mord!

 

Wolfgang Fenske
31. März 2018 um 10:42 Uhr

Einerseits sagen, dass die Aufklärungszeit zu differenziert für den Blog ist und andererseits komplizierte Themen einfach so in den Raum stellen. Eben, der 30 jährige Krieg ist äußerst kompliziert. Wie kompliziert er war, erkennt man erst nach und nach.

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Die Sprache ist mal wieder voll auf Denunziationsmodus. Die Stellung des Paulus zur Sklaverei – sie trifft so nicht zu. Sie werfen mir Geschichtsklitterung vor, weil ich versuche, etwas differenzierter und nicht nur aus der Sicht der alten Ankläger darzulegen, und was ist das hier, was Sie betreiben? Was ich zur Sklaverei geschrieben habe, habe ich vor der Lektüre des Buches von Lütz formuliert. Ich kann es jedoch – ich glaube, ich schrieb es schon – mit Hilfe des Lütz-Buches ergänzen.

*

Diese Aussage zu Lütz ist kurios, weil Sie dessen Buch, wie sie in einem anderen Blogbeitrag sagten, gar nicht gelesen haben, und nur irgendeine Rezension dazu, deren Rezensent behauptete, Lütz würde Apologie betreiben. Ich selbst habe meine Kritik an dem Buch geäußert. Aber einfach so irgendwas von einem Menschen Gelesenes einflechten, gehört nicht zu sauberer Argumentation.

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Was das Thema Abtreibung betrifft: Auch das Bild ist schlicht und ergreifend zu einfach. Es gibt Versuche zu helfen. Ich bin nicht einer Meinung mit der offiziellen Linie der Katholischen Kirche, was Verhütungen betrifft. Aber dass sich manche das alles gar nicht leisten können und dass es in Slums ethisch sehr brutal zugeht, auch Vergewaltigungen an der Tagesordnung sind… – das muss doch alles berücksichtigt werden. Die Formulierungen: Das straft Lebensschützer Lügen…, Beihilfe zum Mord… – ich ordne das Ihren „Beschimpfungen“ zu, mit denen Sie ja auch an harmloseren Stellen – also in Zusammenhängen, in denen es nicht um Tod und Leben geht – nicht sparen.

 

Holger Gronwaldt
3. April 2018 um 13:11 Uhr

Einerseits sagen, dass die Aufklärungszeit zu differenziert für den Blog ist und andererseits komplizierte Themen einfach so in den Raum stellen.

Wieder ein erbärmlicher Versuch, vom eigentlichen Thema abzulenken. Ich habe ja schließlich nicht damit angefangen, einseitig winzige Abschnitte des historischen Verlaufs heraus zu sezieren, um damit ein eigenes Süppchen zu kochen.

Die Stellung des Paulus zur Sklaverei – sie trifft so nicht zu.

Dann sagen Sie doch, was zutrifft!

… mit Hilfe des Lütz-Buches ergänzen.

Dazu muss aber erst erwiesen werden, dass Lütz nicht einseitig aus katholisch-verzerrender Perspektive „argumentiert“. Zweifel daran sind zumindest angebracht.

Aber einfach so irgendwas von einem Menschen Gelesenes einflechten, gehört nicht zu sauberer Argumentation.

Das finde ich jetzt überaus witzig, da Sie ja genau das tun, wenn Sie sich auf Lütz berufen! Oder haben Sie dessen Thesen sorgfältig anhand der bereits vorhanden geschichtswissenschaftlichen Literatur überprüft?
Ich wage jetzt schon zu behaupten, dass in Zukunft immer mehr begründete Verrisse des Lütz-Buchs erscheinen werden. Mal sehen, vielleicht besorge ich mir sogar selber mal das Buch und trage dann dazu bei.

Die Formulierungen: Das straft Lebensschützer Lügen…, Beihilfe zum Mord… – ich ordne das Ihren „Beschimpfungen“ zu, mit denen Sie ja auch an harmloseren Stellen – also in Zusammenhängen, in denen es nicht um Tod und Leben geht – nicht sparen.

