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Atheismus und Christentum

Ausgangstext 10.08.2018: https://blog.wolfgangfenske.de/2018/08/10/anmerkungen-zur-geschichte-2/

Anmerkungen zur Geschichte 2 - von Wolfgang Fenske
Veröffentlicht am 10. August 2018

Anmerkungen zur Geschichte aus christlicher Sicht

Grundvoraussetzung 1: Der Glaube an Gott als Schöpfer und Erhalter.

Grundvoraussetzung 2: Gott ist ein Monster, weil er nicht gegen Leiden eingreift? Gott lässt es zu, dass man das von ihm denken kann. Darum muss ich ihn nicht verteidigen. Das Verhalten Gottes ist für uns wirklich unverständlich. Von daher hält er es in seiner Weisheit aus und wir müssen in unserer Unweisheit das akzeptieren. Man kann sagen: Ich will keinen Gott akzeptieren, der ein Monster ist. Aber das spricht nicht gegen die Existenz Gottes, sondern gegen mein Bild, das ich mir von Gott mache, das ich von Gott habe. Ich selbst denke mir: Ich bin ein Mensch, der auch in seiner Liebe unvollkommen ist. Gott ist Liebe – so bekennt der Johannesbrief aufgrund seiner Gotteserfahrung, die ich mir aufgrund des Jesus-Ereignisses angeeignet habe. Auch wenn ich Gott nicht verstehe, so ist seine Liebe doch größer als meine, vor allem als mein Verstehen. (Darüber kann man freilich stundenlang streiten. Aber wenn Gott existiert, dann stellt sich nur die Frage: Will ich ihn im Leben berücksichtigen oder aus Zorn und Aversion, weil er nicht meinen Vorstellungen entspricht, nicht.)

Grundvoraussetzung 3: Man darf nicht vergessen, dass man von Gott nur in Form eines Glaubensbekenntnisses reden kann. Das ist angemessenes Reden über Gott. Alles andere ist verobjektivierende Anmaßung.  Man muss Rechenschaft über den Glauben abgeben. Aber da dieser auch Geschenk ist, ist das auch nur annähernd möglich. Wenn man meint, Gott verstanden zu haben, dann handelt es sich nicht um Gott, sondern um eine wasserdicht gemachte Gottesidee. Glaube ist ein Ausdruck der Beziehung zu Gott und als solcher lebendig, nicht starr. Man hat nichts in der Hand, in dem Sinn, dass man ihn beherrscht, sondern lässt sich immer wieder neu beschenken.

Grundvoraussetzung 4: Da Gott transzendent ist, ist sein Handeln in der Geschichte einem eindeutigen Verstehen entzogen. So wenig wie Gott bewiesen werden kann, so wenig kann Gottes Handeln in der Geschichte bewiesen werden. Sprache und Verstand, die auf das Immanente gepolt sind, versagen, Glaubende sind verwiesen auf die religiöse Sprache. So ist Gottes Handeln am Volk Israel und mit dem Volk Israel sowie sein Handeln durch Jesus Christus eine Glaubensaussage, die nur dann nachvollzogen werden kann, wenn Glauben den Menschen bestimmt. Das heißt nun nicht, dass Israel als Volk bzw. Jesus Christus und die Gemeinde als an Gott Glaubende nicht eindeutig geschichtswirksam geworden sind und sein werden. Als solche geschichtswirksamen Größen sind sie säkularer Interpretation unterworfen (soziologisch, psychologisch usw.). Gottes Handeln selbst in der Geschichte ist objektiv nicht darzulegen. Aber weil Geschichtsschreibung Interpretation ist, kann sie freilich auch aus der Perspektive des Glaubens interpretiert werden. Nicht Gottes Handeln – das überfordert den Menschen – aber eben im Rahmen der Kirchengeschichte.

Grundvoraussetzung 5: Es gibt nicht nur sozial oder psychologisch begründbare Argumente dafür, warum der Mensch an Gott glaubt, sondern ebenso, warum er ihn ablehnt. Menschen stehen nicht auf einem neutralen Punkt, weder Glaubende noch Nichtglaubende. Das gilt auch für die Interpretation von Gottes Handeln in der Geschichte. Glaubende mögen einen Grund haben, der ihnen wünschen lässt, es möge einen Gott geben – und sie ihn dann auch entdecken. Genauso gibt es aber auch Gründe, weshalb Menschen wünschen es gäbe keinen handelnden Gott in der Geschichte.

 

Diskussionsfaden
7 Kommentare/ Antworten

 

Holger Gronwaldt
11. August 2018 um 0:22 Uhr

Das Verhalten Gottes ist für uns wirklich unverständlich. Von daher hält er es in seiner Weisheit aus …

Logisch unhaltbar: Wenn das Verhalten Ihres Gottes unverständlich ist, können Sie exakt Null Aussagen über sein Verhalten machen.

