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Atheismus und Christentum

Ausgangstext der Diskussion 25.12.2018: https://blog.wolfgangfenske.de/2018/12/25/das-wort-wurde-mensch/

Das Wort wurde Mensch - von Wolfgang Fenske
Veröffentlicht am 25. Dezember 2018

Das Wort wurde Fleisch – das heißt: „Mensch“ – , so schreibt der Evangelist Johannes. Ein Wort, Lufthauch, Klangwellen wurden Handfestes, wurden Mensch. Das ist unbegreiflich.

Wir Menschen können uns das alles nicht denken. Wenn wir uns nicht täglich im Spiegel sehen würden, würden wir nicht denken, dass es so ein großes Wunder geben kann – wie Leben. Wenn wir die Welt nicht sähen, würden wir nie auf den Gedanken kommen, dass es so etwas Vielfältiges überhaupt geben könnte, in Schönheit und Verzerrung, in Glück und Leiden, in Ablehnung und liebende Einheit.

Und dieses Wort des Johannesevangeliums geht noch darüber hinaus. Gott selbst, der Schöpfer des Himmels und der Erde wurde Mensch. Das Nichtgeschöpf wurde Geschöpf. Er wurde einer von uns. Er lebte, lachte, liebte, litt – so wie wir. Genauso wie wir. Gott wurde in Jesus von Nazareth Mensch. Dieses Wunder aller Wunder feiern wir an diesem Tag.

 

Diskussionsfaden
6 Kommentare/ Antworten

 

Holger Gronwaldt
25. Dezember 2018 um 10:22 Uhr

Das ist unbegreiflich.

Ja und nicht nur deswegen ist es ja auch nie passiert.
Jesus war ein normaler Mensch und entgegen den Behauptungen der Theologen sind die Umstände seiner Geburt völlig unbekannt. Man hat ihn erst nach seinem Tod zu einem Gott hochstilisiert und dann alle möglichen Geschichten um ihn herum zusammengesponnen, das lässt sich ehrlicherweise nicht leugnen, auch wenn das für die Theologie ein großes Problem darstellt, da es die Grundlage des ganzen christlichen Glaubens ad absurdum führt.

Gott selbst, der Schöpfer des Himmels und der Erde wurde Mensch.

In diesem Satz drückt sich wunderbar die ganze Überheblichkeit der Menschen, die diesen Unsinn glauben, aus: wir sind so wichtig, dass sich das ganze Universum nur um uns dreht. 10^25 Sonnen existieren nur zu dem Zweck, dass um eine davon ein vergleichsweise unbedeutender Planet zum Mittelpunkt des Universums werden kann, auf dem der Urheber des Ganzen Selbstmord begeht, damit er sich selber für den Missgriff Mensch
vergeben kann, denn er war nicht in der Lage, den Menschen so zu schaffen, dass dieser Selbstmord überflüssig wurde.

Und obwohl er das hätte wissen müssen – denn er ist ja allwissend – und hätte verhindern können – denn er ist ja auch allmächtig – wollte er das nicht – obwohl er außerdem allliebend ist – und hat mehrfach Massenmord begangen und befohlen.

Wenn Gott mich liebt – wie sollte ich mich und meinen Mitmenschen nicht lieben?

Das erklärt auch sehr schön, warum Christen über die Jahrhunderte Millionen von Mitmenschen umgebracht haben, z. T. nur deshalb, weil diese auf die „falsche“ Weise an den „einen, liebenden Gott“ geglaubt haben.

Aber keine Behauptung ist unsinnig genug, als dass sie nicht von einem Theologen formuliert werden könnte.

In diesem Sinne: Fröhliche Saturnalien!

 

