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Atheismus und Christentum

Ausgangstext der Diskussion 02.11.2018: https://blog.wolfgangfenske.de/2018/11/02/unvollstaendige-gedanken-2-glauben-und-beweise/

Unvollständige Gedanken 2: Glauben und Beweise - von Wolfgang Fenske
Veröffentlicht am 02. November 2018

Glaubende müssen beweisen,

dass es Gott gibt?

Nichtglaubende müssen erst beweisen,

dass der Verstand überhaupt in der Lage ist, Gott zu beweisen.

Denken – elektrisch geladene Teilchen, biochemisches Etwas.

 

Diskussionsfaden
3 Kommentare/ Antworten

 

Holger Gronwaldt
2. November 2018 um 10:00 Uhr

Glaubende müssen beweisen, dass es Gott gibt?

Nun, außerordentliche Behauptungen erfordern auch außerordentliche Belege.

Der Gläubige behauptet: es gibt meinen Gott, wobei eine Vielzahl von Gläubigen eine Vielzahl von Göttern postulieren.
Der Nichtgläubige fragt: Welche Belege kannst du dafür anführen?
Und dann kann der Gläubige absolut nichts Greifbares vorweisen.

Nichtglaubende müssen erst beweisen, dass der Verstand überhaupt in der Lage ist, Gott zu beweisen.

Gäbe es einen Gott(Götter, die – wie Gläubige es in aller Regel behaupten – in das Leben vieler einzelner Menschen eingreifen, dann wäre das mit Leichtigkeit zu beweisen. Dem ist aber nicht so.
Sofern Gläubige trotzdem darauf beharren, dass es solche Nachweise gäbe, hätten sie damit nur „bewiesen“, dass es dann ebenso viele Götter geben müsste, wie Gläubige, die fest an solche Götter glauben.

Zudem ist es so, dass JEDE konkrete Gottesvorstellung widerlegt werden kann, da diese IMMER mit Bereichen der Realität in Konflikt gerät.

Denken – elektrisch geladene Teilchen, biochemisches Etwas.

Offensichtlich haben Sie sich noch nicht mit dem Vortrag von Harald Lesch über das Phänomen der Emergenz auseinandergesetzt. Hier noch einmal der Link:
https://youtu.be/T0-8tzdHEo0

 

Wolfgang Fenske
3. November 2018 um 8:56 Uhr

Wieder und wieder: Wenn Menschen an unterschiedliche Götter glauben, widerspricht das nicht dem Einen Gott. Es spricht nur dafür, dass Menschen in ihrer Freiheit sich von Gott abzuwenden, aus der Gottesahnung etwas herauspicken und sich einen ihnen lieben Gott basteln. Wir haben nicht die paradiesische Welt – die ist passe, der Mensch ist Sünder, stellt sich gegen Gott, verschließt sich ihm. Das bekennen Christen nicht zuletzt mit Blick auf das AT.

*

Eben: Gott wäre mit Leichtigkeit zu beweisen… – aber dann wäre es nicht Gott. Glauben Sie wirklich, Sie würden an Gott glauben, wenn irgendeine Statistik behaupten würde, Gott bewiesen zu haben? So naiv sind Sie nicht. Der Mensch sperrt sich gegen Gott – auch wenn er Spuren Gottes erkennen würde. Er hat die Freiheit dazu.

*

Der angemessene Zugang zu Gott ist: Sich Gott öffnen, sich ihm zuzuwenden, auch wenn man nicht an ihn glaubt, dann zu warten, wann und wie Gott reagiert. Gott kann natürlich auch anders – und zwar mit einem „Knall“ in das Leben eines Menschen eintreten. Aber was wir können, um zu erfahren, ob es ihn gibt, das ist das Genannte. Da wir Menschen Individuen sind, agiert Gott ganz auf das jeweilige Individuum zugeschnitten.
Statistik, Mikroskope, Teleskope, chemische Untersuchungen usw. usw. – die ganze Palette menschlicher Möglichkeiten, die Natur zu untersuchen, scheitert an Gott.

*

Kommt Zeit, kommt Lesch. Sieht sich Lesch nicht auch als Christ an?

