Ausgangstext der Diskussion 24.11.2018: https://blog.wolfgangfenske.de/2018/11/24/einheit-der-welt/
Die Welt ist eine Einheit. Um sie zu verstehen, muss der Mensch sie zerlegen: Wissenschaften, Vielfalt der Kunst, unterschiedlichste Religionen.
Der Mensch muss sie zerlegen. Johann Sebastian Bach zeigt, dass Mathematik und Komposition nicht zwei Seiten einer Medaille sein müssen. Er kombiniert. Malereien kombinieren Mathematik und Kunst.
Der christliche Glaube sowieso. Die mathematische Ordnung der Welt war für die alten Wissenschaftler ein Grund zum Staunen. Wer steht hinter dieser Ordnung? Gott.
Gott, der Mathematiker.
Manche von uns ahnen die Einheit der Welt, ohne sie schon fassen zu können. Vielleicht kommt auch der Mensch als Schublädchen-Denker irgendwann einmal dazu, die Schublädchen zu verlassen und die Einheit denken zu können. Aber das wird dann wohl schon das Ende der Welt bedeuten – der Anfang der Vollkommenheit.
(Jede Zeit staunt auf ihre Art über Gott. Interessant finde ich die Schöpfungsgeschichten Genesis 1 und 2: Gott – Staunen über die Macht des Wortes, Gott als Landwirt, als Hypnotiseur, als Keramiker…)
Immer diese apodiktische Sprache!
Die Religionen hingegen können überhaupt nichts zum Verständnis der Welt beitragen
– tun sie aber. Wem muss man mit solchem apodiktischen Sprechen etwas beweisen? Den eigenen Gesinnungsgenossen? Sich selbst? Es sind nicht nur die Religionen zu hinterfragen, es ist auch das jeweilige Individuum zu hinterfragen, das gegen die Religionen ankämpft. Ich vermute, dass bei Ihnen das Thema Theodizee eine äußerst große Rolle spielt. So lange das Problem nicht in Ihrem vorgefassten Sinne gelöst ist, so lange ist apodiktisches Sprechen angesagt.
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Einverstanden: Chaos gehört zur Ordnung. Ohne Chaos keine Ordnung. Wie chaotisch war die Erde, bevor sie die uns bekannte Ordnung erreichte – wie chaotisch wird es sein, wenn sie ihrem Ende zugeht – aber all das geschieht in der Ordnung.
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Einheit der Welt. Ich bekenne mich dazu, ein schlichtes Gemüt zu sein – zumindest aus Ihrem Blickwinkel heraus. Wie heißt es so schön: Kinder und Narren sagen die Wahrheit… 😉
Für mich ist es spannend zu sehen: Wir Menschen gehen von der Einheit allen Seins aus. Alles um uns herum sagt, dass dem so ist. Nun beginnen wir alles zu untersuchen und kommen immer stärker in die Details und vergessen, dass alles eine Einheit ist. Gleichzeitig erkennt man im Mikrokosmos des Lebens schon, dass alles Leben eine gleiche Grundlage hat, dass alles zusammenhängt usw. Wenn man vom Menschen als Wesen spricht, das aus Sternenstaub besteht, dann sieht man ja auch die Einheit des menschlichen Wesens mit den kosmischen Vorgängen. Von daher ist die Frage nach der Einheit keine, die nur einfache Gemüter betrifft. Auf materialistischer Ebene sieht man sie ja schon. Aber es kommt auf das „mehr“ an. Dieses „mehr“ wird von materialistischen Weltinterpreten als Zufall angesehen, denken ist nichts anderes als ein Zufallsprodukt der Materie. Selbstbewusstsein – kam irgendwie, ist alles materiell zu erklären. Aber: Menschen, die die Welt nicht pur materialistisch erklären, suchen eine Einheit auf einer anderen Ebene. Der gesamte Materialismus, wie er sich mir darstellt, ist der Versuch, die Einheit von dat janze philosophisch zu erklären. Sind das alles nur „einfache Menschen“?
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Zeiten unterscheiden sich von einander – auch philosophisch und religiös. Es gibt kein Feststehen. Dass sich die Übergänge aber überschneiden, dass sie nicht abrupt kommen, ist auch mir klar. Man spricht ja auch von jeder Generation – die gibt es im Grunde ja auch nicht im starren Sinn. Von daher rennen Sie bei mir offene Türen ein. Aber es wird in der Retrospektive deutlich, dass sich das Gottesbild in den jeweiligen Zeiten wandelt – trotz gleichzeitiger Konstanz. Aber das jetzt weiter auszuführen, fehlt mir die Zeit.
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Sie legen Wert darauf, dass alles redaktionell zusammenpasst – mit Blick auf die Schöpfungsgeschichte. Was ist aber, wenn es Menschen vor ca. 2500 Jahren auf diese Frage überhaupt nicht ankam? Was ist, wenn es Menschen in unserer Zeit auf diese Fragen überhaupt nicht ankommt? Ich frage die Weinbergschnecke auch an jedem Tag, warum sie nicht auf vier Beinen durch die Gegend rennt. Ein schlampiges Vieh. Sie bringt mir bei: Das, was Du denkst und von mir forderst, interessiert mich nicht die Bohne. Ich bin ich, ich habe mein Wesen – und (ich als empathischer Mensch gehe mal davon aus, dass sie denkt:) freue mich meines Schneckenwesens.
Holger Gronwaldt
25. November 2018 um 0:00 Uhr
Kunst setzt das Verständnis dessen, was man darstellen will, voraus. Kunst ist also bereits die Verarbeitung des Verstandenen. Die Religionen hingegen können überhaupt nichts zum Verständnis der Welt beitragen, da sie von unbegründeten Hypothesen ausgehen, die sie dann nicht mehr in Frage stellen.
Wissen dient zum Teil dazu, die Irrtümer der Religionen aufzudecken und an ihre Stelle gesichertes Wissen zu setzen.
Hinter „Gott“ fehlt ein Fragezeichen! Ansonsten wäre es eine reine Zweckbehauptung, die durch keinerlei Anhaltspunkte gestützt wird, zumal die „Ordnung“ ja nur in den Gesetzen der Natur, nicht aber im „Wesen“ des Universums angelegt ist. Jeder Asteroid oder andere Himmelkörper, der sich der Erde nähert oder sogar mit ihr kollidiert, beweist das chaotische Element in der Struktur der Welt.
„Einheit der Welt“ ist wieder so ein Schlagwort, das zwar einfache Gemüter (caelo?) beeindrucken mag, das aber ohne weitere Erläuterung/Definition nicht viel mehr als eine weitgehend leere Worthülse bleibt.
Tut sie das? Ich denke, der Begriff „Zeit“ (wenn damit die Anschauung „der“ Menschen zu einer bestimmten Epoche gemeint ist) ist eine fixe Idee derjenigen, die zu wenig von der Welt verstanden haben. Jede Epoche wird immer nur von Individuen mit mehr oder weniger Überblick wahrgenommen und somit gibt es eine Vielzahl und damit auch Vielfalt von Wahrnehmungen, sodass eine einheitliche Sicht auf die Verhältnisse objektiv gar nicht möglich ist. Wer sollte denn den Standard setzen, was „richtig“ und was „falsch“ wahrgenommen wird?
Zwei von vielen Schöpfungsmythen, die auch noch die Besonderheit haben dass sie einander inhaltlich weitgehend ausschließen, obwohl sie in derselben Märchensammlung unmittelbar aufeinander folgen. Das ist wohl das Ergebnis einer sehr schlampigen redaktionellen Bearbeitung.