Wolfgang Fenske
26. Dezember 2018 um 8:47 Uhr

Wieder einmal: Theologen = Feindbild. Die Umstände der Geburt Jesu sind auch für Theologen unbekannt. Darum gibt es ja die Exegese, die versucht, Licht in das historische Dunkel zu bringen. Manche sind aus ihrer Forscher-Perspektive extremer, manche weniger extrem. Das bringt Forschung so mit sich, dass unterschiedliche Meinungen miteinander ringen, Argumente gesucht und gefunden werden usw. usw. usw. Wie es in der Forschung so ist. Unabhängig von der historischen Sicht, was Jesus selbst betrifft, gibt es die historische Sicht auf die Texte. Diese liegen nun einmal vor. Und diese sind wieder anders zu interpretieren als die Frage nach dem historischen Jesus. Was hat Matthäus, was hat Lukas ausdrücken wollen? Und: Warum hat die frühe Gemeinde beide einander in Teilen widersprechende Texte aufgenommen? So kann dann eine noch weiter führende Frage lauten. Wie dem allem auch sei: Aus meiner Perspektive spricht Gottes Geist durch diese Texte, darum regen sie in uns Menschen ganz tiefe Schichten an. Ich bin kein Freund des Psychiaters und analytischen Psychologen C.G. Jung. Aber vielleicht bringt seine Deutung Sie ein wenig weiter. Laienhaft gesagt: In uns Menschen schlummern uralte Vorstellungen und Bilder. Diese können durch Texte angeregt werden. Und wenn Texte und die in uns schlummernden Bilder zusammenkommen, dann bewirken Texte etwas in uns. Aus meiner Sicht konnten Lukas und Matthäus diese Texte so formulieren, in uns Menschen etwas anregen, weltweit und durch die Zeiten hindurch, weil der Geist Gottes sie leitete. Beweisen kann ich das nicht. Zumindest handelt es sich um einen so genannten „schwachen“ Beweis – dazu gehört, dass diese Deutung für mich plausibel ist.

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Über Allwissenheit, Allmacht usw. haben wir auch schon häufig diskutiert: Sammlung der Blog-Beiträge zum Thema "Gott und Gottesbilder"

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Solche Zahlen… – einfach mal eine hohe Zahl möglichst unbestimmt in den Raum stellen. Wird schon irgendwie stimmen. Das ist keine ernst zu nehmende Argumentation, wie Pauschalisierungen insgesamt nicht. Dennoch: Viele mächtige Glaubensvorfahren haben äußerst schlimm gegen Gottes Willen gehandelt. Von daher wissen wir in der Kirche, dass die größten Feinde der Kirche in der Kirche sind, eben auch diejenigen, die meinen, Gottes Willen zu tun, diesen aber mit ihren eigenen Machtgelüsten verwechseln. Aber nicht nur mächtige, sondern auch „kleine“ Leute, die andere angegriffen haben, weil sie ihr statisches Weltbild durch lebendigen Glauben gefährdet sahen. Das ist alles nicht neu, und ich nannte schon Johannes den XXIII. der einem kommunistischen Diplomaten gesagt haben soll: Was wir in 2000 Jahren nicht geschafft haben, die Kirche zu zerstören, das schafft ihr auch nicht. Dieses „wir“ kämpfen auch als Glaubende gegen Gott, so wir ihm nicht allen Raum in uns lassen, das müssen wir immer wieder bekennen. „Wir“ sind es. Nicht nur die bösartigen Vorfahren. Von daher rennt Ihr Angriff offene Türen ein.

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Und das Feindbild: Theologen – ist unsinnig. Aber Sie scheinen es zu benötigen, damit Sie besser rundumschlagen können.

 

Holger Gronwaldt
26. Dezember 2018 um 21:33 Uhr

Darum gibt es ja die Exegese, die versucht [Hervorh. d. Verfasser], Licht in das historische Dunkel zu bringen.

Nach allem, was wir heute wissen, wird es wohl ewig bei dem Versuch bleiben, denn wir haben überhaupt keine verlässlichen Quellen aus jener Zeit und die Hoffnung, irgendwann doch noch welche zu finden, ist gleich null.

Das bringt Forschung so mit sich, dass unterschiedliche Meinungen miteinander ringen,

Ja, aber nur Meinungen, die auf Fakten aufbauen, haben schließlich eine Chance, sich durchzusetzen. Das ist hier nicht der Fall, da es keine entsprechenden Fakten gibt.

Was hat Matthäus, was hat Lukas ausdrücken wollen?

Das, was ihrer für uns unmaßgeblichen Meinung nach sie für ihre eigenen Gemeinden für wichtig hielten. Nicht weniger, aber auch nicht mehr. Und damit hat es keine Relevanz mehr für uns, seit wir erkannt haben, dass die Geschichten faktisch nicht haltbar sind.

Warum hat die frühe Gemeinde beide einander in Teilen widersprechende Texte aufgenommen?

Auch das wird wohl eine offene Frage bleiben, da es unerfindlich ist, nach welchen Kriterien bestimmte Texte in die christliche Bibel aufgenommen wurden und andere Texte nicht. War wohl hauptsächlich der Privatmeinung derjenigen geschuldet, die sich mit ihren Vorlieben durchsetzen konnten.
So weit ich weiß, wäre es heute vielen Theologen sehr viel lieber, wenn z. B. die Offenbarung nicht Eingang in den Kanon gefunden hätte. Das ist sogar eine Meinung, der ich mich gerne anschließe, wenn ich erfahre, welch ungeheuerliche Konsequenzen aus diesem verrückten Buch für die gaze Menschheit erwachsen könnten, Stichwort Amageddon. Insbesondere große Teile der US-amerikanischen Bevölkerung sind gegen diesen Schwachsinn nicht immun.

