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Atheismus und Christentum

Ausgangstext der Diskussion 18.07.2018: https://blog.wolfgangfenske.de/2018/07/18/mosebach-die-21/

Mosebach: Die 21 - von Wolfgang Fenske
Veröffentlicht am 18. Juli 2018

Martin Mosebach reist nach Ägypten, dem Land, aus dem 20 der Männer kamen, die von Islamisten in Libyen propagandistisch geköpft wurden. Er reist zu den Menschen, die diese Männer gekannt haben, die von der koptischen Kirche aufgrund ihres Blutzeugnisses heilig gesprochen wurden. Der 21. Ermordete kam wohl aus Ghana.

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Es ist ein beeindruckendes Buch. Es ist angenehm, dass sich Mosebach nicht als westlicher und intellektueller Besserwisser aufspielt, der alles aus seiner Sicht kommentieren muss, sondern einfach stehen lässt, was er hört, was er sieht. Er deutet an, dass es nicht seine Welt ist, aber das ist auch alles. Diese Besserwisser, die meinen, andere Menschen erziehen zu müssen, die meinen, alles kommentieren zu müssen, damit auch jeder merkt, was für ein toller Westkerl er ist, wie fortschrittlich und klug, das meidet Mosebach. Natürlich merkt man, dass er aus einer anderen Welt kommt.

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Wenn man das Buch liest, denkt man an die vielen, vielen Menschen, die um ihres Glaubens Willen verfolgt und ermordet werden, die standhaft bleiben, weil Glauben keine zufällige Lebenseinstellung ist, sondern ein Sein, auf dem das Leben basiert. Sie sind alle Heilige,  auch wenn wir Menschen sie nicht zu Heiligen erkoren haben. Gott kennt sie, die vielen, vielen Christen, die von Islamisten und vielen anderen ermordet wurden, wo auch immer weltweit. Sie sind von Menschen vergessen, aber heilig bei Gott.

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Über die schlimme Zeit der Klöster unter muslimischer Herrschaft – so friedlich, wie es immer dargestellt wird, war es nicht, darüber schreibt Mosebach auch. Kopten sehen sich als Kirche der Märtyrer an, denn sie mussten in den Jahrhunderten viel erleiden – nicht ständig, aber in Wellen. Von daher sind sie auch jetzt auf der Hut. Dass unter Sadat eine Re-Islamisierung Ägyptens stattgefunden hat, erfahren wir auch. Das heißt, Mosebach flicht eine Menge an Hintergrundwissen ein.

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Zum Thema Theodizee, die in der Diskussion in diesem Blog so wichtig geworden ist, gibt es in dem Buch einen Ansatz, den wir, soweit ich sehe, noch nicht angedacht haben. Kopten sehen das so:  Gebetserhörungen dienen dazu, dass man in Zeiten der Not die Gegenwart Gottes nicht vergisst.

 

Diskussionsfaden
3 Kommentare/ Antworten

 

Holger Gronwaldt
18. Juli 2018 um 23:31 Uhr

weil Glauben keine zufällige Lebenseinstellung ist,

Falsch! Glauben ist eben doch eine zufällige Lebenseinstellung: man wird zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort in eine bestimmte Familie zufällig hineingeboren und nimmt in aller Regel den Glauben an, dem auch die Familie folgt, sei es Baal, Zeus, Wotan, JHWH oder auch Allah. Das gilt für deutlich über 90% ALLER Gläubigen. Die sind dann von der „Wahrheit“ ihres Glaubens entweder völlig überzeugt oder sie merken beim Heranwachsen, was für ein hohles Zeug ihr Glauben ist und wenden sich meist von jeglicher Religion ab. Die weniger Selbstbewussten unter ihnen suchen dann ihr „Heil“ in einem anderen Glauben und manchmal radikalisieren sie sich dann auch, weil der Frust über Jahre der falschen Glaubens-„Gewissheit“ einfach zu tief sitzt und nach Kompensation schreit.

sondern ein Sein, auf dem das Leben basiert

Wirklich freie Menschen brauchen diese „Basis“ nicht. 🙂

Gott kennt sie, die vielen, vielen Christen, die von Islamisten und vielen anderen ermordet wurden, wo auch immer weltweit.

Was ist mit den Millionen von Menschen, die von Christen ermordet wurden?

Sie sind von Menschen vergessen, aber heilig bei Gott.

Und welcher Gott „heiligt“ die Menschen, die Opfer der Christen wurden? Dabei sind doch alle Opfer von religiösen Wahn und außer empathischen Menschen, die Ihren Gott nicht nötig haben, gedenken ihrer.

sehen sich als Kirche der Märtyrer an, denn sie mussten in den Jahrhunderten viel erleiden

Wo immer EINE Religion das Sagen hat, müssen die Gläubigen anderer Religionen leiden, das war unter christlicher Herrschaft nicht anders.
Gebetserhörungen dienen dazu, dass man in Zeiten der Not die Gegenwart Gottes nicht vergisst.
Auch wenn Kopten das so sehen mögen, wird es dadurch nicht plausibel. Auch und nicht zuletzt durch Hunderttausende von Opfern bei Naturkatastrophen wird die Theodizee zum prinzipiell unlösbaren Problem für ALLE , die ein Eingreifen ihres Gottes in das Weltgeschehen annehmen.

Spätestens seit Auschwitz ist es für ALLE denkenden Menschen klar, dass ein Gott, der das Attribut „gütig“ verdienen würde, dieser Welt den Rücken gekehrt hat, bzw. mangels Existenz NIE anwesend war.

 

Wolfgang Fenske
22. Juli 2018 um 8:28 Uhr

Zum Thema Religion: Ein sehr einfaches Bild, das Sie da zeichnen – Religion ist komplizierter.

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Wirklich freie Dachziegel brauchen die Mauern nicht, sagte der Dachziegel und fiel runter. 😉

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Wie immer, wenn ich von verfolgten Christen spreche – verfolgten Christen auch der Gegenwart – werden Aspekte vor vielen Jahrhunderten angesprochen. Das ist ein dunkles Kapitel – aber man kann von dem einen Thema sprechen, ohne alle anderen, die mehr oder weniger damit zu tun haben, zu erwähnen. Wie Gott mit Menschen umgeht, die von Christen ermordet wurden: Ich denke gnädig.

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Gott und Geschichte wird Thema sein.

 

Holger Gronwaldt
23. Juli 2018 um 14:27 Uhr

Zum Thema Religion: Ein sehr einfaches Bild, das Sie da zeichnen – Religion ist komplizierter.

Mag sein, aber die Erklärung, warum ein bestimmter Mensch einer bestimmten Religion anhängt, ist in über 90% aller Fälle, sehr, sehr einfach: er wurde zufällig in sie hineingeboren. 🙂

Wie Gott mit Menschen umgeht, die von Christen ermordet wurden: Ich denke gnädig.

Und wie geht Ihr Gott mit Menschen um, die keine Christen sind, auch nicht von Christen ermordet wurden? Landen die ALLE in der Hölle?
Apropos „ich denke“: woher nehmen Sie die Information, um sich hierzu ein Urteil erlauben zu können? Ihr Gott befiehlt doch ausdrücklich, Andersgläubige zu töten, vgl. 5. Mose 17, um nur eines von vielen Beispielen zu nennen.

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