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Atheismus und Christentum

Ausgangstext der Diskussion 18.07.2018: https://blog.wolfgangfenske.de/2018/07/18/gott-erfahren/

Gott erfahren - von Wolfgang Fenske
Veröffentlicht am 18. Juli 2018

Wir erfahren immer mehr von Gott in allen Lebenslagen, auch die tiefsten Tiefen der Verzweiflung wie die Höhen des Glücks wie die Zeiten der Gleichgültigkeit bilden keine Ausnahme.

 

Diskussionsfaden
13 Kommentare/ Antworten

 

Holger Gronwaldt
18. Juli 2018 um 16:10 Uhr

Wir erfahren immer mehr von Gott in allen Lebenslagen

Was man dabei von Ihrem Gott „erfährt“, hängt wohl sehr stark von Ausrichtung und Intensität der frühkindlichen religiösen Gehirnwäsche ab und je nach Sekte, der man angehört, können sich diese „Erfahrungen“ so stark unterscheiden, dass selbst ein Gläubiger dahinter nicht immer den selben Gott vermuten sollte.
Illusionen lassen sich halt nicht objektivieren. 🙂

 

Wolfgang Fenske
20. Juli 2018 um 8:17 Uhr

Auch die Illusion, dass es keinen Gott gibt. Wir hatten das schon: Gehirn waschen nur die anderen. Nun denn, eine etwas einseitige Sicht.

 

Holger Gronwaldt
20. Juli 2018 um 19:41 Uhr

Auch die Illusion, dass es keinen Gott gibt.

Nun, die Beweislage spricht eindeutig gegen einen Gott, wie ihn sich die meisten Gläubigen vorstellen. Auch die Ideen der Theologen über die Beschaffenheit ihres Gottes halten einer Überprüfung an der Wirklichkeit nicht Stand.

Es wird zwar langsam öde, immer wieder darauf hinweisen zu müssen, aber das für die Theologie unlösbare Problem der Theodizee widerlegt die Behauptung von einem gütigen und allmächtigen Gott, während allein schon die Logik beweist, dass ein Gott nicht gleichzeitig allwissend und allmächtig sein kann, obwohl das immer wieder von der christlichen Theologie behauptet wird..

Zudem bleibt immer noch die Tatsache, dass derjenige, der die Existenz seines Gottes behauptet, auch nachvollziehbare Belege für dessen Existenz beibringen muss, wenn er ernst genommen werden möchte. Und da sieht es bei ALLEN Religionen total mau aus.

Auch die Tatsache, dass sich die Religionen nicht auf einen Gott einigen können (wäre er erkennbar, sollte das doch die leichteste aller Übungen sein! 🙂 ) und dass selbst im Christentum mehrere, einander ausschließende Gottesvorstellungen existieren, spricht sehr dafür, dass es keinen Gott gibt, zumindest keinen, der sich für die Bewohner eines (außer für uns selber) unbedeutenden Planeten in einem ziemlich durchschnittlichen und nicht einmal besonders altem Sonnensystem am Rande einer von mindestens 400.000.000.000 anderen Galaxien interessiert. Denn sonst wäre er je für uns Menschen ohne weiteres erkennbar und es bedürfte keiner Theologen und sonstigen Rosstäuscher, die den Menschen jeweils die für sie selber günstigste Version dieses offensichtlich imaginären Wesens präsentieren würden.

 

Wolfgang Fenske
22. Juli 2018 um 8:40 Uhr

Ja, immer wiederholen ist öde. Das empfinde ich auch so. Zum beispiel zu sagen, dass die Worte Allwissend usw. von Gott her zu definieren sind, nicht von unseren allgemeinen Vorstellungen, darauf bin ich schon häufig intensiver eingegangen.
Oder: Belege für die Existenz Gottes, die von allen nachvollziehbar sind: Die wird es nicht geben – nicht geben können. Warum? Gott schenkt den Menschen Freiheit. Und wenn es einen wirklichen Gottesbeweis außerhalb des Glaubens gäbe, wäre der Mensch nicht mehr frei zu glauben. Er wäre gezwungen.
Oder: Religionen können sich nicht auf einen Gott einigen. Warum sollten sie? Es kann versuche geben – aber der Mensch ist im Glauben frei – und wenn er sich auf ein Gottesbild einigen würde, hätte er zwar ein allgemeines Gottesbild, das er – wie ich den Menschen kenne – für alle verbindlich machen würde und dann seine (religiöse) Ideologie gewaltsam durchsetzen würde. Aber es wäre immer noch nicht Gott. Gottesbild des Menschen ist nicht gleichzusetzen mit Gott. Religiöse Ideologien sind wie alle Ideologien ein Übel, weil sie eben Freiheit nehmen und damit auch Verantwortung.

