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Atheismus und Christentum

Ausgangstext 12.06.2018: https://blog.wolfgangfenske.de/2018/06/12/christliche-freiheit-3/

Christliche Freiheit - von Wolfgang Fenske
Veröffentlicht am 12. Juni 2018

Freiheit des christlichen Glaubens

Der Apostel Paulus betont das Thema Freiheit immens:

  1. Freiheit vom Gesetz (allein Jesus Christus bestimmt im Geist das Verhalten),
  2. Freiheit von Sünde (nicht mehr unter der Macht der Zwänge, des Bösen stehen),
  3. Freiheit vom Tod (keine Angst mehr haben vor dem Sterben, dem Tod. Sterben führt zu Jesus Christus, der Tod ist Leben in Jesus Christus).

Auch wenn manche sagen, dass der christliche Glaube keine befreiende Wirkung auf Menschen hatte, so stellt sich doch die Frage, warum haben viele Menschen den christlichen Glauben als befreiend empfunden? Wir hatten das beim Thema Sklaverei schon als Thema Themenkomplex Sklaverei. Aus meiner Perspektive: Wer unter der Herrschaft Jesu Christi steht, ist frei, auch wenn er menschliche Herren hat. Letztendlich führte dann auch die Ausbreitung des Christentums zu immer stärkerer Ablehnung der Sklaverei. Bis dann der Kolonialismus und mit ihm die alte Welt der Sklaverei, der Ausbeutung, der Unterwerfung die Herzen wieder eroberte. Christen sind nicht gefeit davor, sich der Unfreiheit hinzugeben, der Macht der Sünde zu erliegen. Das wissen alle neutestamentliche Autoren. Jesus sagt, wer von ihm befreit wurde, muss aufpassen, dass er sich nicht wieder den Mächten zuordnet, dann wird derjenige schlimmer, als er vorher war. Paulus warnt davor, sich wieder als Christen dem Ungeist hinzugeben. Christen sind realistisch, was den Menschen betrifft.

Wer zu Gott gehört, lässt sich von Armut und Reichtum nicht mehr kleinkriegen, nicht von Ablehnung, nicht von Spott, hat sein Lebenssinn vor Augen, muss es nicht unfrei und verkrampft suchen, …

Aus der Freiheit folgen für Paulus weitere Verhaltensweisen, die im Galaterbrief genannt werden, dort kann man sie nachlesen.

Und diese Freiheit empfinden Glaubende. Darunter zähle auch ich.

Ich brauche keine Angst haben vor Menschen, vor dem Schicksal, vor der Zukunft – ich bin frei.

Ich brauche keine Angst haben vor was auch immer: Weil ich Gott in Jesus Christus gehöre – bin ich frei.

Ich finde Trost in Zeiten, die Angst bereiten, ich finde Ruhe in Stressmomenten, ich habe meine Kraft in meiner Schwäche, … – bin also frei.

Ich bin frei, über den Menschen hinaus zu denken, über ihn hinaus zu glauben. Das schenkt Gelassenheit.

Ich bin frei, dankbar zu sein, mich anderen zu verdanken, mein Leben Gott zu verdanken.

Ich bin so frei, unabhängig von der Logik der Zeit zu sein – logisch so weit und gut es geht zu denken – aber nicht alles verstehen zu müssen.

Natürlich bin ich für negative Emotionen anfällig wie jeder Mensch, ich bin kein Roboter. Aber dann kann ich mal tief Glaubensluft durchatmen, und es geht mit Gottes Kraft weiter in die Zukunft. Natürlich ist nicht nur Himmelhochjauchzendes von mir zu hören, sondern auch Klage und Anklage. Aber diese sind eingebettet in dem Wissen, dass ich Frieden und Ruhe finden werde in dem, der sie mir schenkt. Ich vermute, so geht es vielen Glaubenden – durch Gott in Jesus Christus.

Wenn Menschen meinen, sie finden diese Freiheit usw. auch ohne Glauben – gerne. Ich danke Gott dafür, dass er es ihnen schenkt.

Reaktion auf: https://blog.wolfgangfenske.de/2018/06/09/gefaehrliche-religion/#comment-203297

 

Diskussionsfaden
6 Kommentare/ Antworten

 

Holger Gronwaldt
12. Juni 2018 um 18:10 Uhr

Freiheit vom Gesetz (allein Jesus Christus bestimmt im Geist das Verhalten),

Das Problem ist nur, dass 1. das jüdische Gesetz heute für über 99% der Menschheit überhaupt keine Bedeutung haben und 2., dass auch unter Christen keine Einigkeit darüber besteht, was Jesus von ihnen erwartete.