Der Rest ist weitgehend das übliche theologische Wortgeklingel, dass es kaum zu kommentieren lohnt.

So wenig wie Gott bewiesen werden kann, so wenig kann Gottes Handeln in der Geschichte bewiesen werden.

Aber man kann beweisen, dass es einen Gott, der so ist, wie es christliche Vorstellungen haben wollen, aus rein logischen Gründen nicht geben kann, ergo kann man die Nicht-Existenz bestimmter Götter beweisen. Und in gleicher Weise lässt sich beweisen, dass ein Gott, dem man bestimmte Eigenschaften zuweist (z. B. Liebe, Barmherzigkeit UND Allmacht) in die Geschichte NICHT eingegriffen haben kann, sonst wäre Geschichte anders verlaufen.
Die gesamte Geschichte des Universums beweist, dass es den Gott der jüdisch-christlichen Vorstellungen NICHT gibt:
Diesen Gott gibt es angeblich seit „ewig“, das Universum erst seit knapp 14 Mrd. Jahren. Warum hätte er so lange damit warten sollen, es zu schaffen?
Überdies, die Erde existiert noch keine 5 Mrd. Jahre und uns Menschen, angeblich Sinn und Zweck der ganzen Veranstaltung, gibt es in dieser Form wenig mehr als 200.000 Jahre.
Hinzu kommt, dass seit der Entstehung des höheren Lebens (Vielzellige Tiere) vor 600 mio. Jahren über 99% aller Lebewesen wieder ausgestorben sind, mehrfach als Folge von weltumspannenden Katastrophen.
Ein Gott, der so etwas bewirkt hätte, wäre entweder ein unglaublich grausames Monster oder ein ebenso unglaublich gnadenloser Stümper, der nichts anderes kann, als im Trial-and-error-Verfahren mit zufällig entstandenen Lebensformen herumzuspielen. Tertium non datur.
Da würde man sich tatsächlich lieber wünschen, dass es weder den einen noch den anderen dieser Götter gäbe und in der Tat deutet praktisch alles darauf hin, dass dieser Wunsch von der Realität erfüllt wurde.

Falls es doch einen Gott geben sollte, ist die Auswahl an potentiellen Kandidaten riesengroß (>5000) und es wäre schon ein ziemlich unwahrscheinlicher Zufall, wenn ausgerechnet der christliche Gott derjenige welcher sein sollte.
Das ist übrigens auch das unauflösliche Dilemma fast aller Gläubigen, dass sie felsenfest davon überzeugt sind, dass genau der Gott, mit dem sie speziell gehirngewaschen wurden. der einzig „wahre“ ist. Nachvollziehbare Argumente, warum es der sein muss, kann jedoch keiner von ihnen vorbringen. 🙂

 

Wolfgang Fenske
11. August 2018 um 9:50 Uhr

Thema geht weiter. Antworten kommen zusammenfassend.
Was die Frage nach dem wahren Gott betrifft: Wir hatten das schon zig Mal. Meine Antwort: Der Mensch kan Trasnzendentes empfinden bzw. Erlebnisse, Beobachtungen usw. als solche interpretieren. Diese Erfahrungen werden unterschiedlich interpretiert. Daher unterschiedliche Religionen. Dass der christliche Glaube viele Menschen anspricht, mehr als Wotan und Zeus usw., erkennt man daran, dass viele Menschen diesem Gottesglauben weltweit folgen. Das ist freilich kein Gottesbeweis. Nur ein Ansatz zum Nachdenken.

 

Holger Gronwaldt
11. August 2018 um 19:34 Uhr

Dass der christliche Glaube viele Menschen anspricht, mehr als Wotan und Zeus usw., erkennt man daran, dass viele Menschen diesem Gottesglauben weltweit folgen

Der Satz bleibt genauso wahr und banal, wenn man „christliche Glaube“ durch „Islam“ ersetzt oder eine andere „moderne“ Religion.
Er sagt absolut nichts darüber aus, ob eine solche Religion wahr sein könnte. Er hätte vor knapp 80 Jahren ja auch für den Nationalsozialismus gegolten, dem Millionen von Menschen ehrlich begeistert gefolgt sind.
Der „Ansatz zum Nachdenken“ kann also nur in der Frage bestehen, warum sich Menschen immer wieder durch Ideologien und Religionen täuschen lassen.

