Brainreading - von Wolfgang Fenske Veröffentlicht am 19. August 2018
Brainreading: Was denkt der andere? Das will man sehr gerne wissen. Manchmal. Geheimdienste immer. Der Mensch wird immer mehr zum Spielball des Menschen – in einer Art und Weise, wie es vorher nie der Fall war: sauber. Ein bisschen Wissenschaft – saubere Zimmer – ein paar Geräte – kein Geschrei, nichts, kein Dreck, kein Ekel, keine Quälerei – alles geht sauber ab, wenn der Mensch der Zukunft gefoltert wird – sauber – mit weißen Kitteln – vielleicht dann sogar in Hipster-Kleidung. Ist ja alles so cool: https://www.deutschlandfunkkultur.de/gedankenlesen-mit-neurowissenschaft-das-fenster-zum-hirn.976.de.html?dram:article_id=425645
Wissenschaft darf nicht ganz autark sein – sie bedarf der Ethik, bedarf der Maßstäbe, die außerhalb ihrer liegen. Ich weiß. Ein frommer Wunsch – weil immer irgendwelche aus welchen Gründen auch immer aus der Reihe tanzen werden. Dann wird das Alltag. Auch zum Nachteil von Menschen. Und dass der Mensch es nicht hinbekommt, sieht man daran, dass er alles, was zum Guten entwickelt wurde, auf irgend eine Weise missbrauchen kann.
Nachtrag: Bei Angenendt (Toleranz und Gewalt) gelesen: Thomas von Aquin (+1274) meint, dass Wissenschaft Vermehrung des Guten bringen könne – aber auch Fortschritt der Sünde möglich sei. (117)
Wissenschaft darf nicht ganz autark sein – sie bedarf der Ethik, bedarf der Maßstäbe, die außerhalb ihrer liegen.
D’accor; das Problem liegt nur darin, eine für alle verbindliche Ethik zu entwickeln. Die christliche Ethik scheitert dabei aus zwei Gründen: Erstens bilden die Christen
innerhalb der Menschheit nur eine Minderheit, so dass nicht davon auszugehen ist, dass die Mehrheit der Menschen sich einer solchen unterwerfen würden und
zweiten gibt es gar keine christliche Ethik, die diesen Namen verdienen würde. Die gesamte Christenheit ist in viele Gruppen aufgespalten, denen es wohl
kaum gelingen dürfte, sich auf eine gemeinsame Ethik zu einigen. Dazu sind die einzelnen Vorstellungen davon, wie die Welt beschaffen ist, zu unterschiedlich.
Und dass der Mensch es nicht hinbekommt,
Wer sonst sollte es hinbekommen? Götter haben sich bisher nicht konkret zu diesen Fragen artikuliert und werden es mangels Existenz auch in Zukunft nicht tun können.
Ausgehend von der „Goldenen Regel“ über Kants „Kategorischen Imperativ“ bis hin zum säkularen Humanismus gibt es genügend Ansätze für eine verbindliche Ethik, wobei die Grundlage ein fairer Ausgleich gegensätzlicher Interessen sein muss. Das ist in modernen Demokratien auch schon teilweise realisiert, während in autoritären System ideologisch oder religiös untermauerte „ethische“ Prinzipien vorherrschen, die die Ideologie/Religion über die Interessen der meisten Menschen stellen („Gottesstaat“).
Thomas von Aquin (+1274) meint, dass Wissenschaft Vermehrung des Guten bringen könne – aber auch Fortschritt der Sünde möglich sei.
Meinte er tatsächlich „Wissenschaft“ und wenn ja, welche Art von Wissenschaft, da zu seiner Zeit praktisch nur die Philosophie als Wissenschaft galt. Naturwissenschaft
im heutigen Sinn kann er jedenfalls nicht gemeint haben (obwohl man natürlich auch hier einem Missbrauch vorbeugen muss).
Ich denke, er hatte eher „Wissen“ gemeint, weil es auch zu seiner Zeit schon klar war – insbesondere den Theologen! – dass (zu) viel Wissen für „gemeine“ Volk nicht gut
sein kann, weil sie dann zu leicht hinter die Machenschaften der Theologen kommen könnten (siehe auch „indes librorum prohibitum“). Esa musste also sorgfältig darauf
geachtet werden, was die Nicht-Theologen wissen „dürfen“ und was nicht. Auch heute wird der Allgemeinheit ja ein Großteil der theologischen Erkenntnisse vorenthalten,
z. B., dass der „Exodus“ eine reine Legende ohne jeden historischen Bezug ist.
Holger Gronwaldt
20. August 2018 um 17:03 Uhr
D’accor; das Problem liegt nur darin, eine für alle verbindliche Ethik zu entwickeln. Die christliche Ethik scheitert dabei aus zwei Gründen: Erstens bilden die Christen innerhalb der Menschheit nur eine Minderheit, so dass nicht davon auszugehen ist, dass die Mehrheit der Menschen sich einer solchen unterwerfen würden und
zweiten gibt es gar keine christliche Ethik, die diesen Namen verdienen würde. Die gesamte Christenheit ist in viele Gruppen aufgespalten, denen es wohl kaum gelingen dürfte, sich auf eine gemeinsame Ethik zu einigen. Dazu sind die einzelnen Vorstellungen davon, wie die Welt beschaffen ist, zu unterschiedlich.
Wer sonst sollte es hinbekommen? Götter haben sich bisher nicht konkret zu diesen Fragen artikuliert und werden es mangels Existenz auch in Zukunft nicht tun können.
Ausgehend von der „Goldenen Regel“ über Kants „Kategorischen Imperativ“ bis hin zum säkularen Humanismus gibt es genügend Ansätze für eine verbindliche Ethik, wobei die Grundlage ein fairer Ausgleich gegensätzlicher Interessen sein muss. Das ist in modernen Demokratien auch schon teilweise realisiert, während in autoritären System ideologisch oder religiös untermauerte „ethische“ Prinzipien vorherrschen, die die Ideologie/Religion über die Interessen der meisten Menschen stellen („Gottesstaat“).
Meinte er tatsächlich „Wissenschaft“ und wenn ja, welche Art von Wissenschaft, da zu seiner Zeit praktisch nur die Philosophie als Wissenschaft galt. Naturwissenschaft im heutigen Sinn kann er jedenfalls nicht gemeint haben (obwohl man natürlich auch hier einem Missbrauch vorbeugen muss).
Ich denke, er hatte eher „Wissen“ gemeint, weil es auch zu seiner Zeit schon klar war – insbesondere den Theologen! – dass (zu) viel Wissen für „gemeine“ Volk nicht gut sein kann, weil sie dann zu leicht hinter die Machenschaften der Theologen kommen könnten (siehe auch „indes librorum prohibitum“). Esa musste also sorgfältig darauf geachtet werden, was die Nicht-Theologen wissen „dürfen“ und was nicht. Auch heute wird der Allgemeinheit ja ein Großteil der theologischen Erkenntnisse vorenthalten, z. B., dass der „Exodus“ eine reine Legende ohne jeden historischen Bezug ist.