 

Holger Gronwaldt
24. Juli 2018 um 19:37 Uhr

dass die Worte Allwissend usw. von Gott her zu definieren sind, nicht von unseren allgemeinen Vorstellungen

Mit Verlaub, aber das halte ich für Unfug, denn wie will man etwas von etwas her definieren, dessen Existenz äußerst zweifelhaft ist und über das man keine konkreten Aussagen machen kann?
Ihre Formulierung ist nichts weiter als der Versuch einer Selbstimmunisierung: „Mein Gott ist immer ganz anders als ihn die Leute sich vorstellen, deshalb geht jede Kritik an ihm ins Leere.“
Mit semantischen Tricks kann man keine Klarheit schaffen.

Und wenn es einen wirklichen Gottesbeweis außerhalb des Glaubens gäbe, wäre der Mensch nicht mehr frei zu glauben. Er wäre gezwungen.

Ein Gott, der nicht erkannt werden kann, WILL NICHT erkannt werden. Oder es gibt ihn nicht.

Einen nicht existenten Gott als nicht erkennbar zu klassifizieren, ist natürlich für die Priesterkaste am bequemsten, da man dann einen besonderen Draht zu ihm frür sich reklamieren kann und ihn dann mit allen „Eigenschaften“ ausstattet, die für die eigenen Zwecke nützlich sind.
Machtausübung und -missbrauch durch die Kirchen (und entsprechend bei anderen Religionen) legen beredtes Zeugnis darüber ab, dass Religion im Wesentlichen so funktioniert.

Religionen können sich nicht auf einen Gott einigen. Warum sollten sie?

Da alle Religionen behaupten, „Wissen“ über ihren Gott zu besitzen (tun Sie ja auch 🙂 ), müsste dieses „Wissen“ eigentlich kompatibel zu dem aller anderen Religionen sein, wenn es denn tatsächlich Wissen wäre. Aber die Götter aller Religionen sind fundamental verschieden, also bis auf höchstens einen, der dann der „echte“ Gott wäre, reine Fantasieprodukte.

und dann seine (religiöse) Ideologie gewaltsam durchsetzen würde.

Als wenn das nicht überall dort der Fall war und ist, wo die Religion über die dazu nötige Macht verfügt(e).

Gottesbild des Menschen ist nicht gleichzusetzen mit Gott.

Diese Behauptung ist schon einmal logisch problematisch: Sie können Sie nur dann sinnvoll machen, wenn SIE wissen, wie Ihr Gott beschaffen wäre, denn nur dann könnten Sie sich ein Urteil über die falschen Gottesvorstellungen anderer Menschen erlauben. Wenn Sie es aber wissen, spricht nichts dagegen, dass andere es auch wissen. Wenn Sie sich trotzdem nicht einigen können, ist damit quasi bewiesen, dass auch Ihr Gott ein Fantasieprodukt ist, weil jeder eine andere falsche Vorstellung über ihn hat.

Dass Ihr Gott dem Menschen die „Freiheit“ lässt, ihn sich falsch vorzustellen, ist einfach nur eine alberne Ausrede, zumal Sie gleichzeitig einräumen, dass eine „richtige“ Vorstellung von Ihrem Gott rein zufällig wäre und es auch keine Möglichkeit gäbe zu erkennen, dass man mit der eigenen Vorstellung richtig liegt.
Dem steht aber die Tatsache gegenüber, dass praktisch jeder Gläubige ehrlich davon überzeugt ist, dass nur er und seine unmittelbaren Glaubensbrüder den „wahren“ Glauben besitzen und alle anderen, die diesen Glauben nicht exakt teilen, Gefahr laufen in die Hölle zu kommen.

Sehr schön zu sehen am wohl immer noch gültigem Dogma der rkK „Extra Ecclesiam nulla salus“.

weil sie eben Freiheit nehmen und damit auch Verantwortung.

