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Atheismus und Christentum

Ausgangstext der Diskussion 20.10.2018: https://blog.wolfgangfenske.de/2018/10/20/allmaechtiger-gott-liebend/

allmächtiger Gott – liebend - von Wolfgang Fenske
Veröffentlicht am 20. Oktober 2018

Wo ist der allmächtige Gott?

In Jesus am Kreuz.

Wo ist der liebende Gott?

In Jesus am Kreuz.

Der Gott der Christen ist

seit jeher in Jesus am Kreuz zu finden.

In seiner Allmacht.

In seiner Liebe.

Kreuz bedeutet nicht nur: die Holzbalken.

Kreuz bedeutet auch Leiden mit dem Menschen,

in liebender Zuwendung.

Das leere Kreuz:

Auferweckung.

Hier sind sie :

Gottes Allmacht und Liebe.

 

Diskussionsfaden
2 Kommentare/ Antworten

 

Holger Gronwaldt
23. Oktober 2018 um 9:39 Uhr

Wenn man einen Satz nach den Regeln der deutschen Grammatik formuliert, bedeutet das noch lange nicht, dass man damit auch eine sinnvolle Aussage getätigt hat.

Für Sie selbst mag das ja sinnvoll klingen, für einen Außenstehenden ergeben sich beim Lesen nur Fragezeichen.
Was soll die postulierte göttliche Allmacht mit einem Kreuz zu tun haben?
Das Kreuz als Hinrichtungsinstrument ist doch eher das Symbol des Scheiterns – mehr noch: deutlicher kann man das Scheitern nicht demonstrieren, denn mit dem Tod des Delinquenten ist auch dessen Mission gescheitert. Dass seine Anhänger es verstanden haben, durch Mythenbildung („Auferstehung“) ihr eigenes Süppchen darauf zu kochen, steht auf einem ganz anderen Blatt.
Jesus wollte keine neue Religion stiften – das erfolgte dann erst später mit Paulus – er wollte das Judentum reformieren, was ihm nicht gelang. Den angebliche Messias (gr. Christos), der er nachweislich nie war, weil die „Prophezeiungen“ im AT einfach nicht auf ihn passen (vgl. Micha 5,1 „der in Israel HERR sei“; wo wäre er das je gewesen?) haben die Juden bis heute nicht anerkannt, allerdings werden sie auch für alle Zeiten vergeblich auf einen anderen warten, weil Prophezeiungen schlicht nicht möglich sind.

Wo zeigt sich die „Liebe“ Ihres Gottes angesichts des Übels in der Welt? Das Theodizee-Problem bleibt für die Theologie ungelöst, in der realen Welt ist es längst kein Problem mehr.

Das leere Kreuz: Auferweckung.

Ein non-sequitur, da es eh üblich war, den Delinquenten nach seinem Ableben vom Kreuz zu nehmen. Außer einander widersprechenden Tatsachenbehauptungen gibt es für die Auferstehung nicht den geringsten belastbaren Nachweis. Sie muss also als Versuch seiner Anhänger gesehen werden, seinem unerwarteten Tod so etwas wie einen „Sinn“ abzugewinnen: „Nein, er ist nicht wirklich tot, er ist immer noch unter uns, zumindest im Geiste. Wenn wir nur fest genug an ihn denken, wird er wiederkommen.“
Und so geschah es dann auch: zumindest in der Fantasie.

Kreuz bedeutet auch Leiden mit dem Menschen, in liebender Zuwendung.