Solche Zahlen… – einfach mal eine hohe Zahl möglichst unbestimmt in den Raum stellen. Wird schon irgendwie stimmen.

Falls Sie damit die von mir genannte Abschätzung der Sternenzahl meinen, sollten Sie vorsichtiger argumentieren, wenn Sie keine Ahnung haben. Dass es wesentlich weniger sein könnten, würde heute kein Astronom mehr behaupten, eine noch viel größere Zahl wird dagegen nicht unbedingt ausgeschlossen.
Aber die genaue Zahl spielt für mein Argument gar keine Rolle, denn bereits 100 Sterne würden ausreichen, die Behauptung von „gottgewollten“ Menschen ad absurdum zu führen. Wäre sie wahr, würde bereits EINE Sonne mit EINEM Planeten Erde ausreichen, der ganze Rest wäre völlig überflüssig. Warum also sollte ein Gott, der noch alle Tassen im Schrank hat, einen solch immensen Aufwand treiben, nur um uns Menschen dazu zu bringen, ihm zu lobhudeln? Hat dieses imaginäre Wesen trotz dieser gigantischen Leistung einen solchen Minderwertigkeitskomplex, dass es sich von uns Menschen immer wieder bestätigen lassen muss?
Und sagen Sie jetzt nicht wieder, dass sich Ihr Gott nicht nach unseren Vorstellungen richten muss, denn dann muss er es nach Ihren auch nicht und ALLE Ihre „Argumente“ bezgl. des „Willens“ Ihres Gottes wären Makulatur (was sie allerdings objektiv betrachtet tatsächlich sind).

äußerst schlimm gegen Gottes Willen gehandelt.

Für eine solche These müssten Sie den Willen Ihres Gottes kennen, den kennen aber weder Sie, noch Ihre Kollegen, die dies ebenfalls behaupten, aber z. T. zu ganz anderen Ergebnissen kommen.

die meinen, Gottes Willen zu tun

Das ist überaus lustig! Sie „meinen“, andere hätten eine falsche Sicht auf den „Willen Gottes“, aber auch Sie besitzen keinerlei verlässliche Kriterien, an denen Sie Ihre Meinung festmachen könnten und je nachdem, welche persönlichen Schwerpunkte Sie oder andere setzen, kommen u. U. total gegensätzliche „Erkenntnisse“ dabei heraus. So ist es von Beginn an gewesen und so wird es bleiben, solange Religion überhaupt noch eine Rolle in der Menschheit spielt: Fast JEDER Gläubige interpretiert aufgrund zahlreicher, voneinander abweichender Vorstellungen den „Willen“ seines Gottes anders, als diejenigen, die meinen, an denselben Gott zu glauben. Sind die Differenzen groß genug, dann formt man eine eigene Sekte oder sogar eine eigene Konfession. Die Beliebigkeit der religiösen Weltinterpretationen ist nämlich mangels konkreter Anknüpfungspunkte an die Realität nahezu unbegrenzt.

statisches Weltbild durch lebendigen Glauben gefährdet sahen

Auch dieser Vorwurf dürfte uralt sein: der eine unterstellt dem anderen, sich vom tradierten Gottesbild zu weit zu entfernen und der andere kontert damit, dass der eine rückständig sei.
Das Problem ist aber, dass es beim Verkündigen der „ewigen Wahrheit“ eigentlich überhaupt keine Entwicklung geben dürfte, andererseits aber die Widersprüche mit laufender wissenschaftlicher Erkenntnis irgendwann so groß werden, dass man alte Standpunkte über Bord werfen MUSS, wenn man sich nicht völlig lächerlich machen will. Oder kennen Sie einen anderen Grund, weshalb die rkK den Limbus Puerorum quasi mit einem Federstrich abgeschafft hat?

Johannes den XXIII. der einem kommunistischen Diplomaten gesagt haben soll: Was wir in 2000 Jahren nicht geschafft haben, die Kirche zu zerstören, das schafft ihr auch nicht.

