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Atheismus und Christentum

Ausgangstext der Diskussion 20.09.2018: https://blog.wolfgangfenske.de/2018/09/20/zentrale-glaubensaussagen/

Zentrale Glaubensaussagen - von Wolfgang Fenske
Veröffentlicht am 20. September 2018

Das Festhalten an zentralen Aussagen des christlichen Glaubens

ist eine „Kränkung“ des sich selbst glorifizierenden Verstandes,

eine Herausforderung und eine Freude für den von Gott befreiten Verstand.

 

Diskussionsfaden
4 Kommentare/ Antworten

 

Holger Gronwaldt
20. September 2018 um 10:15 Uhr

Ich denke, DIE zentrale Aussage des christlichen Glaubens ist das apostolische Glaubensbekenntnis. Und darin befinden sich einige Sätze, die nachweislich falsch sind, sowie Aussagen, die nur eine Minderheit aller Christen ehrlichen Herzens unterschreiben würde. Tatsache ist doch, dass die überwiegende Mehrheit der denkenden Christen (also die, die nicht einfach stumpf die formelhaft vorgetragenen Sätze der Priester nachplappern) einige Glaubensaussagen nicht (mehr) akzeptieren. Ich kenne sogar Pastoren, die ihrer Gemeinde erzählen, dass sie nicht an die Himmelfahrt Jesu glauben.
Dass Maria leiblich in den „Himmel“ aufgestiegen ist, glaubt m. W. sowieso nur noch eine Minderheit der Katholiken (zumindest bei uns in Europa).

Falsche Sätze:
geboren von der Jungfrau Maria, (vgl. Jesaja 7 und 8)
hinabgestiegen in das Reich des Todes (vgl. Lk 23,43, das passt absolut nicht zusammen!)

Bezweifelte Aussagen:
aufgefahren in den Himmel;
Auferstehung der Toten
ewiges Leben.

Das können Sie drehen und wenden, wie Sie wollen, Sie werden nur noch wenige denkende Christen finden, die das apostolische Glaubensbekenntnis zu 100% akzeptieren, also absolut nicht hinter den zentralen Aussagen des Christentums stehen.

 

Wolfgang Fenske
22. September 2018 um 9:34 Uhr

Das Glaubensbekenntnis ist nicht die zentrale Glaubensaussage. Jesus Christus ist Herr – das Wort aus dem Römerbrief würde ich als zentrale Glaubensaussage bezeichnen. Das Apostolische Glaubensbekenntnis ist äußerst wichtig, aber eben im Rahmen der Bekenntnisse. Es fehlen in ihm zum Beispiel wesentliche Aussagen der Lehre Jesu. Es gibt Eckdaten wieder. Diese Eckdaten sind zu füllen – und sie werden je nach Zeit gefüllt. Auch dieses Glaubensbekenntnis ist wie andere Folge einer Auseinandersetzung innerhalb der Kirche/der Christen – und führt auch notgedrungener Weise zu Auseinandersetzungen, weil die Zeiten, die Weltbilder, die Vorstellungen sich ändern. Die Frage ist dann, wer findet Antworten, die tragbar sind, um den Glauben der „Väter“ mit dem Glauben der jeweiligen Gegenwart zu verbinden. Dieser Prozess findet ständig statt. darauf muss man allerdings beharren, dass man den Glauben der Vorfahren mit berücksichtigt, da die Gemeinde Christi nicht nur eine der jetzt Lebenden ist, sondern auch die vorangegangenen Generationen Glaubender umfasst. Gemeinde = Leib Christi aus den Generationen der Vorfahren – der kommenden Generationen und der gegenwärtigen Generationen.
Die Gegenwartsgeneration zu glorifizieren, ihre momentanen Sichtweisen, das entspricht nicht dem christlichen Glauben, das wäre eher sektiererisch. Aber dieses Spektrum theologisch so zu durchdringen, dass der Glaube noch in der Gegenwart rezipiert werden kann, das ist eine Kunst, die nur eng mit der Beziehung zu Gott in Jesus Christus durch den Heiligen Geist zu bewältigen ist. Nicht durch einfache Maßstäbe, die die jeweilige Gegenwart vorgibt.