Wo wäre denn bei der Kirche so etwas wie Verantwortung zu sehen? Die beruft sich doch auf die Bibel als unmissverständliche Botschaft ihres Gottes und infolgedessen braucht man nur der Bibel zu folgen, weil sie dieses Gottes Willen enthält, dem man nicht widersprechen darf, weil man sonst in die Hölle kommt.
Kennen wir schon vom Ende der Naziherrschaft. Da haben sich auch viele aus der Verantwortung gestohlen, indem sie behauptet haben, nur den Befehle gefolgt zu sein.

Und letzten Endes lautet die Lehre der Kirche ja auch: „Wer den Willen (des christlichen) Gottes tut, der wird selig werden.“
Freiheit auch verantwortlich GEGEN den behautpteten Willen zu handeln, kommt da nicht vor.

 

Wolfgang Fenske
11. August 2018 um 10:30 Uhr

Gott will erkannt werden – auf seine Weise. Von daher: Bezeugungen Gottes in der Bibel – Jesus Christus – Individualerfahrungen… Er wird entsprechend auch erkannt – eben nicht so, wie sich XY das vorstellen. Eine Möglichkeit, ihn zu erkennen: Gebet – Gottes Wort zu verstehen versuchen – Leben aus dem geist Gottes… Von daher: Existenz Gottes ist für manche zweifelhaft – für andere eben nicht. Jeder kann somit einen Draht zu Gott für sich reklamieren – ist nicht gebunden an kirchliche Institutionen. Das ist auch das Problem der christlichen Religion: Diese anarchische „Demokratie“ – die dann institutionell korrigiert wird. So fing die Hierarchisierung im 2. Jahrhundert nach Christus an.

Nicht Einigung aller Religionen auf Gott ist das Ziel – denn dann hat sich der Mensch sein eigenes Gottesbild geschaffen. Christen sprechen insofern auch von Mission, bekennen Gottes… Der interreligiöse Dialog hat keine Vereinheitlichung des Gottesbildes im Blick, sondern versucht ein menschliches Miteinander trotz unterschiedlichen Gottesbekenntnisses.

Gewaltsames Durchsetzen des Glaubens ist keine Besonderheit von Religion – überall da, wo eine Gruppe unkontrolliert Macht bekommt, ist die Gefahr gegeben, Machtmissbrauch zu betreiben. Von daher ist das Verhalten der Religiösen keine der Religion sondern eine soziologische.

*

Freiheit, die Gott lässt, ist grundlegend. Dass Glaube willkürlich ist, das interpretiere ich anders: Menschen wachsen im Glauben. Je enger die Beziehung zu Gott, desto intensiver das GottesWissen. Erkennen, dass man mit seinem Glauben richtig liegt ist gegeben – allerdings immer mit der Bitte: Vergib uns unsere Schuld – und zwar dann, wenn man eine Stufe des Wachstums für das Ziel erklärt. Paulus schreibt: Wir erkennen – wie in einem (verzerrendem) Spiegel, wir werden erkennen, wie wir von Gott erkannt worden sind. Gotteserkenntnis ist mit menschlicher Freiheit verbunden – darum funke ich als Ich immer hinein und verzerre die reine Erkenntnis.

*

Kennen Sie den Witz? Ein Atheist stirbt. Es gibt nur einen weg nach seinem Tod: Die Hölle. Er kommt an – alles wunderschön. Palmen, Bar, Meer – alles, was man sich so wunderschön vorstellen kann. Der Teufel fordert ihn auf, die Hölle zu durchwandern. Alles ist wunderschön. Nur unterwegs kommt er an ein Loch, da sind Menschen drin, die im Feuer brutzeln… Verstört kehrt er zum Teufel zurück: Was soll das? Der Teufel sagt. das sind die Christen, die wollen das so.
Hier in der Diskussion bringen Sie immer wieder die Hölle ins Spiel. was will uns das sagen?

*

Nazi-Herrschaft und christliche Nachfolge vergleichen – ist absurd. Es gibt Psychopathen, die sagen: Gott hat mir befohlen XY zu schaden usw. Das ist auch von der Sicht der Naziherrschaft zu unterscheiden. Diese ist eher mit anderen Verhaltensweisen zu vergleichen: Das Volk will es so bzw. die Arbeiterklasse will es so, die militärische Vorgesetzte will es so. Intensiv diskutiert wird das ja auch mit Blick auf die an der Mauer, die die DDR gebaut hat, und entsprechend Menschen erschossen wurden.