Das mögen Sie so sehen, aber ich sehe nicht ein, dass ich in Bezug auf die Verbrechen, die die katholische Kirche in der Vergangenheit verübt hat und auch heute noch verübt, verbal zurückhaltend sein soll. Kirchen beeinflussen nun einmal Menschen, indem sie schon lange als falsch erkannte Thesen immer noch als die reine Wahrheit darstellen und das aufzudecken und anzuprangern, sollte die Pflicht eines jeden anständigen Menschen sein, der die Möglichkeit dazu hat.

 

Wolfgang Fenske
7. April 2018 um 8:38 Uhr

Das Buch von Lütz stellt, wie ich ja auch sehe, manches zu einseitig dar. Aber: Das haben wir ja in der Vergangenheit vielfach gehabt, dass Belange der Kirche negativ einseitig dargestellt wurden. Historisch sind wir weiter. Ich denke, das Buch von Angenendt, auf das sich Lütz beruft, wahrt die Balance. Wenn die Kirchengegner einseitige Bücher auf den Markt werfen, warum sollte nicht auch Lütz eines auf den Markt bringen – unter Aufnahme gegenwärtiger Ergebnisse der Forschung. Wobei es eben das Spannende ist: Weder für die Kirchenkritiker noch für die Verteidiger sind ihre jeweiligen Bücher einseitig. Denn dasselbe geschieht ja in unserer Diskussion: Wir interpretieren unsere Welt – und jeder hat seine Brille auf. Von daher müssen Diskussionen stattfinden. Es sei denn, man fürchtet sich. Und verbale Schläge unter der Gürtellinie sind Anzeichen dafür, dass man sich vor dem anderen fürchtet. Aber eben: Sie lassen es durchblicken: Die Kirche ist eine massive Konkurrenz für andere Religionen und Weltanschauungen – wie sie der heute so genannte Humanismus – auch eine ist. Von daher kann man die verbalen Ausrutscher verstehen. Und es sind keine als falsch anerkannte Thesen, an denen die Kirche festhält, es sind Thesen, die manche als falsch erkennen. Von daher muss eine Diskussion stattfinden.
Was den „anständigen Menschen betrifft“ – nun denn: Jeder sieht sich selbst so. Wobei Kirchen da , wenn es richtig läuft, das mit dem Anstand etwas anders sehen: Wir sind Sünder – abhängig von der Gnade Gottes.

 

Holger Gronwaldt
16. April 2018 um 9:31 Uhr

Wenn die Kirchengegner einseitige Bücher auf den Markt werfen, warum sollte nicht auch Lütz eines auf den Markt bringen

Seit wann kann man ein Unrecht durch das Unrecht eines anderen rechtfertigen?

Jeder Autor sollte, nein MUSS, den Anspruch haben, auch über historische Ereignisse so weit wie irgend möglich, objektiv und faktenkonform zu berichten. Es sind starke Zweifel angebracht, dass Lütz das tut.
Und es ist billige Polemik, Lütz dadurch in Schutz zu nehmen, dass man pauschal dem Meinungsgegner „einseitige“ Darstellung vorwirft, wobei es zahlreiche Publikationen gibt, die die Kirche zwar scharf angreifen, denen man aber keine handwerklichen Fehler nachweisen kann, z. B. Deschner, Kubitza, Lehnert, Lüdemann, u. v. a.
Die vielen Verbrechen der Kirche sind unbestreitbar und wenn ein Autor sich daran macht, sie zu verharmlosen oder gar wegzudiskutieren, verdient er Verachtung und nicht Entschuldigung!

Wobei es eben das Spannende ist: Weder für die Kirchenkritiker noch für die Verteidiger sind ihre jeweiligen Bücher einseitig.

