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Atheismus und Christentum

Ausgangstext der Diskussion 07.11.2018: https://blog.wolfgangfenske.de/2018/11/07/bibel-14/

Bibel - von Wolfgang Fenske
Veröffentlicht am 07. November 2018

Weil die Bibel ein Buch ist, in dem sehr viele Menschen von ihren Erfahrungen mit Gott sprechen, kann sie auch viele Menschen berühren, kann sie im Auftrag Gottes die Herzen und Hirne vieler Menschen erreichen. Wer sich auf einen offenen Dialog mit diesen Menschen und ihren Sichtweisen einlässt – das heißt, sich nicht von vorne herein arrogant über sie erhebt, sie als dumm und dämlich disqualifiziert – kann einen großen Reichtum, einen großen Erfahrungsschatz, der dem Glauben und damit dem Leben dient, erkennen.

Man muss sich allerdings erst einlesen. Sie ist kein Roman, der von Anfang an darauf aus ist, den Leser zu fesseln. Sie ist eine besondere Sammlung, deren Lektüre Konzentration erfordern kann. Für Fortgeschrittene ist die Lektüre mit einem festen Zeitrahmen verbunden – auch mit Gebet. Der Schatz fällt nicht unbedingt einfach so vom Himmel vor die Füße, er will  entdeckt und geborgen werden, mühsam zuweilen. Wenn man sich eingelesen hat, die Bedeutung als Wort Gottes erkannt hat, dann entfaltet sie ihren Wert besonders – Mühe ist dann nicht mehr unbedingt damit verbunden, sondern Freude, Dankbarkeit, Erhebung.

 

Diskussionsfaden
2 Kommentare/ Antworten

 

Holger Gronwaldt
7. November 2018 um 9:20 Uhr

Wenn man sich eingelesen hat, die Bedeutung als Wort Gottes erkannt hat, …

Wie kann man die Bibel als „Gottes Wort“ „erkennen“, wenn sie es definitiv nicht ist?

Wie andere religiöse Bücher auch, ist die Bibel lediglich ein Dokument darüber, wie sich Menschen der Vergangenheit ihren Gott vorgestellt haben. Kein Gott ist hier auch nur „inspirierend“ tätig geworden.

Wie anders ließen sich die vielen fehlerhaften Anschauungen über die reale Welt erklären? Oder will man davon ausgehen, dass der hypothetische Schöpfer des Universums seine eigene Welt nicht kannte?

Zudem weiß niemand, was genau in den ursprünglichen Schriften gestanden hat, da die alten, abgenutzten Schriftrollen nach jeder Abschrift jeweils vernichtet wurden.

Was im NT über Jesus berichtet wird, entspringt weitestgehend unzuverlässigen mündlichen Überlieferungen und der Fantasie der Autoren. Ich erinnere nur an die beiden vollständig erfundenen Weihnachtsmärchen von Matthäus und Lukas, die zudem noch zwei unterschiedliche und miteinander völlig unvereinbare Handlungsstränge enthalten, so dass im besten Fall nur eine davon wahr sein könnte.

Es ließe sich noch eine Menge dazu schreiben, aber allein dies wenige reicht aus, obige Thesen zu widerlegen.

 

Wolfgang Fenske
15. November 2018 um 18:28 Uhr

Vielleicht sollten Sie sich einmal mit der Qumranforschung befassen. Da kann man dann genau nachverfolgen, was an den Schriften verändert wurde, was nicht, die dann später in den Kanon der Bibel aufgenommen wurden. Ebenso dient der Vergleich der Septuaginta mit der Hebraica oder viele andere Funde von Fragmenten usw. diesem Vergleich. Es ist eine Wissenschaft für sich, die aber so einfache Schlussfolgerungen, wie Sie sie andeuten, nicht erlauben.

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Dass in der Bibel Autoren Fehler gemacht haben, ist auch klar, sagt aber nichts über Gott aus, sondern über den Menschen, der aus seiner jeweiligen Zeit, aufgrund seiner jeweiligen Fähigkeiten seinen Glauben formulierte. Man darf die Bibel als Heilige Schrift nicht mit den Aussagen von Muslimen zum Koran verwechseln. Es war schon Jesus und Paulus klar, dass die Hermeneutik wichtig ist (ohne dass sie den Begriff kannten). Der Heilige Geist eröffnet Schrift und deren Verständnis. Von daher kann man dann auch Spreu vom Weizen trennen – aber eben immer nur auf der Basis der jeweiligen Zeit und des Verständnisses. Das befriedigt natürlich Menschen nicht, die für alles ihre jeweiligen Schublädchen haben und die ganze Welt aus 0101000101010001010… besteht. Das ist zu wenig greifbar.

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Zu Jesus neben dem Hinweis auf die vielen Darlegungen, die unter unseren Glaubensdiskussionen zu finden sind: Wir haben zum Beispiel vielfältige Wundererzählungen in den Evangelien. Man kann herausarbeiten, dass sie Lokalkolorit aufweisen. Das heißt, man erkennt noch Besonderheiten der jeweiligen Ursprungsorte. Wundererzählungen aus Galiläa haben einen anderen Charakter als die aus dem Bereich der Dekapolis, diese wiederum einen anderen als aus dem Bereich von Judäa. Das bedeutet: Es gab nicht nur einen Erzähler, einen Erfinder, ein Ort seiner Wirksamkeit, sondern man nahm Jesus in unterschiedlichen Bereichen aufgrund seines je eigenen Verständnisses wahr. Das heißt: Die Wundererzählungen unterscheiden sich. Aber gerade das zeigt, dass Jesus zu Handlungen fähig war, die die Menschen damals als Wunder verstanden haben. Spannend in dieser Hinsicht ist die Darlegung ein und desselben Wunders aus der Perspektive des Ortes am See Genezareth, die Johannes wiedergibt und aus der Perspektive des Hochlandes, das in anderen Evangelien zu finden ist. Dazu kommen freilich auch noch Aussagen, wie zum Beispiel: Die Gegner Jesu forderten ein Wunder von ihm, aber er machte kein Schauwunder…, oder er wurde beschuldigt, satanisch zu sein, weil er aus der damaligen Sicht heraus Dämonen beherrschte – ein gefährlicher Vorwurf, den Jesus zurückweisen musste. Was ich damit sagen will: Gerade die Vielfalt zeigt, dass ein Kern dahintersteckt, der wahr ist. Wäre alles gleich, könnte man eben auf den Gedanken kommen: Ein Erfinder, alles Fälschung… Differenzierter Umgang mit neutestamentlichen Texten lässt Erstaunliches erkennen. Ebenso die Beschäftigung mit antiken Texten insgesamt, die dann auch helfen, neutestamentliche Texte in ihre Zeit einzuordnen.

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