 

Holger Gronwaldt
11. August 2018 um 20:21 Uhr

Gott will erkannt werden …

Dagegen spricht alles, insbesondere aber die Tatsache, dass sich diverse Götter in so genannten „heiligen“ Schriften verstecken und zwar so gründlich, dass sich prominente Vertreter einer Religion untereinander kaum darauf einigen können, was ihr Gott denn nun „wirklich“ will. Zu praktisch jeder ethischen Frage findet man Theologen ein und derselben Religion, die in dieser Frage die eine und deren Gegenmeinung vertreten, was nur daran liegen kann, dass ihr Gott selbst nicht weiß, was er will, seinen Willen den Menschen lieber nicht eindeutig mitteilt, oder -was die naheliegendste Erklärung ist – nicht existiert, so dass jeder Theologe seine persönliche Meinung zum „Willen“ seines Gottes erklären kann und dies auch anhand der vieldeutigen „heiligen“ Schriften „belegt“, bis dann sein Kollege kommt und mit derselben „heiligen“ Schrift das Gegenteil „belegt“. 🙂

Von daher: Existenz Gottes ist für manche zweifelhaft – für andere eben nicht.

Für den Glaubenden ist sie nicht zweifelhaft, für den denkenden Menschen schon.

Jeder kann somit einen Draht zu Gott für sich reklamieren – ist nicht gebunden an kirchliche Institutionen. Das ist auch das Problem der christlichen Religion:

Das ist das Problem ALLER Religionen, weil deren Götter keine reale Existenz haben.

Nicht Einigung aller Religionen auf Gott ist das Ziel – denn dann hat sich der Mensch sein eigenes Gottesbild geschaffen.

Wäre Ihr Gott willens, sich erkennen zu lassen, so wie Sie behaupten, dann wäre die Einigung auf ihn ein Kinderspiel, aber offensichtlich widerspricht das den Machtinteressen der jeweiligen Religionsvertreter: Sagt der Minister zum Bischof, „Halte du sie dumm, dann halte ich sie arm.“

Der interreligiöse Dialog hat keine Vereinheitlichung des Gottesbildes im Blick, sondern versucht ein menschliches Miteinander trotz unterschiedlichen Gottesbekenntnisses.

Tausende von Jahren religiöser Konflikte beweisen, dass die Religionen das weder können noch wollen, weil jeder seinen Machtbereich erhalten und wo möglich, auf Kosten anderer Religionen ausdehnen will. Ein menschliches Miteinander kann nur da gelingen, wo Religion keine hervorragende Rolle spielt. Wer die Religion in seinem Leben an die höchste Stelle setzt, kann andere Religionen und deren Vertreter nicht dulden.

Je enger die Beziehung zu Gott, desto intensiver das GottesWissen.

Beides ist reine Illusion, anderenfalls müsste es ebenso viele Götter geben, wie es „Wissen“ über sie gibt.

Hier in der Diskussion bringen Sie immer wieder die Hölle ins Spiel. was will uns das sagen?

Den Witz kenne ich schon lange, allerdings ist es in meiner Version ein Protestant, der stirbt und die gequälten Menschen sind die Katholen.
Da ein Atheist aus gutem Grund nicht an die Existenz der Hölle glaubt, läuft er auch wenig Gefahr, in dieser zu enden. Das Konzept der Hölle ist ein Gruselmärchen, das Jesus erfunden hat und dem im Laufe der darauf folgenden Zeit Millionen Menschen hier auf der Erde zum Opfer gefallen sind, oft, weil sie sich weigerten, an die Hölle zu glauben. Deshalb hat man sie ihnen bereits auf Erden bereitet. Und das ist die einzige Hölle, der Menschen je begegnen werden.