Dass es ein Papst gesagt haben soll, macht es auch nicht richtiger, schließlich haben bisher ALLE Päpste Dinge behauptet, die sich später als falsch erweisen haben, bzw. schon zu dem Zeitpunkt, als sie geäußert wurden, falsch waren.
Religionen wird es wohl noch eine ganze Weile geben, aber dass der Einfluss der Religionen auf die Menschheit in zunehmendem Tempo schwindet, lässt sich wohl kaum mehr leugnen. Irgendwann in nicht allzu ferner Zukunft könnte es eine erwachsen gewordene Menschheit schließlich doch schaffen, sich vom irrationalen Joch der diversen Religionen zu befreien. Zumal die weitaus größte Zahl aller Religionen, die es je gegeben hat, inzwischen ohnehin auf dem Schutthaufen der Geschichte gelandet ist. Wie könnte also ein Gläuniger sicher sein, dass es seiner Religion nicht früher oder später auch so gehen wird?

kämpfen auch als Glaubende gegen Gott, so wir ihm nicht allen Raum in uns lassen,

Wieder eine hohle Phrase, denn die Meinung darüber, welchen Raum und wie viel davon der jeweilige Gott einnehmen sollte, ist auch individuell verschieden.
Außerdem: Woher wollen Sie überhaupt wissen, dass es Ihr Gott ist, der „Raum in Ihnen“ beansprucht? Es könnte ja auch ein ganz anderer sein (der „echte“?), oder Satan, oder alles ist auch bei Ihnen genau so Einbildung, wie Sie meinen, dass es bei anderen sein müsse, wenn die nicht demselben Gott denselben Raum einräumen wie Sie.
Sie sehen also, Ihre These bleibt hohl und kann durch keinerlei Belege mit Inhalt gefüllt werden.

Und das Feindbild: Theologen – ist unsinnig.

Ab und zu hielte ich es für ganz nützlich, wenn Sie Ihre so dahingeworfenen Behauptungen auch mal durch ein Argument oder einen Beleg stützen würden.
Ein „Feindbild“ Theologe brauche ich nicht, aber Theologen liefern durch den Unsinn, den sie öffentlich in die Welt setzen, so viel Angriffsfläche, dass es schon fast egal ist, an welchem Punkt man deren Thesen zerpflückt.

 

Holger Gronwaldt
25. Dezember 2018 um 22:16 Uhr

Ein Wort, Lufthauch, Klangwellen wurden Handfestes, wurden Mensch. Das ist unbegreiflich.

Eben! Und aus diesem und einer ganzem Reihe von anderen Gründen ist es auch nicht wahr.

Als Theologe sollten Sie wenigstens eine rudimentäre Kenntnis der Entstehungsgeschichte des NT und insbesondere des Johannis-Evangeliums haben, auch wenn Theologen oft dazu neigen, sich zu Dingen zu äußern, von denen sie herzlich wenig verstehen.

Doch auch Ihnen ist bekannt, dass das Johannis-Evangelium erst zu Beginn des 2. Jdhts. u.Z. niedergeschrieben wurde , sein Autor also noch weniger über Jesus wusste als die Verfasser der anderen Evangelien. Infolgedessen ist dieses Evangelium auch das abenteuerlichste, das am allerwenigsten mit dem realen Jesus zu tun hat.

Über dessen kryptische Formulierungen lässt sich natürlich herrlich schwafeln – was die Lieblingsbeschäftigung aller Theologen ist – nur sollte sich niemand der Illusion hingeben, dass das noch etwas mit Realität zu tun hätte. Historisch gesehen ist dieses Evangelium bezogen auf das Leben Jesu also komplett wertlos, es sagt bestenfalls etwas darüber aus, wie sich sein Autor den eigenen Glauben vorstellte und was er davon seiner Gemeinde mitteilen wollte. Das war’s dann aber auch; keine „göttliche“ Inspiration, kein „heiliger“ Geist, die hier die Feder geführt hätten.Wäre auch schwer vorstellbar bei all dem Unsinn, den auch der Autor von „Johannis“ in seinem Evangelium ausbreitet.

Wie überhaupt die Frage gestellt werden muss, dass ein Mensch, der mehr als nur bis drei zählen kann, auf den verwegenen Gedanken kommen kann, dass ein Sammelsurium von Schriften, die über weite Strecken ethisch absolut verwerflich sind, faktisch ein Weltbild vermitteln, dass an Primitivität kaum noch zu unterbieten ist und letzten Endes nur durch politisch günstige Umstände überhaupt Bedeutung erlangen konnte, mittels Einwirken einer „höheren“ Entität zustande gekommen sein soll?