Das ist grober Unfug! Damit unterstellen Sie den jeweiligen Autoren, dass sie unwissentlich Dinge falsch darstellen, also zu objektiver Berichterstattung unfähig sind. Wollen Sie das wirklich? Das würde ja jede Art von Diskussion im Keim ersticken, wenn man automatisch und ungeprüft der anderen Seite unterstellen würde, wissentlich mit falschen Behauptungen zu arbeiten. In Einzelfällen gibt es solche falschen Behauptungen, aber die lassen sich in aller Regel auch objektiv nachweisen, Beispiel nachfolgend.

Und es sind keine als falsch anerkannte Thesen, an denen die Kirche festhält, es sind Thesen, die manche als falsch erkennen. Von daher muss eine Diskussion stattfinden.

Es gibt sie eben doch, z. B. die Sache mit der angeblichen „Jungfrauen“-Geburt, wo wissentlich die Textstelle bei Jesaja 7 verkürzt wiedergegeben wird und Jesaja 8, 3-4 nicht einmal erwähnt wird. Vom Übersetzungsfehler ganz abgesehen.

Wobei Kirchen da , wenn es richtig läuft, das mit dem Anstand etwas anders sehen: Wir sind Sünder – abhängig von der Gnade Gottes.

Ist das wirklich Ihr Ernst?
Kirchen dürfen sich unanständig verhalten weil ja sowieso ALLE sündigen, also ist es legitim, wenn Kirchen lügen, täuschen und betrügen? Ich hoffe sehr, dass ich da etwas falsch verstanden habe!

 

Wolfgang Fenske
21. April 2018 um 10:24 Uhr

Sie stellen zu Beginn eine Frage. Und dann reagieren Sie darauf. Dann zitieren Sie im Grunde meine Antwort. Warum dann noch die Frage? Rhetorisch interessant.

*

Man kann den Genannten keine handwerklichen Fehler nachweisen? Klasse. Neutralität in Potenz! Mein Problem ist, dass man sie in der Theologie nicht angemessen wahrnimmt. Ausgenommen natürlich Lüdemann. Warum nimmt man sie nicht wahr? Das ist auch etwas, was mich ein wenig beschäftigt: Man will kein Apologet sein. Wenn man Fehler nachweist, dann heißt es gleich: Du verteidigst nur die Kirche – und als Verteidiger hast Du Unrecht (wie es also Lütz ergeht). Aggressoren haben von vorne herein eine größere Reputation: Klasse! Sie wagen es, sich mit den Kirchen anzulegen, mit den alten Christen… – und wenn man nun als Theologe alles nach den Regeln der Kunst zerpflückt, dann gilt man als Apologet, der nicht den Tatsachen ins Auge blicken will usw. Sie kennen ja diese Vorwürfe, weil Sie sie auch selbst äußern. Von daher arbeiten Theologen auf ihrem Gebiet – und nehmen solche Angriffe nur am Rande wahr. Von daher findet auch keine angemessene Auseinandersetzung statt. Das ist für mich schon immer ärgerlich. Wie viel „wahre“ Jesus-Bücher sind auf den Markt gekommen. Eines absurder als das andere. Aber Theologen reagieren nicht bzw. nur selten darauf. Darum habe ich damals das Büchlein „… und noch ein Jesus“ geschrieben. Diese mangelnden Reaktionen sind für mich auch ärgerlich. Und es werden vermutlich kaum weitere Bücher auf den Markt kommen, die Lütz unterstützen bzw. die Angriffe widerlegen, weil sie sich von vorneherein der Apologie verdächtig machen. Wir haben zwei Welten: Die Welt der Glaubenden und die Welt der Nichtglaubenden. Beide befriedigen jeweils ihre Anhänger. Aber dieses Miteinander, das ich auch mit bescheidenen Mitteln im Blog versuche, das ist nur sehr schwer herzustellen.

*

Ihre letzte Anmerkung ordne ich wieder der Kategorie „bewusstes Missverstehen“ ein. Wenn dem nicht so ist, dann lasse ich gerne eine ausführliche Darlegung der Aussage folgen.