Es gibt Psychopathen, die sagen: Gott hat mir befohlen …

In der Tat! Ein solcher sitzt auch im Weißen Haus, nämlich der Vizepräsident Mike Pence:

Recalling the bitterly divisive travel ban on several Muslim majority countries, Manigault Newman writes: “In these meetings, Mike Pence defended Trump, saying, ‘God is telling me to support the president. God is telling me I’m here to serve.’ He was being directed by a higher deity to agree with Trump no matter what.”

https://www.theguardian.com/us-news/2018/aug/10/omarosa-manigault-newmans-book-the-key-revelations-about-trump

 

Wolfgang Fenske
18. August 2018 um 8:53 Uhr

Glaubende Menschen von denkenden Menschen absetzen – das sieht Ihnen ähnlich. Aber so einfach ist der Mensch nicht gestrickt. Auch der Glaubende nicht. Zudem: Wenn ein denkender Mensch glaubt, dann wird ihm das Denken abgesprochen. Was will uns das über einen Menschen sagen, der so ein einfach gestricktes Menschenbild hat? Aber ich gehe mal davon aus, dass Ihr Menschenbild nicht so einfach gestrickt ist, es sich somit, wie andere Aussagen hier auch, pure Polemik sind.

*

Religion übt Macht aus – weil Menschen Religion machen. Aber Religion nur mit Macht über andere zu verknüpfen, wird der Religion nicht gerecht. Denn Menschen glauben, weil es Gott gibt – wie auch immer sie ihn verstehen. Das hat mit Macht erst sekundär zu tun, weil Religion auch eine Gesellschaft regulierende Funktion hat. Man mag aus unserer heutigen Perspektive sagen: Alles übel… – Aber man darf nicht vergessen, dass auch die Menschheit sich ethisch weiter entwickelt – auch wenn es massive Rückschläge gibt und geben wird.

*

Jesus hat die Hölle erfunden? Die Hölle, die Menschen einander bereiten, sind nicht religiös begründet. Die gab es auch schon a religiös – man denke nur an die Moderne: Nationalsozialismus und Kommunismus – und man muss sagen: mancher Orts auch der Kapitalismus.

*

Eine gewisse Fixierung auf Trump und die Regierung ist bei Ihnen schon zu erkennen.

 

Holger Gronwaldt
20. August 2018 um 15:37 Uhr

Glaubende Menschen von denkenden Menschen absetzen – das sieht Ihnen ähnlich.

Man könnte auch sagen: Glaubst du noch oder denkst du schon?
Spaß beiseite, es ist für mich schon ein Phänomen, dass offensichtlich ansonsten intelligente Menschen in punkto Religion dem größten Unsinn aufsitzen. Ich denke da z. B. an den bereits öfter genannten Dipl-Ing. Dr. Werner Gitt, der einmal Abteilungsleiter Informatik bei der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt in Braunschweig war, ein Posten, den man bestimmt nicht mit einem unterdurchschnittlich begabten Möchtegern-Wissenschaftler besetzen würde, der aber trotzdem als Evangelikaler den höchstmöglichen Blödsinn über die Beschaffenheit der Welt erzählt, wie man leicht aus den zahlreichen Pamphleten, die er im Internet verbreitet, ablesen kann.
Was treibt solche Menschen um? Oder die diversen Päpste, die ohne eine gewisse Intelligenz wohl kaum in ihr Amt gewählt worden wären, aber öffentlich auch die absurdesten Ideen (etwa Wunderglauben, Marienkult, u. v. a. haarsträubende Glaubensinhalte der rkK)verbreiten.
Lässt sich eigentlich nur über das erklären, was Richard Dawkins als compartmentalisation bezeichnet, wo praktisch im Gehirn jeweils eine weltliche und eine religiöse Spur gebildet wird und beide kaum Berührungspunkte zueinander aufweisen.
Vorerst bleibt es ein Rätsel für mich.

Denn Menschen glauben, weil es Gott gibt

Es müsste heißen: Menschen glauben, weil sie annehmen, dass es ihren Gott gibt. Denn weil verschiedene Menschen an ganz verschiedene Götter glauben, kann es „den einen“ Gott schon einmal nicht geben, wenn Ihre Aussage richtig wäre.
M. E. ist es ziemlich absurd zu behaupten, dass EIN Gott bei Menschen so extrem unterschiedliche Gottesvorstellungen „inspirieren“ sollte. Gäbe es ihn, dann und würde er sich Menschen zu erkennen geben, dann wäre der Monotheismus von Beginn der Menschheit an die einzige Form der Religion gewesen. Tatsache ist jedoch, dass dieser sich erst sehr spät in der Menschheitsgeschichte herausgebildet hat und bezeichnenderweise nicht unabhängig voneinander parallel an verschiedenen Orten, sondern nur im vorderen Orient, von wo er sich dann aus bestimmten Gründen verbreitet hat. Zu denken geben solle auch, dass ausgerechnet die am höchsten entwickelten menschlichen Kulturen des Altertums den Monotheismus nicht kannten. Offensichtlich wollte Ihr Gott von ihnen nicht erkannt werden. Oder liegt es einfach nur daran, dass ALLE Götter Produkte der menschlichen Fantasie sind?