Freiheit von Sünde (nicht mehr unter der Macht der Zwänge, des Bösen stehen),

„Das Böse“ als „Macht“ ist nicht existent, „Sünde“ ist also auch ein antiquierter Begriff, ins besondere wenn er sich auf „sündige“ Gedanken bezieht. Wie kann ein Mensch frei sein, wenn er nicht einmal die Freiheit hat, zu denken, was er möchte, ohne sich zu“versündigen“?

Freiheit vom Tod (keine Angst mehr haben vor dem Sterben, dem Tod. Sterben führt zu Jesus Christus, der Tod ist Leben in Jesus Christus).

Nur wenn man dran glaubt, doch selbst dann nur eingeschränkt, denn viele Christen müssen vor dem Tod Angst haben, in die Hölle zu kommen.
Für den, der nicht an das „ewige Leben“ glaubt, hat der Tod keine Schrecken, denn man kehrt nur in den Zustand zurück, den man vor der Geburt auch hatte: ohne Bewusstsein von der physischen Welt.

Auch wenn manche sagen, dass der christliche Glaube keine befreiende Wirkung auf Menschen hatte, so stellt sich doch die Frage, warum haben viele Menschen den christlichen Glauben als befreiend empfunden?

Viele Christen (die meisten?) müssen ihren Glauben als Joch empfinden: keine Lebensfreude und dann noch die ständige Drohung mit der Hölle!

Aus meiner Perspektive: Wer unter der Herrschaft Jesu Christi steht, ist frei, auch wenn er menschliche Herren hat.

Das gilt letztlich für jede Religion/Ideologie, die es schafft, sich ein Stück weit von der Realität zu lösen.

Letztendlich führte dann auch die Ausbreitung des Christentums zu immer stärkerer Ablehnung der Sklaverei.

Das ist eine kühne Behauptung! Sie wird bereits durch ihren nächsten Satz widerlegt, denn der Kolonialismus ging vom „christlichen“ Abendland aus:

Bis dann der Kolonialismus und mit ihm die alte Welt der Sklaverei, der Ausbeutung, der Unterwerfung die Herzen wieder eroberte. Christen sind nicht gefeit davor, sich der Unfreiheit hinzugeben, der Macht der Sünde zu erliegen.

Also sind sie dann doch nicht frei?

Jesus sagt, wer von ihm befreit wurde, muss aufpassen, dass er sich nicht wieder den Mächten zuordnet, dann wird derjenige schlimmer, als er vorher war. Paulus warnt davor, sich wieder als Christen dem Ungeist hinzugeben.

Wohl zu Recht, denn durch ihren Glauben können Christen schlimmer wüten – und haben dies getan! – als Menschen ohne Glaubens-„Sicherheit“ dies tun würden.

Christen sind realistisch, was den Menschen betrifft.

Das ist Unfug! Christen haben genau so viel und genau so wenig Menschenkenntnis wie andere Menschen auch. Zudem ist Realismus nicht gerade eine Eigenschaft, durch die sich Christen auszeichnen würden: ganz im Gegenteil!

Wer zu Gott gehört, lässt sich von Armut und Reichtum nicht mehr kleinkriegen, nicht von Ablehnung, nicht von Spott, hat sein Lebenssinn vor Augen, muss es nicht unfrei und verkrampft suchen, …

Theosprech, Wortgeklingel und blanker Unfug!
Unfrei und verkrampft sind vor allem Christen, die einer unduldsamen Sekte angehören, wie Katholen und Evangelikale, Zeugen Jehovas, usw.
Menschen, die frei von Religion sind, können sich auch völlig unverkrampft und frei ihren Lebenssinn selber geben.

Aus der Freiheit folgen für Paulus weitere Verhaltensweisen, die im Galaterbrief genannt werden, dort kann man sie nachlesen.

Paulus gelingt lediglich eine pauschale Gegenüberstellung von „Tugenden“ und dem, was er für „Laster“ hält (Gal. 5, 19ff.), eine Auflistung ohne jeden praktischen Wert, schon gar keine Handlungsanweisung, die man sinnvoll befolgen könnte, weil man Gefühle in aller Regel nicht befehlen oder kontrollieren kann.
Zudem hält Paulus sich selber nicht daran, wenn er Ungeduld und Hass gegenüber Mitmenschen zum Ausdruck bringt.

Und diese Freiheit empfinden Glaubende. Darunter zähle auch ich.

Sie finden mindestens ebenso viele nicht gläubige Mitmenschen, sowie Angehörige anderer Religionen, die diese Eigenschaften teilen

Ich brauche keine Angst haben vor Menschen, vor dem Schicksal, vor der Zukunft – ich bin frei.