 

Wolfgang Fenske
26. Dezember 2018 um 8:26 Uhr

Ich habe ein Buch über das Johannesevangelium geschrieben: Der Lieblingsjünger (Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2007). Es stellt sich komplizierter dar, als Sie es darlegen. Ich kann es Ihnen natürlich nicht verübeln, dass Sie es so vereinfachen. Aber kurz gesagt: Das Johannesevangelium stellt sich aus meiner Sicht so dar, dass es auf einen alten Kern zurückgeht, das dann von den Schülern des Johannes redigiert und überarbeitet worden ist.

Unabhängig davon: Was die Einordnung der Bibel betrifft, Gott, Geist Gottes, Jesus Christus, Auferstehung… – wir diskutieren seit über einem Jahr darüber. Ich bin anderer Meinung als Sie, Sie anderer als ich. Von daher sollte die Diskussion sich zumindest in dieser Hinsicht weiter entwickelt haben: Solche pauschalen Aussagen wie sie sich wieder in Ihrem Kommentar befinden, sollten keinen Raum mehr bekommen. Dass Sie sich freuen, nicht zu den primitiven Glaubenden zu zählen, ok, so sei es. Ich freue mich, glauben zu dürfen.

Zum Thema Bibel: Sammlung der Blogbeiträge zum Thema "Bibel und Bibelverständnis"

 

Holger Gronwaldt
26. Dezember 2018 um 19:54 Uhr

Ich habe ein Buch über das Johannesevangelium geschrieben: Der Lieblingsjünger (Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2007). Es stellt sich komplizierter dar, als Sie es darlegen. Ich kann es Ihnen natürlich nicht verübeln, dass Sie es so vereinfachen. Aber kurz gesagt: Das Johannesevangelium stellt sich aus meiner Sicht so dar, dass es auf einen alten Kern zurückgeht, das dann von den Schülern des Johannes redigiert und überarbeitet worden ist.

Sind Sie sicher, dass Sie mit dieser These bei Ihren Kollegen auf große Akzeptanz stoßen?

Meines Wissens ist der Autor des Johannesevangeliums völlig unbekannt, es wurde erst zu Beginn des 2. Jhdts. u. Z. geschrieben und weicht inhaltlich so stark von den übrigen Schriften des NT (hauptsächlich der synoptischen Evangelien) ab, dass es äußerst zweifelhaft ist, dass dessen Autor Jesus gekannt hat oder nähere Bekanntschaft mit Augenzeugen der damaligen Ereignisse gemacht hat.

Ich gebe aber gerne zu, dass Sie auf dem Gebiet die größere Kompetenz haben, da Sie sich speziell damit beschäftigt haben und ich nicht. Andererseits ist mir jedoch aufgefallen, dass Ihr Buch, das ja eigentlich eine revolutionäre neue Deutung beinhaltet, bei Ihren Kollegen anscheinend kaum Resonanz hervorgerufen hat.
Zumindest befindet sich bei amazon nicht ein einziger Kommentar dazu, weder positiv noch negativ. Und das gibt bei einem so brisanten Thema dann doch etwas zu denken.

Was die Einordnung der Bibel betrifft, Gott, Geist Gottes, Jesus Christus, Auferstehung… – wir diskutieren seit über einem Jahr darüber. Ich bin anderer Meinung als Sie, Sie anderer als ich.

In einem Blog muss man anders verfahren, als dies bei einem privaten Briefwechsel üblich wäre.
Ich schreibe ja nicht speziell für Sie, sondern auch für potenzielle Mitleser – auch wenn es nur wenige zu geben scheint – die dann zu jedem Zeitpunkt in die Diskussion einsteigen können sollen, ohne vorher stundenlang nachlesen zu müssen, was wir vor Wochen oder Monaten einmal kontrovers diskutiert haben.
Deshalb sind inhaltliche Wiederholungen bisweilen notwendig. Zudem kann es ja auch sein, dass von meiner Seite neue Gesichtspunkte einfließen, da ich mich natürlich auch ständig zu diesem Thema weiterbilde und nicht auf einem Kenntnisstand verharre. Allerdings sehe ich bisher wenig Anlass, aufgrund weitergehender Kenntnisse meinen Standpunkt wesentlich zu ändern, obwohl ich das für die Zukunft auch nicht ausschließen möchte.
Als Naturwissenschaftler ist man schließlich gewöhnt, im Lichte neuer Erkenntnisse alte Meinungen über Bord zu werfen, was bei Theologen wohl selten bis nie vorkommt.

Original-Blog: https://blog.wolfgangfenske.de

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Wolfgang Fenske © 2019