Jesus hat die Hölle erfunden?

Wollen Sie etwa bestreiten, dass die christliche Ausprägung der Hölle mit „Heulen und Zähneklappern“, „ewigem Feuer“, usw. NICHT in den Evangelien als Jesus-Worte zu finden sind?
Zu Ihrer Information: Nationalsozialismus und Kommunismus gab es erst knapp 2000 Jahre NACH Jesus, da hatte sich das christliche Konzept von der Hölle längst weit herumgesprochen, um die Gläubigen einzuschüchtern und bei der Stange zu halten. Nach meinem Kenntnisstand wurde in mittelalterlichen Predigen weit häufiger über die Qualen der Hölle gesprochen, die „nicht fest genug Glaubende“ zu erwarten hätten, als dass zu tätiger Nächstenliebe -angeblich DEM zentralen Inhalt des Christentums aufgerufen wurde. Ist heute nicht überall anders. Bei US-Teenagern begegnet man häufiger dem Aussrpuch „You’re going to hell!“, wenn sie erfahren, dass ihr Gesprächspartner nicht derselben Glaubensrichtung angehört, wie sie selbst.

Eine gewisse Fixierung auf Trump und die Regierung ist bei Ihnen schon zu erkennen.

Ich weiß nicht, ob „Fixierung“ der richtige Ausdruck ist. Mich treibt aber die Sorge um, welchen Schaden dieser durchgeknallte Moron im Verbund mit zum Teil noch viel durchgeknallteren Evangelikalen anzurichten vermag. Man möchte schier am menschlichen Ver- und Anstand zweifeln, wenn man bedenkt, dass deren Anhängerschaft in der US-Bevölkerung immer noch um die 50% liegt und die Möglichkeit besteht, dass Donald Dumm – falls er noch einmal antreten sollte – bei der nächsten Präsidentenwahl wiedergewählt wird.

 

Wolfgang Fenske
25. August 2018 um 13:13 Uhr

Dass Sie Eingangs vorsichtiger argumentieren, das finde ich gut. Ich erinnere mich an so manche Auslassungen gegen Gitt und andere, die nicht so moderat waren.
Es ist ja schön, dass anders denkende Menschen für Sie ein Rätsel sind. Das verurteilt sie nicht.

*

Ich sprach schon häufiger davon, dass Gott dem Menschen eine Ahnung seiner selbst gegeben hat, der Mensch allerdings aufgrund seiner jeweiligen Beschränktheit diese Ahnung in seine jeweiligen Kontexte eingebettet hat. Von daher gibt es sehr viele religiöse Ansätze – aber es bleibt eben ein Gott. Aus meiner Perspektive gab es auch von Anfang an den Monotheismus, den der langsam erwachende Mensch aber als Geisterglaube realisiert hat. Dass am Anfang der Monotheismus stand, ist natürlich wissenschaftlich nicht zu belegen. Aber auch Polytheisten gehen nicht selten von einem Obergott aus… – was auch wieder erklärt werden kann… Dass die hochentwickelten Kulturen der alten Zeiten nicht einen Gott erkannten – was soll das sagen? Wir entwickeln uns auch in der Religion weiter und Anstöße der Erkenntnis gab das Judentum. Darum sind wir heute wieder weiter als alte animistische, polytheistische usw. Kulturen.
Spannend finde ich, dass das Hirnareal, das zurzeit für Religiöses ausgemacht wurde, jünger ist. Das zeigt mir eben auch, dass Religion etwas ist, das mit dem erwachenden Bewusstsein des Menschen zusammenhängt.