Das ist Sarkasmus pur: Gäbe es einen allmächtigen Gott, der die Menschen liebt, dann würde er sie nicht über Tausende von Jahren milliardenfach leiden lassen!
Wo ist die „liebende Zuwendung“, wenn ein allmächtiges Wesen die Möglichkeit hätte, Leiden zu verhindern, aber nicht nur nichts zu diesem Zwecke unternimmt, sondern seine Anhänger auch noch dazu benutzt, dieses Leiden enorm zu vergrößern?
So geschehen bei der gewaltsamen „Missionierung“ von Millionen Eingeborenen in aller Welt und heute noch durch die „Familienpolitik“ der katholischen und der evangelikalen Kirchen.
Da wir gerade beim Thema sind: es ist doch absurd, die These zu vertreten, dass ihr Gott einerseits in den Ablauf der Welt eingreift, Menschen zu seinen Zwecken beeinflusst und andererseits tatenlos zusieht, wenn ausgerechnet die Menschen, die in seinem Namen handeln wollen, die abscheulichsten Verbrechen begehen.

Nein, das Kreuz bedeutet die Verhöhnung der menschlichen Intelligenz und Würde!

 

Wolfgang Fenske
27. Oktober 2018 um 8:20 Uhr

Erst einmal: Danke für das Lob. Ich habe einen Satz nach den Regeln der deutschen Grammatik formuliert.

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Für mich und andere Glaubende ist diese Aussage von Bedeutung – wir verstehen. Insidersprache. Jede Gruppe hat ihre Sprache. Sammlung der Blog-Beiträge zum Thema "Religiöse Sprache"
Diese Sprache ist auch nur verständlich, wenn man Voraussetzungen teilt: a) Gott, b) Gottes Handeln, c) Auferstehung, d) Jesus ist der Messias/Christus… – wenn man diese Voraussetzungen nicht teilt, ist es klar, dass man dem nicht zustimmen kann. Aber eben: andere können es, diejenigen, die auch diesen Glauben haben, weil sie Gott in ihrem Leben erfahren haben bzw. Erfahrungen des Lebens von Gott her erklären können, Erfahrungen plausibel werden.

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Das leere Kreuz – das Kreuz wurde bekanntlich zum Symbol. Mal wird es als Symbol mit Körper Jesu dargestellt, dann hat es eine andere Bedeutung als Kreuz ohne Körper Jesu. Als Symbol mit Körper will es intensiver auf das Sterben für den Sünder hinweisen, Sterben zur Vergebung der Sünde. Kreuz ohne Körper betont die Auferstehung von den Toten. Heute versucht man vielfach beides miteinander zu verbinden: Der Gekreuzigte ist der Auferstandene… Ob Sie dem nun folgen mögen oder nicht – Symbole existieren, ohne Sie vorher gefragt zu haben, ob sie sinnvoll sind oder nicht. Das betrifft auch das Thema Glauben: Glaubende fragen nicht erst einen XY, ob das, was sie glauben, richtig ist oder nicht. Die Interpretationen, die Sie immer wieder mit Blick auf die Auferstehung äußern, haben für Glaubende auch keine Relevanz. Warum? Weil sie in ihrem Leben erfahren haben, dass die Botschaft der frühen Christen und derer, die nach ihnen kamen, stimmt.
Zum komplexen Thema der Theodizee: Sammlung der Blog-Beiträge zum Thema "Theodizee"

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Dass das Kreuz Verhöhnung der menschlichen Existenz und Würde ist, da stimme ich vollkommen mit Ihnen überein. Menschen morden andere, foltern sie, erheben sich über sie, diskriminieren, missbrauchen, misshandeln, vergewaltigen sie, beuten sie aus, … Das Kreuz. Dass gerade der gekreuzigte Jesus wesentlich wurde, ist für den Verstand unverständlich – sagte schon Paulus im ersten Brief an die Korinther, besonders Kapitel 1 und 2. Aber das Kreuz verwendete Gott, um dem entwürdigten Menschen seine Würde zurückzugeben: Gott erniedrigte sich in Jesus Christus bis zum Tod am Kreuz (Paulus im Philipperbrief) – und so erhebt er die Erniedrigten. Das haben die Christen erfahren, die selbst erniedrigt waren (vielfach Sklaven, „unbedeutende“ Menschen) – und aus dieser Erfahrung, dass Gott den Erniedrigten erhebt, haben sie sich für andere eingesetzt.

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