Ich habe auch keine Angst vor Menschen, vor dem „Schicksal“ sowieso nicht, da ich nicht dran glaube und die Zukunft liegt in unserer Hand sie zu gestalten.
Gefährlich ist es allerdings, wenn Christen in der irrigen Annahme, das „Reich ihres Gottes“ sei nahe oder ihr Gott würde das Schlimmste (Klimawandel, Atomkrieg) verhindern, es unterlassen, sich verantwortungsvoll für die Zukunft zu engagieren.

Ich brauche keine Angst haben vor was auch immer: Weil ich Gott in Jesus Christus gehöre – bin ich frei.

Das ist eine Behauptung ohne jeden Wert für Menschen, die Ihre Illusion nicht teilen.

Ich finde Trost in Zeiten, die Angst bereiten, ich finde Ruhe in Stressmomenten, ich habe meine Kraft in meiner Schwäche, … – bin also frei.
Ich bin frei, über den Menschen hinaus zu denken, über ihn hinaus zu glauben. Das schenkt Gelassenheit.

Auch das ist weitgehend Wortgeklingel.

Ich bin frei, dankbar zu sein, mich anderen zu verdanken, mein Leben Gott zu verdanken.

Ich verdanke mein Leben meinen Eltern, nicht irgendeinem imaginärem „Freund“.

Ich bin so frei, unabhängig von der Logik der Zeit zu sein – logisch so weit und gut es geht zu denken – aber nicht alles verstehen zu müssen.

Auch das ist ein gefährlicher Gedanke: wer den Versuch aufgibt, verstehen zu wollen, gibt genau die Eigenschaft auf, die uns zu Menschen macht: unsere unstillbare Neugier, ohne die wir, bzw. unsere Spezies immer noch nackt und weitgehend hilflos durch die Savanne tapern würden. Nur der Wunsch verstehen zu wollen, befördert den Fortschritt!

in dem Wissen, dass ich Frieden und Ruhe finden werde in dem, der sie mir schenkt.

Das ist kein Wissen, das ist Illusion!

Wenn Menschen meinen, sie finden diese Freiheit usw. auch ohne Glauben – gerne. Ich danke Gott dafür, dass er es ihnen schenkt.

Das ist pure Arroganz! Die Freiheit, die wir heute im Gegensatz zu praktisch allen unseren Vorfahren genießen können, ist nicht Ergebnis des christlichen Glaubens, sondern musste im Gegenteil gegen den erklärten Willen der christlichen Kirchen erkämpft werden! Das wissen Sie genau so gut wie ich.

Fragen Sie sich nur einmal, was mir geblüht hätte, wenn ich vor 300 Jahren, als die Kirchen noch auf der Höhe ihrer Macht waren, Gedanken, wie ich sie in diesem Blog formuliere, öffentlich gemacht hätte!

 

Wolfgang Fenske
15. Juni 2018 um 9:58 Uhr

Sünde ist ein religiös konnotierter Begriff. Klar. Der Mensch ist notwendig aggressiv, um zu überleben, das ist die gängige Meinung. Von daher haben Christen wie Nichtchristen diese Frage: Nichtchristen fühlen sich frei unter den Vorgegebenheiten der Natur (Aggression), Christen fühlen sich frei in den Vorgaben Gottes.

*

Christen müssen keine Angst haben, in die Hölle zu kommen – Jesus starb für ihre Sünden. dass Christen ihren Glauben als Joch empfinden müssen, ist eine Unterstellung. Kenne ich von mir und vielen anderen so nicht. Hat auch keine neutestamentliche Grundlage. Freude bestimmt das Evangelium (frohe Botschaft).

*

Sage ich doch: Kolonialismus… – aber auch im christlichen Kulturkreis kann man sich gegen den Willen Gottes verhalten. Sklaverei – wir hatten das – ist vorchristlich, liegt im Menschen wohl drin, andere beherrschen zu wollen bzw. andere für sich arbeiten zu lassen. Hier haben wir ein Beispiel dafür, dass es auch massive Rückschritte in der Geschichte gibt (s. nächsten Blogbeitrag). Christen sind frei – auch frei dazu, sich wieder dem Bösen zu unterstellen. Wenn dem nicht so wäre, würden Christen ja schon die heile Welt bilden.

*

Unfug, Theosprech, Wortgeklingel, Illusion… – auf dieser Ebene mag ich mich nicht unterhalten.

*

Machen Christen das, dass sie mit Blick auf Gott sich nicht gegen Gefahren wenden? Ich kenne solche Christen nicht. Ich kenne höchstens Christen, die keine Zeit haben – wie andere auch – sich um bestimmte Fragen zu kümmern, oder kümmern sich um andere Probleme usw. Aber dass sie sagen: Gott wird es schon irgendwie mit dem Atomkrieg richten usw. – solche mag es irgendwo geben, sind mir aber als ernst zu nehmende Gruppe nicht bekannt.