 

Wolfgang Fenske
18. August 2018 um 9:08 Uhr

… oder durch Nichtreligionen täuschen lassen. Man muss vor jeglichen Täuschungen warnen. Wenn wir das Neue Testament oder auch das AT vor allem die Propheten lesen: Überall finden wir die Warnungen vor Täuschungen. Religiöse Menschen warnen davor wie nicht-religiöse Menschen. Und was will uns das sagen? Das, was andere denken, wird als Täuschung interpretiert. Ich liege immer richtig. Es ist ein soziopsychologisches Thema – kein religiöses. Wer letztlich getäuscht hat, das kann man als mensch in der jeweiligen zeit nicht erkennen, weil man ja selbst Teil der Gruppe ist, die anderen Täuschung vorwirft. Wir müssen verantwortlich handeln – so gut wir können. Und meine verantwortliches Handeln sieht so aus, dass ich davon überzeugt bin, dass Gott in Jesus Christus Mensch geworden ist, dass er Maßstäbe gesetzt hat, damit Menschen miteinander gut auskommen können – „gut“ im Sinne Gottes, so wie ich es verstehe, und das aufgrund des Glaubens vieler anderer. Also nicht allein meine persönliche Empfindung, sondern aufgrund der Diskussion mit vielen anderen geprägt. Diskussion bedeutet – um es wieder zu sagen: Christen sind keine Einheitsmenschen. Um nicht ganz falsch zu liegen, bedarf es der Diskussion unter Glaubenden, bedarf es der Zugehörigkeit zu Glaubenden, bedarf es das Lesen in der Bibel und dem Gebet, dass die Beziehung zwischen Gott uns mir gefestigt wird – ohne dass ich Gott ständig dazwischenfunke.

*

Moderne Religion – ich denke da ganz spontan an die Moon-Sekte, die Krischna-Sekten… – gibt es die eigentlich noch? In den 70gern waren sie in aller Munde. Dass Christentum und Islam weit verbreitet sind, das lässt sich anhand der in vielen Zügen vollkommen unterschiedlichen Geschichte erklären. Der Islam hat seine Grundlage durch Expansion gelegt. Das Christentum als Sklavenreligion (um es pauschal zu sagen) durch Infiltrierung der Gesellschaft – bis dann auch die gewalttätigen Dimensionen (aus unterschiedlichsten Gründen, z.B. neuere Zeit Kolonialmacht erweitern) die friedlichen Grundlagen des Glaubens verdrängten ohne sie jedoch auszulöschen. das bedeutet, dass auch das Werden der Religionen und das Agieren nicht pauschal vereinheitlicht werden darf. Sie haben ihre Besonderheit, die dann manchmal von der jeweiligen politischen Situation missbraucht werden kann, von Machtinteressen von Individuen, die ihre jeweiligen mächtigen Stiefellecker haben.

*

Mein Zeitfenster ist nun wieder geschlossen. Leider. Mir macht es Spaß Gedanken auszutauschen.

 

Holger Gronwaldt
15. August 2018 um 11:06 Uhr

Dass der christliche Glaube viele Menschen anspricht, mehr als Wotan und Zeus usw., erkennt man daran, dass viele Menschen diesem Gottesglauben weltweit folgen. Das ist freilich kein Gottesbeweis. Nur ein Ansatz zum Nachdenken.

Habe ich in einem anderen Thread schon beantwortet. Trotzdem noch einmal:
Viele andere Menschen folgen aber auch vielen anderen Religionen, die offensichtlich auch von denen angesprochen werden. Somit ist Ihr „Argument“ wertlos.
Hinzu kommt, dass es auch innerhalb des Christentums horizontale Wanderbewegungen gibt, etwa in Südamerika und Afrika vom Katholizismus in die evangelikalen Sekten. Wäre interessant zu untersuchen, wovon diese Menschen sich angesprochen fühlen.

 

Wolfgang Fenske
18. August 2018 um 8:10 Uhr

Außer dem Christentum ist nur der Islam weit verbreitet. Andere Religionen sind eher Traditionsbedingt. Menschen, die sich für den christlichen Glauben entscheiden, entdecken in ihm etwas, was sie in ihren Religionen nicht finden. Hier müsste ich differenziert drauf eingehen, weil es natürlich vielfältig ist. Religionspsychologisch und -soziologisch sehr interessantes Thema.
Eine Wanderbewegung vom Katholizismus zu evangelikalen Christen bedeutet immer noch: Wanderung innerhalb des Christentums. Denn auch innerhalb des Christentums – weiß man nicht zuletzt seit der Reformationszeit – gibt es Strömungen, die für die jeweiligen Individuen den Glauben angemessener wiedergeben und leben als andere.

 

Holger Gronwaldt
19. August 2018 um 23:07 Uhr

Menschen, die sich für den christlichen Glauben entscheiden, entdecken in ihm etwas, was sie in ihren Religionen nicht finden.

Was ist mit Christen, die zum Islam konvertieren? Was vermissen die denn in ihrer Religion?

Eine Wanderbewegung vom Katholizismus zu evangelikalen Christen bedeutet immer noch: Wanderung innerhalb des Christentums.

In meinen Augen trotzdem ein gewaltiger Rückschritt, wenn jemand vom irrationalen Katholizismus zum noch ein Stück mehr irrationalen Evangelikalismus mit seiner wortwörtlichen Auslegung der Bibel zurückfällt. Eigentlich sollte man das seit mehr als 150 Jahren überwunden haben.

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