 

Holger Gronwaldt
24. April 2018 um 9:39 Uhr

Ich finde, Sie machen sich die Sache ein wenig zu einfach. Ihre „Erklärung“ dafür, warum die Theologie so wenig auf theologiekritische Bücher reagiert, überzeugt mich in keiner Weise.

Ich denke, es gibt dafür einen ganz anderen Grund und der liegt darin, dass die Theologie gar nicht darauf antworten KANN, ohne sich noch mehr in Widersprüche, Halbwahrheiten und ganze Lügen zu verstricken.

Ich habe schon ein paar dieser Bücher gelesen und ich finde sie besonders gut nachvollziehbar, wenn sie ihre Thesen anhand der Bibel untermauern können. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn Jesus und Paulus als Endzeitpropheten entlarvt werden, die sich in diesem Punkt – wie wir 2000 Jahre später mit absoluter Sicherheit wissen – fundamental geirrt haben. Wo irrten sie also noch?
In vielen anderen Dingen!

Warum faseln Theologen immer noch von Jesus-Prophetien im AT, wenn JEDER, der lesen kann, sich anhand der Bibel davon überzeugen kann, dass dort nichts dergleichen vorhanden ist?

Warum wird die Lüge von der „Jungfrauen“-Geburt immer noch aufrecht erhalten, obwohl auch hier die Dinge sonnenklar sind?

Warum bietet man den Gläubigen zu Weihnachten einen Mix aus zwei Weihnachtsmärchen an, wenn doch klar ist, dass keine von den beiden Geschichten auch nur einen Funken belastbare Fakten enthält?

Das sind alles Fragen, auf die die Theologie keine befriedigende Antwort liefern kann und deshalb schweigt man das Thema lieber tot.

Die Theologie kann es sich nicht leisten, sich öffentlich mit den Kritikern auseinander zu setzen, weil sie dann zwangsläufig zugeben müsste, dass diese in praktisch allen Punkten recht haben. (Ist jetzt ein wenig pauschal ausgedrückt, denn es gibt sicherlich auch religionskritische Bücher, die den Standard seriöser Sachliteratur nicht erfüllen, aber auf die beziehe ich mich hier nicht.)

Darum habe ich damals das Büchlein „… und noch ein Jesus“ geschrieben.

Habe ich bestellt, kommt in den nächsten Tagen, ich werde mich dann dazu äußern.
24 Seiten lassen eine spannende Lektüre erwarten. 🙂

Und es werden vermutlich kaum weitere Bücher auf den Markt kommen, die Lütz unterstützen bzw. die Angriffe widerlegen, weil sie sich von vorneherein der Apologie verdächtig machen.

Das hat die Apologeten noch nie gestört, weil sie in aller Regel für ein bestimmtes Publikum schreiben, von dem keine kritische Distanz zu erwarten ist und das sich auch durch Verrisse nicht weiter beeindrucken lässt, insofern es solche überhaupt wahrnimmt.

Ihre letzte Anmerkung ordne ich wieder der Kategorie „bewusstes Missverstehen“ ein.

Wie das? Ich habe doch extra gesagt, dass ich hoffe, Sie falsch verstanden zu haben, obwohl die Art Ihrer Formulierung für mich den Anschein erweckt, als meinten Sie das tatsächlich.

 

Wolfgang Fenske
29. April 2018 um 12:35 Uhr

Ich denke, die Theologie nimmt die Anfragen nicht ernst genug. Im Gegensatz dazu nimmt sich die Kritik zu wichtig, wenn sie meint, sie könne damit etwas umstürzen und nicht versteht, dass es einfach unterschiedliche Weltinterpretationen sind. Befriedigend sind Antworten – wie man an Ihnen sieht – ja nur, wenn sie Ihre Meinung bestätigen. Dann kann man sich die Finger fusselig tippen – und wieder komtm die Jungfrauengeburt und wieder kommen die Prophetien…

*

Was mein Jesusbüchlein betrifft: 24 Seiten? 186. Aber ob ich heute noch so alles schreiben würde? Ich muss selbst erst noch einmal reinschauen, wenn ich Zeit habe. Bald 20 Jahre her – und man lernt dazu.