*

[Ich brauche keine Angst haben vor was auch immer: Weil ich Gott in Jesus Christus gehöre – bin ich frei.]
Das ist eine Behauptung ohne jeden Wert für Menschen, die Ihre Illusion nicht teilen.

Was soll ich nun zu diesem Ihrem Statement sagen? Ich kann nur sagen: Ja und?

*

Das, was Sie zum Verstehen sagen, gibt das wieder, was ich auch denke. Sie formulieren einen Vorwurf zu etwas, was ich nicht sagte. Aber schön, es nun so formuliert zu lesen.
Das Wissen, nicht alles verstehen zu müssen, widerspricht dem Wunsch, alles verstehen zu wollen, nicht. Man will unbedingt alles verstehen – aber dieser Antrieb (der uns Menschen gegeben ist – sonst gäbe es auch keinen Wunsch, Gott verstehen zu wollen) wird vom Realitätssinn begleitet: Ich will alles verstehen – kann aber nicht alles verstehen. Das heißt nicht, dass man nicht alles verstehen will.

*

Was den letzten Aspekt betrifft: Ich freue mich für diese Leute. Arroganz? Die Frage ist nur, ob Gott sie schenkt oder sie sich das selbst erarbeitet haben.
Also, wie ich im ersten Teil schrieb:

Wenn Menschen meinen, sie finden diese Freiheit usw. auch ohne Glauben – gerne.
 

Holger Gronwaldt
15. Juni 2018 um 22:51 Uhr

Aber dass sie sagen: Gott wird es schon irgendwie mit dem Atomkrieg richten usw. – solche mag es irgendwo geben, sind mir aber als ernst zu nehmende Gruppe nicht bekannt.

Klingt nicht sehr glaubwürdig wenn Sie das jetzt sagen. Wir haben doch an anderer Stelle darüber diskutiert, wie sinnvoll es ist, Ihren Gott als „Herrn der Geschichte“ anzurufen und ihn zu bitten, für Frieden und andere Dinge zu sorgen. M. W. passiert das immer wieder in allen Kirchen. IMHO ist das ein gefährliches Abschieben der Verantwortung, die allein uns Menschen betrifft, auf Ihren imaginären Freund.

Ganz aktuelles Beispiel, das diesem Denken sehr nahe kommt, ist die jüngste Entgleisung des amerikanischen Justizministers Jeff Sessions, der ein viel kritisiertes Gesetz* damit „rechtfertigt“, dass er mit süffisantem Lächeln Römer 13 zitiert.

*) Bei diesem Gesetz geht es darum, dass Kinder, deren Eltern illegal in die USA eingewandert sind, ihren Eltern weggenommen werden und bis zur möglichen Deportation von diesen getrennt „untergebracht“ werden, vorzugsweise in Internierungslagern.

 

Wolfgang Fenske
16. Juni 2018 um 8:15 Uhr

Beten schließt eigenes anderweitiges Handeln nicht aus. Jesus betete – und handelte hilfreich. Beten und handeln – das ist Alltag für viele Christen. Manche können aufgrund von Krankheit usw. nicht handeln. Dann ist es gut, beten zu können. Zudem: Wenn man sich für eine Sache einsetzt, hat man häufig keine Kapazität mehr, sich für andere einzusetzen. Dann hilft das Beten, wach zu bleiben für das, was um einen herum geschieht, und für die zu beten, die sich auf die jeweilige Tätigkeit konzentrieren, um die man sich selbst nicht kümmern kann.

*

Zu der anderen Aussage (US-Römer 13) bitte ich um einen Beleg.

 

Holger Gronwaldt
16. Juni 2018 um 17:07 Uhr

Beleg zu Sessions Zitat aus Roemer 13:

https://youtu.be/P-hV67w6oYA

sowie:
https://www.theguardian.com/commentisfree/2018/jun/15/resisting-unjust-laws-biblical-trump-administration

Beten ist die Illusion, dass man durch Nichtstun etwas aendern koenne. Waehrend jemand betet, kann er nicht aktiv sein, also ist Beten Zeitverschwendung, insbesondere, wenn man FUER andere betet, ohne dass die etwas davon wissen.

 

Wolfgang Fenske
23. Juni 2018 um 8:10 Uhr

Dazu: https://blog.wolfgangfenske.de/2018/06/17/regierung-und-glaube/

*

Das ist Ihre Sicht von Gebet. Meine Erfahrungen sind anders. Das hängt vermutlich mit der Interpretation des Erlebten zusammen. Aus meiner Perspektive: Gebet ist kein Gotteszwingwerk – das wäre Magie – sondern Ausdruck der Beziehung. Manche verwechseln das – auch Christen.

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