 

Holger Gronwaldt
3. November 2018 um 16:07 Uhr

Wenn Menschen an unterschiedliche Götter glauben, widerspricht das nicht dem Einen Gott. Es spricht nur dafür, dass Menschen in ihrer Freiheit sich von Gott abzuwenden, aus der Gottesahnung etwas herauspicken und sich einen ihnen lieben Gott basteln.

Und offensichtlich lässt Ihr Gott das zu, dass Menschen, die an ihn glauben, sogar andere Menschen, die auch an ihn glauben, genau deswegen umbringen, weil sie der Meinung sind, dass Letztere nicht den „richtigen“ Glauben vertreten.
Finde Sie solche Thesen von Ihnen nicht selber ziemlich albern?

Wir haben nicht die paradiesische Welt – die ist passe,

Das ist kompletter Unfug: die „paradiesische Welt“ hat es nie gegeben. Nicht einmal in der Bibel, denn das dort behauptete Paradies ist lediglich als flächenmäßig kleiner Garten beschrieben, den es natürlich auch nie gegeben hat, es war nur ein Wunschtraum der Verfasser des 2. Schöpfungsberichtes.

Gott wäre mit Leichtigkeit zu beweisen… – aber dann wäre es nicht Gott.

Schwaches Argument- wenn man es überhaupt ein Argument nennen kann. Warum umfasst Ihre Definition Ihres Gottes die Unbeweisbarkeit? Wäre das nicht ein ziemlich armseliger, ja sogar ziemlich dämlicher Gott, wenn er einerseits möchte, dass Menschen an ihn glauben und ihn anbeten, er sich aber andererseits so unsichtbar macht, dass Menschen, die an ihn glauben, alle möglichen – auch extrem kranke! – Vorstellungen von ihm entwickeln, die dann dazu führen, dass Millionen von Menschen ihres Glaubens wegen ermordet werden?
Streng genommen wäre JEDER Mensch, der wegen seines Glaubens umgebracht wird, mittelbar von genau diesem Gott ermordet worden.
Meinen Sie nicht, dass Sie Ihre Selbstimmunisierung ein wenig auf die Spitze treiben?

Glauben Sie wirklich, Sie würden an Gott glauben, wenn irgendeine Statistik behaupten würde, Gott bewiesen zu haben?

Aber ja doch. Wenn es sich zeigen ließe, dass Christen signifikant weniger von Schicksalsschlägen betroffen sind, Kirchen bei Erdbeben, die ganze Regionen verwüsten, auf wundersame Weise verschont blieben, usw., hätte ich gar keine andere logische Möglichkeit, als dahinter das Wirken nicht nur eines, sondern dezidiert des christlichen Gottes zu vermuten. Di Tatsache, dass es derartige Wirkungen aber nicht gibt, veranlasst mich ja auch, die Existenz Ihres Gottes in Zweifel zu ziehen. Und wenn Sie (und andere) ihn dann noch mit Eigenschaften ausstatten, die nicht einmal einfachsten logischen Regeln genügen, kann ich mir verdammt sichert sein, dass ein solcher Gott nicht existiert.

Da wir Menschen Individuen sind, agiert Gott ganz auf das jeweilige Individuum zugeschnitten.

Zu dumm nur, dass Ihr Gott bei deutlich über 90% der Menschheit auf das Agieren verzichtet, denn nicht einmal viele Christen machen ihre persönlichen Erfahrungen mit Ihrem Gott.

Statistik, Mikroskope, Teleskope, chemische Untersuchungen usw. usw. – die ganze Palette menschlicher Möglichkeiten, die Natur zu untersuchen, scheitert an Gott.

Umgekehrt wird ein Schuh draus: die voraufklärerischen Gottesbilder sind an der von uns immer besser erkannten Natur gescheitert. Ihren Gott KANN es nicht geben.

Sieht sich Lesch nicht auch als Christ an?

Öffentlich bekennt er sich zum Protestantismus, ich wage aber zu bezweifeln, dass seine religiöse Überzeugung einem Theologen wie Ihnen viel Freude machen würde. Dazu ist Lesch zu sehr Naturwissenschaftler, zu belesen und zu scharfsinnig.

Hören Sie doch einfach seinen Vortrag an und fragen sich dann, wo Sie dort Ihre simplen Vorstellungen von „Paradies“, Adam und Eva und der Sintflut unterbringen können?

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