*

Zudem kennen wir auch die Aussage, dass Menschen im Glauben wachsen. Ich habe vor ein paar Jahren auch anders geglaubt – und hoffe, dass ich im Glauben gewachsen bin – und nicht verkümmert. Das mag Gott beurteilen. Das bedeutet aber auch, dass der Mensch im Glauben Phasen durchmacht: er glaubt alles → er reflektiert → er bezweifelt → er durchdringt alles auf einer intensiveren Ebene des Verstandes → er gelangt zu weiterführenden Schlussfolgerungen, die dann manchmal wieder zu einer tiefen Frömmigkeit zurückführen können, die evtl. manches, das bezweifelt wurde, wieder neu durchdacht aufgreifen.
Von daher: Der Zweifel an dieser oder jener Aussage des Glaubensbekenntnisses sagt nichts aus. Darum gibt es ja auch die Gemeinde, die das Glaubensbekenntnis spricht: Sie spricht für mich mit, trägt mich, wenn ich selbst das eine oder andere nicht aussprechen mag.
Die Kritik am Glaubensbekenntnis, das Missverstehen des Glaubensbekenntnisses rührt auch daher, dass dieses Bekenntnis zu einem von Gemeinde losgelöstes Individualbekenntnis gemacht wird. Es ist Individualbekenntnis – aber als Teil der weltweiten Gemeinde – der Gemeinde durch die Zeiten hindurch.

 

Holger Gronwaldt
22. September 2018 um 14:20 Uhr

Es reizt mich sehr, das viele Wortgeklingel in Ihrem Kommentar auf seinen möglicherweise vorhandenen Kern zu reduzieren, leider fehlt mir jetzt die Zeit dazu.

Die Gegenwartsgeneration zu glorifizieren, ihre momentanen Sichtweisen, das entspricht nicht dem christlichen Glauben, das wäre eher sektiererisch.

In der Naturwissenschaft kann man davon ausgehen, dass die momentane Sichtweise allen vorangegangenen überlegen ist, weil sie wieder eine Reihe von Irrtümern als solche erkannt und beseitigt hat. In der Religion ist das offensichtlich nicht der Fall, weil die Religion im luftleeren Raum operiert.
„Erkenntnis“ kann in der Religion nur in dem Umfang stattfinden, wie es der Aufklärung gelungen ist und gelingt, den religiösen Auswüchsen Fesseln anzulegen. Sonst würde man heute noch „Ketzer“ und „Hexen“ verbrennen.

Jesus Christus ist Herr …

… ist zunächst einmal eine Leerformel. Und (leider) gibt es keinen allgemeinen Konsens darüber, mit welchem konkreten Inhalt sie zu füllen wäre.

Der Zweifel an dieser oder jener Aussage des Glaubensbekenntnisses sagt nichts aus.

Das mögen Sie gerne so sehen, ich sehe das anders: Wie kann sich jemand noch „Christ“ nennen, der das Glaubensbekenntnis nicht voll umfänglich akzeptiert? Geht denn ein bisschen glauben?
Andererseits enthält das Glaubensbekenntnis so viel im wahrsten Sinne des Wortes Unglaubliches, dass es vielleicht an der Zeit wäre, es durch ein radikal anderes zu ersetzen. Nur, fürchte ich, wäre das das Ende des christlichen Glaubens überhaupt.
Ich sehe das Christentum am Ende einer Sackgasse, an deren Eingang stand: „Keine Wendemöglichkeit!“. M. a. W.: ein „Zurück!“ kann es nicht geben und ein „Weiter so!“ ist physikalisch (oder muss es heißen: topografisch?) unmöglich.

 

Holger Gronwaldt
22. September 2018 um 18:30 Uhr

Passt hier – oder auch nicht:
https://hpd.de/artikel/papst-franziskus-taufe-augustinus-arme-babys-15577

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