 

Holger Gronwaldt
29. April 2018 um 18:59 Uhr

dass es einfach unterschiedliche Weltinterpretationen sind.

Nun, wenn die Welt unterschiedlich „interpretiert“ wird, gibt es grundsätzlich nur zwei Möglichkeiten: EINE Interpretation, die mit den Fakten kompatibel ist und ALLE anderen, die eben nicht mit der realen Welt vereinbar sind.

Was mein Jesusbüchlein betrifft: 24 Seiten? 186.

Sorry, aber das war auf der Website so angekündigt und Sie sprachen ja auch von „Büchlein“. 186 Seiten sind doch schon ein veritables Buch.

 

Wolfgang Fenske
11. Mai 2018 um 8:53 Uhr

Ich spreche lieber davon: Was ist plausibel? Wer definiert, was Fakten sind? Wer sagt, wann alle Fakten vorhanden sind, um eine schlussendliche Bewertung abzugeben? Wer bestimmt, was eine „reale Welt“ zu sein hat? Ich vermute, es kommt die Antwort: Wissenschaft. Aber dann ist Wissenschaft eine Ideologie und der Wissenschaftler ein Priester der Welterklärung. Manche Wissenschaftler mögen das so sehen – aber es gibt andere Menschen, die das eben nicht so sehen. Von daher: Was erscheint den jeweiligen Menschen plausibel? Welche Interpretation erscheint ihnen plausibel? Für mich ist es die Interpretation des Glaubens die Wissenschaft nicht außer acht lässt, aber sie in menschliches Handeln insgesamt einordnet, sie nicht über alles stellt.

 

Holger Gronwaldt
4. April 2018 um 22:30 Uhr

Was ich zum Thema Sklaverei gesagt habe, wird im Buch von Lütz (Der Skandal) durch weitere eindrucksvolle Beispiele vertieft.

„Eindrucksvoll“ beim Buch von Lütz scheint höchstens zu sein, mit welcher Dreistigkeit dieser Herr mit intellektueller Redlichkeit und historischer Wahrheit verfährt:

http://religionsphilosophischer-salon.de/keys/der-skandal-der-skandale-kritik

http://religionsphilosophischer-salon.de/10294_prof-herbert-schnaedelbach-entgegnet-manfred-luetz_aktuelle-buchhinweise/philosophische-buecher

Mal sehen, ob es das Buch in der Leihbücherei gibt oder im Antiquariat für unter €5. Ich werde dem „sauberen“ Plagiator und Fälscher Lütz sicher nicht den Gefallen tun und seine Tantiemen durch regulären Kauf seines Machwerks in die Höhe treiben.

Kann aber auch sein, dass ich ganz darauf verzichten werde, mich seinem Geschreibsel zu widmen. Denn was ich bisher darüber erfahren habe, klingt eher nach verlogenem Schund als nach seriöser Arbeit.

 

Wolfgang Fenske
7. April 2018 um 8:18 Uhr

Plagiator und Fälscher? Er selbst schreibt, dass er das Werk von Angenendt (Toleranz und Gewalt) als Grundlage nimmt. Ich mag mich nicht über Lütz streiten – es geht um die sachlichen Inhalte.

 

Holger Gronwaldt
16. April 2018 um 8:43 Uhr

Ich mag mich nicht über Lütz streiten – es geht um die sachlichen Inhalte.

Könnte demnächst doch passieren. Im Gebrauchtbuchhandel ist das Pamphlet schon jetzt günstig zu bekommen. Ich werde ggfls. zuschlagen.

Original-Blog: http://blog.wolfgangfenske.de

Diskussionstexte: http://blog-diskussionen.wolfgangfenske.de

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