*

Zwischen „erfunden“ und „zu finden“ liegt ein großer Unterschied. Wir hatten das Thema Hölle schon: https://glaubensdiskussion.wolfgangfenske.de/sites/17_12/17_12_30_hoelle.html
Es gab aus heutiger Perspektive äußerst abstruse Höllenverkündigungen. Habe ich nicht verneint – werde ich auch nicht leugnen, denn ich kenne so manches. Menschen bereiteten anderen die Hölle nicht erst in der Moderne, sondern schon in vorchristlicher Zeit – man lese nur die Klagelieder des Jeremias. Ob man im Mittelalter mehr von Hölle sprach als tätige Nächstenliebe zu übern, das kann ich nicht beurteilen. Aus meinem Kenntnisstand vermute ich, dass beides einander nicht ausgeschlossen hat. Sich aus unserer Zeit heraus, die für so manche Hölle, die Menschen bereitet wird, verantwortlich ist bzw. auch sein wird, als Richter über andere Zeiten aufzuspielen… – ich habe da so meine Bauchschmerzen.

 

Holger Gronwaldt
26. August 2018 um 19:07 Uhr

Ich sprach schon häufiger davon, dass Gott dem Menschen eine Ahnung seiner selbst gegeben hat.

Kann man ja gerne behaupten, aber viel plausibler ist es, davon auszugehen, dass der Menschen als bewusster Schöpfer seiner Umwelt diese Vorstellung, dass etwas, das da ist, halt gemacht wurde, auf die Erde und das für ihn sichtbare Universum projeziert hat.

Ihre Interpretation entbehrt jeder Grundlage.

Sich aus unserer Zeit heraus, die für so manche Hölle, die Menschen bereitet wird, verantwortlich ist bzw. auch sein wird, als Richter über andere Zeiten aufzuspielen…

Wo tue ich das?
Mir ist schon klar, dass man Menschen von damals nicht dafür verantwortlich machen kann, was sie alles nicht wussten.
Aber ich wende mich auch gegen alle Versuche der Geschichtsklitterung, wenn man so tut, als gäbe es in der Geschichte einen roten Faden als Spur Ihres Gottes. Sie wissen: ein solcher Gott MÜSSTE ein Monster von wahren biblischen Ausmaßen sein. 🙂

 

Wolfgang Fenske
1. September 2018 um 7:57 Uhr

Das ist das richtige Wort: „plausibel“ – mir ist nämlich anderes plausibler. Damit wären wir wieder bei der Frage der Interpretation.
Die Spur Gottes als Roter Faden – ich denke, ich habe in meinen Beiträgen zur Geschichte differenziert davon geschrieben. Der Vorwurf an Gott bzw. den geglaubten Gott, ein „Monster-Gott“ zu sein, trifft nur dann zu, wenn man ein Gottesbild hat, und der reale Gott dem nicht entspricht. Aber auch darauf bin ich differenzierender eingegangen.

 

Holger Gronwaldt
1. September 2018 um 10:48 Uhr

Die Spur Gottes als Roter Faden – ich denke, ich habe in meinen Beiträgen zur Geschichte differenziert davon geschrieben.

Das mögen Sie vielleicht denken, doch entspricht es nicht der Realität.
Ein Gott, der in die Geschichte eingreift, ist nicht nachweisbar. Dazu verlief die Geschichte der Menschheit zu chaotisch und viel zu oft von kleinen Zufällen abhängig.
Wenn Sie hinter solchen Zufällen den „Finger Gottes“ vermuten, haben wir notwendigerweise wieder den inkompetent-chaotischen Monstergott. Hätte z. B. Heinrich VIII. aus seiner ersten Ehe einen Thronerben gehabt, wäre England wahrscheinlich heute noch katholisch, hätte Hitler den 1. Weltkrieg nicht überlebt, wäre höchstwahrscheinlich 6 Millionen Juden und ungezählten weiteren Millionen von Menschen der gewaltsame Tod erspart geblieben, usw., usw.
Die Annahme, dass ein Gott in der Geschichte wirkt und dann auch noch ein gerechter und liebender Gott sein soll, ist in meinen Augen so absurd, dass ich nicht nachvollziehen kann, wie ein denkender Mensch mit mehr als rudimentären Geschichtskenntnissen auf so etwas Abwegiges kommen kann.

wenn man ein Gottesbild hat, und der reale Gott dem nicht entspricht

Das finde ich jetzt wieder witzig: da der „reale“ Gott nicht nur nicht erkennbar ist, sondern dessen Existenz gut begründet bezweifelt werden darf, ist Ihre Aussage sinnlos. Schließlich kann man sein Gottesbild nur an der Realität überprüfen, aber nicht an einem Gott selber.
Womit wir wieder bei der Theodizee wären, die das Ende aller christlichen Gottesvorstellungen bedeutet.

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